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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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ernst.«
    Kyle versuchte, auf die Fernbedienung zu drücken. »Kannst du diesen Scheiß mal wegzappen?«
    Ich beugte mich über ihn und ging die Sender durch.
    »Stopp!«, brüllte er. Geparden düsten über die Serengeti. »Cool«, murmelte Kyle.
    Ich hatte große Lust, die Kiste abzuschalten. »Kyle?«
    »Ich bin hier«, sagte er. »Du brauchst nicht so zu schreien.«
    »Tut mir Leid«, sagte ich. Ich war nervös.
    »Wusstest du«, fragte Kyle, »dass Gepardenmännchen manchmal ihre Jungen fressen?«
    »Faszinierend.«
    »Ich hätte Tierarzt werden sollen«, meinte Kyle mit sehnsuchtsvollem Blick auf die Mattscheibe.
    Ich stellte ihn mir vor, wie er auf irgendeinem abgelegenen Bauernhof einem Lamm auf die Welt half. »Yassi hat gesagt, dass irgendwas Schlimmes auf dich zukommt.«
    »Schon passiert«, antwortete er. »Guck mich an.«
    »Schon klar.«
    »Yassi hält sich für Nostradamus«, rief er aufgeregt. »Aber sie weiß einen Scheiß!«
    »Ich sollte dich warnen.« Schuldgefühle breiteten sich in mir aus.
    Kyle lachte. »Wovor?«
    »Vor dem hier.«
    »Ich hab dir doch erzählt, wie’s passiert ist.«
    »Ich versuche bloß, dir zu glauben.«
    Er sah mich entgeistert an. »Mir zu glauben?«
    »Ja.«
    »Was gibt’s denn da nicht zu glauben?«
    »Eine Menge«, gab ich zurück.
    »Ich habe dir gesagt, was abgegangen ist.«
    »Schon«, sagte ich. Das erklärte nur nicht Yassis Hysterie. Oder den Bullen, der da draußen stand. »Was sollte das dann letztens?«, fragte ich.
    »Was soll da gewesen sein?«
    »Du hast gesagt, dass du dir Sorgen machst.«
    Er versuchte, die Achseln zu zucken, aber das misslang.
    »Das lag an diesen Scheißdrogen.«
    »Was für Drogen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wie kann man so was nicht wissen?«
    »Ich hatte morgens einen durchgezogen«, sagte Kyle. »Da redet man schon mal Mist.«
    »Was ist mit Yassi?«
    Er stöhnte. »Fängst du jetzt wieder damit an?«
    »Ja«, bohrte ich weiter. »Sie hat gesagt, du hättest das Netz gefickt.« Kyle grinste. »Netz?«
    Ich nickte.
    »So was wie das Kabelnetz, ein Fernsehsender?« Er lachte über seinen eigenen Witz.
    »Yassi meinte, es gäbe ein Netz.«
    »Was für’n Netz?« Kyle verzog sein verbeultes Gesicht.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Klingt wie irgendwas von DeLillo«, sagte er. »Aber nicht nach
    Yassi.«
    »Yassi meinte, dass dir jemand wegen Christian was antun wollte.« »Wie ich dir schon sagte: Es waren Kubaner«, behauptete Kyle und stieß einen Seufzer aus. »Wer ist überhaupt Christian?«
    »Dein Dealer, schon vergessen?«
    »Ach ja«, runzelte er die Stirn. »Der tote Euro.«
    »Dieser Euro war der Freund von Yassis Schwester.«
    Yassi zog seine noch unversehrte Augenbraue hoch. »Yassi hat keine Schwester.«
    »Sie sagt, sie hätte eine.«
    »Sie lügt wie gedruckt.«
    »Ich hab sie aber gesehen.«
    »Wen?«
    »Yassis Schwester.« Inzwischen brüllte ich fast.
    »Soll ich’s dir noch mal sagen?«, brüllte er zurück. »Sie hat keine einzige verfickte Schwester!« Er versuchte, sich vorzubeugen und verzog das Gesicht. »Verdammte Scheiße.«
    Eine ganze Weile schwieg ich. Wir starrten beide auf den Fernseher. Der Sprecher erzählte gerade, dass Geparden auf kurzen Strecken die schnellsten Tiere der Welt seien.
    »Sie sah Yassi aber ähnlich«, fuhr ich schließlich fort. Meine Stimme hatte an Intensität verloren.
    »Und was hat das jetzt mit dem Rest zu tun?«
    »Viel!«
    Kyle schüttelte den Kopf. »Du bist doch auch nicht mehr ganz dicht.«
    Langsam war ich geneigt, ihm zuzustimmen. Dennoch gab ich nicht nach. »Yassi hat gesagt, du würdest mit drinhängen.«
    »Wo mit drinhängen?« Wieder legte er sein Gesicht in Falten.
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. »In der ganzen Sache, in dieser Christian-Geschichte.«
    »Die soll sich verpissen«, wütete er. »Die Schlampe will doch nur ihren Arsch retten.«
    »Und wovon redest du jetzt?«
    »Vergiss es«, sagte er und verzog die Lippen wie ein schmollendes Kleinkind.
    »Du musst ganz schönen Mist gemacht haben, um auszusehen, wie du jetzt aussiehst.«
    »Nein«, beharrte er. »Ich hab eins drauf gekriegt, weil ich der Pussy zu nahe gekommen bin.«
    Der Cop draußen hatte Recht. Kyle war ein Drecksack. Aber warum war der Bulle überhaupt da? Ich war gespannt auf Kyles Erklärung.
    »Du weißt wahrscheinlich, dass vor deiner Tür ein Cop steht, oder?«
    »Ja«, sagte er. »Ist eben aufgetaucht. Keine Ahnung, warum die meinen, ich könnte abhauen.«
    »Vielleicht soll

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