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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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wartete, aber Malcolm schien mir dazu nichts weiter erzählen zu wollen. Er entschuldigte sich und ging zur Toilette. Ich hätte schwören können, dass seine Nase drei Schattierungen röter war, als er schließlich zurückkam. Aber vielleicht bildete ich mir das ja auch nur ein.
    Die Kellnerin brachte unseren Kaffee. Ich nahm einen Schluck. Er schmeckte wie Kaffeesatz pur. Ein paar flockenartige Stückchen trieben auf der Oberfläche.
    »Haben Sie gewusst, dass Ihr Monster es gewagt hat, mein Stück zu kritisieren?«, fragte Malcolm. Er wirkte wie ein Stinktier, das jeden Moment sein Sekret abschießen würde.
    Mit Monster konnte nur einer gemeint sein. »Sie meinen Kyle?«
    Malcolm schnaubte. »Ich hab Ihnen doch erzählt, wie er auf der Suche nach Ihnen durch Barneys gerast ist?«
    »Oh, ja.«
    »Er hat sich aufgeführt wie ein Neandertaler.« Malcolm schüttelte den Kopf. »Ich war überrascht zu hören, dass er reges Interesse an meinen Stücken gezeigt haben soll. Obwohl ich natürlich weiß, wie unwiderstehlich ich schreiben kann - selbst für Idioten.«
    Ich dachte nicht daran, Kyle zu verteidigen. Es hatte ohnehin keinen Sinn, Malcolm überzeugen zu wollen, dass Kyle intellektuell durchaus ernst zu nehmen war.
    Stattdessen nickte ich. »Ihm gefiel das Stück.«
    Malcolm horchte auf. »Tatsächlich? Erzählen Sie.«
    »Er fand es witzig.«
    »Ist das alles?«, knurrte er.
    »Und klug.« Das hatte Kyle zwar nicht gesagt, aber ich hielt es für das Beste, Malcolm zu besänftigen.
    Er stieß ein Grunzen aus. »Die Bullen haben gesagt, dass seine Kommentare ziemlich tiefsinnig waren.« Malcolm trank einen Schluck Kaffee. »Aber was wissen die schon? Analphabetische Schwachköpfe.«
    »Wird auf der Polizeischule nicht auch Shakespeare gelehrt?«
    »Ha ha«, lachte er künstlich. »Kein Wunder, dass Sie es mir nie zurückgegeben haben. Ich dachte mir schon, dass Sie es ob meines wundersamen Genies nicht rausrücken wollten!« Er trank noch einen Schluck und schüttelte sich. »Der Kaffee hier ist richtig gemein.«
    »Haben die Cops es Ihnen zurückgegeben?«
    »Sie haben es mir noch nicht einmal gezeigt.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Beweisstück. Können Sie sich das vorstellen? Malcom Foxman, ein Rädchen im Getriebe der Justiz.«
    »Was haben sie Ihnen denn noch erzählt?«
    Malcolm schüttelte den Kopf. »Nichts.« Er nahm einen langen Zug. »Außer, dass mein Meisterwerk als Notizblock missbraucht wurde.«
    »Ich hab’s gehört.«
    »Oh, das haben Sie auch erfahren?« Er seufzte. »Und ich dachte, ich würde exklusiv geheime Informationen bekommen.« Er drückte seine Zigarette aus. »Offenbar hat jemand auf meinem ersten Akt eine Nachricht hinterlassen.«
    »Wie beleidigend.«
    »Sie verstehen mich wenigstens«, sagte Malcolm. »Sie waren es doch nicht, oder?«
    Ich sah ihn verletzt an. »Natürlich nicht.«
    »Es hätte auch nicht sein können«, fuhr er fort. »Es sei denn, Sie können Schwedisch.«
    »Da haben Sie mich kalt erwischt.«
    »Ich wusste doch, dass selbst Sie nicht so intellektuell sind.«
    »Wow, danke.«
    »Man hat mir nicht verraten, was da notiert war«, sagte Malcolm, während er seinen Kaffee nachdenklich umrührte. »Nur, dass es streng vertraulich sei.«
    »Streng vertraulich«, wiederholte ich. Wenigstens war Jacob konsequent. Mir war inzwischen aufgegangen, wie es sich abgespielt haben musste. Christian hatte sich etwas auf dem Manuskript notiert, wahrscheinlich, als er über Handy telefoniert hatte. Ich erinnerte mich wieder, dass er während des Gesprächs in Carmis Schlafzimmer verschwunden war. Und ich war jetzt sicher, dass ich das Manuskript dort zuletzt gesehen hatte. Dann musste der Blödmann es einfach eingesteckt und mitgenommen haben. Und wenn es so gewesen war - wovon ich jetzt ausging -, schien mir auch Kyles Geschichte von seiner Langeweile, dem Stück und seinen Notizen glaubhaft. Vielleicht sagte Kyle ja doch die Wahrheit.
    »Und was wollten die Cops von Ihnen wissen?«, fragte ich.
    »Sie wollten wissen, ob ich das Monster und Ihren Nazi näher kennen würde.«
    »Und?«
    »Wieso und?«, sagte Malcolm. »Ich habe beide bei verschiedenen Gelegenheiten kennen gelernt. Das wissen Sie doch.«
    Ich wusste es. Aber ich hatte gedacht, dass Malcolm mir vielleicht etwas Neues erzählen würde.
    »Und das müssen Sie sich mal reinziehen«, fuhr Malcolm fort. »Sie wollten wissen, ob ich ein Alibi habe.«
    Das hätte mir eigentlich absurd Vorkommen müssen. Tat es

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