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Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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überraschen will«, erklärte Jan.
    Das war ein Understatement. Das Hotel war eine Überraschung gewesen, die Halskette ebenfalls. Aber das ... das war doch einfach verrückt. Ich sprach es aus.
    »Mach dir keine Sorgen«, meinte Jan. »Genieß es einfach.« Er lächelte immer noch. Es machte ihm Spaß, das war nicht zu übersehen.
    Wir setzten uns wieder in Bewegung; der Wagen schoss plötzlich voran wie ein losgelassenes Wildpferd. »Ich mache mir keine Sorgen«, sagte ich. »Ich bin nur ein bisschen überrumpelt.«
    »So hatte ich es mir auch vorgestellt.«
    Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Jans Vergnügen war offensichtlich. Dennoch gefiel es mir nicht sonderlich, mich blind in die
    Hände eines anderen zu begeben - selbst wenn dieser andere Jan war. Ich bekam kalte Füße. Solche Spontanaktionen wie diese hier lagen mir einfach nicht. Aber sollte ich jetzt etwa einen Rückzieher machen? Wieder sah ich mir das Ticket an. »Warum kannst du mir nicht einfach sagen, wohin wir fliegen?«
    »Ich will dir die Überraschung nicht verderben.«
    »Das machst du ja nicht«, antwortete ich. »Sag’s mir einfach.«
    »Es wird dir gefallen«, erwiderte er. »Vertrau mir.«
    Ich vertraute ihm. Und das sagte ich ihm auch.
    »Sei doch einfach neugierig«, sagte Jan gut gelaunt.
    »Ich bin neugierig«, antwortete ich. »Aber ich würde es lieber wissen.«
    »Aber ich möchte es dir nicht sagen. Ich weiß, dass es ein bisschen verrückt ist«, fuhr er fort und streichelte meine Wange. »Aber verdirb es mir bitte nicht...«
    Ich wollte es weder ihm noch mir verderben. Wahrscheinlich hatte er lange über diesen Plan nachgedacht. Einfallsreich war er, das musste man ihm lassen. Er hatte sich also in den Kopf gesetzt, mich zu überraschen, und würde wohl kaum nachgeben. Also gab ich es schließlich auf, ihn zu löchern. Ich wusste, dass es ihm nicht nur darum ging, mir zu sagen oder nicht zu sagen, wohin wir fliegen würden. Wenn ich weiter insistierte, bedeutete das auch, dass ich ihm nicht vertraute. In gewisser Hinsicht schien er mich auf die Probe stellen zu wollen. Und ich fragte mich, ob ich die Probe wohl bestehen würde.
    Als wir am Flughafen ankamen, mussten wir irgendwie die Zeit totschlagen, also richteten wir uns in der Cafeteria ein, in der ich das erste Mal mit Jacob gesprochen hatte. Zwei Pappbecher mit bitterem Kaffee standen auf dem Tisch zwischen uns; ein Fernsehgerät lärmte über unseren Köpfen. Die Leute zerrten pralle Koffer und zeternde Kinder hinter sich her. Stimmengewirr in fremden Sprachen drang in mein Ohr. Ich fragte Jan nicht mehr nach unserem Ziel. Schließlich konnte er es ohnehin nicht mehr lange geheim halten: Sobald wir am Gate waren, würde ich es wissen. Aber warum hielt er dieses Versteckspiel so lange aufrecht? Darin sah ich irgendwie keinen Sinn. Ich verstand ihn nicht.
    Eine Ankündigung durchschnitt den Lärm.
    »Das sind wir«, sagte Jan und schob seine Zeitung zusammen. Die Stimme aus dem Lautsprecher hatte fünf Aufrufe hinuntergerasselt. Jan machte keine Anstalten, aufzustehen.
    »Okay«, sagte ich. Mein Magen zog sich zusammen.
    »Eine letzte Zigarette«, sagte er und entzündete ein Streichholz. Ich rauchte auch eine. Mangels Körpermasse stieg mir das Nikotin direkt in den Kopf. Ein Kribbeln drang durch meine Glieder. Wir hatten nicht viel geredet, seit wir angekommen waren. Jan wirkte irgendwie beunruhigt. Vielleicht lag es an meinem fehlenden Enthusiasmus für seinen Plan, vielleicht auch nicht, aber ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, dass ich der Grund für seine plötzlich so finstere Stimmung war. Ich streckte den Arm über den Tisch und nahm seine Hand in meine. Seine Handfläche war warm und feucht.
    »Ist alles okay?«, fragte ich. Jan hatte nie schwitzige Hände.
    Er drückte die Zigarette nach nur zwei Zügen aus. »Klar«, antwortete er.
    »Du bist sauer«, stellte ich fest.
    Er erwiderte nichts. Ich deutete sein Schweigen als Bestätigung. Toll, dachte ich. Ausgerechnet zu Beginn unserer gemeinsamen Reise musste es das erste Missverständnis geben. Das war kein gutes Vorzeichen.
    »Tut mir Leid«, sagte ich, ohne zu wissen, warum ich mich entschuldigte. Ich hasste Streit. Ich wollte die Harmonie zwischen uns so schnell wie möglich wiederherstellen.
    »Ich hätte mir nur gewünscht«, begann er und stand auf, um mich mit seinen kühlen, blauen Augen von oben herab zu betrachten, »dass du mir vertraust.«
    Also das wieder. Warum hatten wir plötzlich

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