Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
Vom Netzwerk:
pausbäckiger sechsjähriger Junge, versuchte gerade, auf dem Hof Peter, den Jack-Russell-Terrier, und Spot, den Schäferhund, vor einen kleinen Schlitten zu spannen. Jedesmal wenn er in ihre Nähe kam, sprangen die Hunde an ihm hoch und ließen sich nicht bändigen. Schließlich mußte der sehr verärgerte Kleine sein Vorhaben aufgeben und sich mit einer Rodelfahrt auf der abschüssigen Wiese am Haus begnügen.
    Seine Schwester Vicky, die in wenigen Tagen elf Jahre alt wurde — sie hat blaue Augen und einen blonden Pferdeschwanz — , half beim Vorbereiten des Mittagessens. Als Hauptgericht sollte es Hammeleintopf mit verschiedenen Gemüsen und Klößen geben. Shirley war der Überzeugung, daß, wenn ihre Familie sich die Bäuche mit viel Essen vollstopfte, darin kein Platz mehr für Bazillen oder Erkältungen sei. Ihre Methode schien etwas für sich zu haben, denn wir waren alle bei bester Gesundheit.
    »Und was erzählt man sich in der >Schmiede    »Jonathon war da. Er sagte, daß Alfie und Katie in Birmingham wären. Man hat sie dort gesehen.«
    »Wer hat sie dort gesehen?«
    »Danach hab’ ich nicht gefragt. Der Postbote hat’s berichtet.«
    »Typisch Mann!« entgegnete sie vorwurfsvoll und teilte das Essen aus. »Vielleicht weiß es Ruth.«
    John grinste. »Wenn die es nicht weiß, dann weiß es niemand.«
    »Du bist ungerecht«, wies ihn seine Mutter zurecht. »Es ist nur, weil sie hier aus der Gegend stammt, jeden kennt und sich für Menschen und Ereignisse interessiert.«
    Tatsächlich war Ruth eine gutgebaute junge Frau mit hellem Verstand, verheiratet mit dem wohlhabenden Bauern Teddy Wainwright, vormals Witwer. Zu der Freundschaft zwischen ihr und Shirley kam es, weil ihr Sohn in Nicks Klasse war und sich die beiden Mütter hin und wieder bei Schulversammlungen trafen. Es stimmte zwar, wie John behauptete, daß Ruth ihre Nase in alle Angelegenheiten des Dorfes zu stecken schien, aber andererseits waren es überhaupt die Frauen, die sich um den gesellschaftlichen Teil der gesamten Umgebung kümmerten.
    Ich wechselte das Thema und kam auf das Wetter zu sprechen und auf die Folgen, die es für uns haben würde. Fast unser gesamtes Vieh, auch die Milchkühe, von denen unsere Zahlungsfähigkeit abhing, standen den Winter über im Stall und wurden vom Schneefall nicht betroffen. Aber wir hatten noch einige Fleischrinder auf der Weide, ebenso wie die Schafe.
    John räumte einen alten Schuppen aus, in den er einen neuen Fußboden einziehen wollte. Nach dem Mittagessen überließ ich ihm diese Arbeit und ging raus, um nach der Herde zu sehen, Da es immer noch schneite, nahm ich meinen alten Schirm mit. Ich kam ganz gut voran, obgleich ich ab und zu die Knie ganz schön hoch heben mußte. Der Schäferhund Spot schien fast über die Oberfläche zu fliegen, aber der Terrier brach immer wieder ein und mußte heftig strampeln, bis er festen Halt bekam.
    Obgleich den Schafen jetzt fast alle Weiden, die zu unserem Hof gehörten, zur Verfügung standen, waren sie am liebsten auf den unteren Wiesen. In der geschütztesten Ecke der sechs Hektar großen Weide hielten sie sich auf und kratzten eifrig den Schnee beiseite, um an das Gras zu gelangen. Ihre Vliese hoben sich schmutzig-gelb vom Weiß des Schnees ab.
    Angriffslustig traten einige der älteren Mutterschafe mit den Hufen in die Richtung der Schäferhündin, aber die schien sich darüber nur zu amüsieren, streckte die Zunge heraus und blieb bei Fuß. Da die Tiere schwer trächtig waren, bewegten wir uns sehr vorsichtig, um sie nicht mehr als unbedingt notwendig aufzuregen. Einige von ihnen machten sich davon, aber die meisten kamen zu dem Schluß, daß wir harmlos wären und fuhren konzentriert mit dem Schaben auf der Schneedecke fort.
    Ein kleines Schaf mit dunklem Gesicht löste sich aus der Herde und blieb zögernd etwa einen Meter von mir entfernt i stehen. Als verwaistes Lämmchen hatte Shirley es vor zwei Jahren großgezogen. Jetzt sollte es bald selber ein Lamm werden. In der Tasche meines alten Mantels fand sich ein einzelnes Stück Futterkonzentrat. Ich hielt es ihm hin. Vorsichtig nahm das Schaf es sich aus meiner Hand und betrachtete mich kauend. Erst glaubte ich, es würde mir folgen, aber es ging zur Herde zurück.
    Die Herde war vollzählig, daher verließ ich sie wieder und ging durch die Bodensenken mit den beiden Hunden zurück. Fröhlich plätscherte noch der kleine Bach, der zwei Drittel der Begrenzung der

Weitere Kostenlose Bücher