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Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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Benommenheit abzuschütteln, aber dann drehte ich mich um und schlief wieder ein.
    Als ich wieder aufwachte, war es sieben Uhr. Jan war nicht im Zimmer. Ich war zwar kein Frühaufsteher, aber quälte mich trotzdem aus dem Bett und zog die schweren Vorhänge vom Fenster. Draußen sah es ungemütlich aus; die Sonne versteckte sich hinter einer Masse schmutziggrauer Wolken. Ich zog einen der dicken weißen Frottee-Bademäntel an, die hier für die Hotelgäste bereithingen. Jan hatte seinen nicht angerührt - er hing immer noch an der Rückseite der Badezimmertür. Vielleicht war er kurz rausgegangen, um sich eine französische Zeitung zu besorgen.
    Ich wanderte im Zimmer herum. Dann schaltete ich den Fernseher an. Ich zappte eine Weile durch die Programme, bis ich die Morgennachrichten fand. Dann setzte ich mich auf den Schreibtisch und rief den Zimmerservice an. Ich musste Jans Papiere wegschieben, um die Karte zu finden. Plötzlich fiel mir auf, dass dort zwei Reisepässe lagen. Das kam mir komisch vor. Ein belgischer Pass - natürlich - und einer aus Surinam. Welche Verbindung mochte er zu Südamerika haben? Wieder fiel mir ein, dass er offensichtlich viel Kohle hatte. Es war anzunehmen, dass man mit Edelsteinen reich werden konnte. Und wenn man reich war ... Dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich noch einiges über Jan zu lernen hatte.
    Er kehrte mit zwei Cappuccinos und einem Stapel Zeitungen zurück. Während wir den Kaffee tranken, planten wir den Tag. Ich würde ein Taxi zu Carmis Wohnung nehmen und sie für seine Rückkehr vorbereiten. Dann würde ich packen und meine Mutter anrufen. Jan käme mich gegen fünf abholen. Und dann ginge die Reise los.

33
    ch bat den Taxifahrer, mich nicht direkt vor Carmis Wohnung rauszulassen, damit ich ein letztes Mal durch Manhattan schlendern konnte. Ich wollte noch einmal die Ausmaße der Stadt auf mich wirken lassen.
    Ganz im Abschiedsblues betrat ich die Eingangshalle und lief direkt in Jacob hinein. Er lief ungeduldig auf und ab, als ob er schon eine Weile warten würde. Als er mich sah, rang er sich ein halbes Lächeln ab.
    »Was für eine Überraschung«, sagte ich.
    »Sehr witzig.«
    Ich hatte nicht witzig wirken, sondern nur die Atmosphäre etwas auflockern wollen. Leider war der Schuss wohl nach hinten losgegangen.
    »Louis hat mir gesagt, dass Sie nicht zu Hause sind«, sagte er und musterte mich. Ich wartete darauf, dass er mich fragen würde, wo ich gewesen war.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte ich misstrauisch.
    Jacob blickte sich um. »Gehen wir ein Stück spazieren.« Er deutete auf die Tür.
    »Muss das sein?«, fragte ich, während ich den Reißverschluss meines Mantels aufzog. »Ich hab gerade schon einige Blocks hinter mir.«
    »Wie Sie wollen«, gab er nach und wir setzten uns auf eine Holzbank neben den Briefkästen. Ich war Jacob näher, als mir lieb war, denn die Bank war nicht besonders groß. Ohne es zu wollen, bemerkte ich, dass er sehr gut roch - nicht nach Aftershave, sondern einfach nur frisch gewaschen.
    »Van den Hoven hat mich angerufen«, begann er. »Er hat mir ein paar interessante Details über Ihren Freund Hangerman erzählt.«
    Es kam mir komisch vor, dass jemand Jan bei seinem Nachnamen nannte. Mein Herz begann zu rasen. »Kyle«, stammelte ich, als würde ich ein ausländisches Wort aussprechen.
    »Wir haben ihn aufs Revier mitgenommen.«
    »Also hat er es tatsächlich getan ...« Meine Stimme war nur noch ein Flüstern.
    »Sieht so aus«, antwortete Jacob. »Er hat ein ziemlich verrücktes Alibi. Wir sind gerade dabei, das zu überprüfen.«
    »Das heißt, vielleicht...«
    »Es klingt nicht gerade schlüssig.«
    Er war seiner Sache sicher. Das war nicht zu überhören.
    Jacob warf mir einen raschen Blick zu. »Nehmen Sie es nicht so schwer.«
    Ich gab keine Erwiderung. Es von Jan zu hören, war schon hart gewesen - aber das hier war noch mal was ganz anderes.
    Jacob stand auf. Er war nicht sehr groß. »Eine Sache noch«, sagte er.
    »Was?«
    »Sie werden vermutlich aussagen müssen.«
    »Gegen Kyle...«
    »Nein.« Er zwinkerte mir zu. »Gegen mich.«
    Nach diesen Worten wandte er sich abrupt ab. »Ich rufe Sie an«, rief er, bereits auf dem Weg zur Tür. Ich stand auf und sah ihm hinterher, während ich seinen Duft einatmete, der noch eine Weile in der Luft hing.
    Louis kam aus seinem Portierskabuff. »Diese verdammte Peste -Entschuldigung Ausdrucke - endlich weg?«
    »Er ist gegangen, Louis«, sagte ich, während ich auf den

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