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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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gerade eine andere, sichtlich verwirrte Frau den Raum betrat.
    »In meiner Reisetasche ist ein kleiner roter Beutel – das ist mein Titten-Täschchen. Hast du es?«
    »Sicher.« Amy schob die Brüste vorsichtig in den Beutel und zog den Reißverschluss zu.
    Sparkle tauchte aus der Kabine wieder auf als attraktiver schwarzer, junger Mann, stellte sich ihr noch einmal vor – er hieß in Wirklichkeit Assante -, und umarmte Amy. Dann gingen sie zusammen zurück in die Bar, um noch etwas zu trinken.
    »Du möchtest also etwas über Jamaica wissen?«, fragte er, als die beiden mit noch mehr Wodka auf ihre neue Freundschaft anstießen.
    »Ja, unbedingt«, erwiderte Amy. »Weißt du, ich denke mittlerweile, dass die beste Alternative zum Zurückbekommen meiner Schuhe darin besteht, etwas über den Menschen herauszufinden, der sie gekauft hat. Zumindest kann ich mir das neue Leben meiner Schuhe dann vorstellen, auch wenn sie nicht länger bei mir sind.«
    Das wurde ihr schlagartig klar. Der Wodka sorgte dafür, dass sich ihr Mund schneller bewegte als ihr Gehirn, aber bisher machte ihr Mund seine Arbeit noch recht gut.
    Assante schüttelte verbittert den Kopf. »Wenn ich dir zu viel über Jamaica erzähle, würdest du sofort ein Rettungskommando losschicken. Vielleicht sollte ich besser nichts sagen.«
    Er umklammerte sein Glas und presste die Lippen aufeinander. Die Erinnerung an Jamaica schien ihm sehr zuzusetzen.
    »Na los«, drängte Amy. »Erzähl es mir.«
    Mehr Ermutigung brauchte Assante zum Glück nicht. »Okay. Er und ich waren zusammen …«
    Dann musste Jamaica auch ein Transvestit sein.
    »… aber wir hatten – wie soll ich es ausdrücken – einander widerstrebende berufliche Interessen.«
    »Okay?«
    »Er ist auch Sänger, so wie ich, und manchmal bewerben wir uns für die gleiche Rolle. Das kommt nicht oft vor, da wir eine völlig unterschiedliche Statur haben, aber wenn es dann doch Streit gibt, kann das sehr … problematisch sein.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Also letzte Woche, du wirst es nicht glauben, da rief mich mein Agent wegen meiner absoluten Traumrolle an – das Vorsingen fand nur auf Einladung statt. Und sie wollten es tatsächlich mit mir versuchen!« Assantes Augen strahlten, während er erzählte. »Erinnerst du dich an den Film Tootsie ?«
    Amy war während ihrer Studentenzeit ein großer Filmfan gewesen und nickte begeistert. »Den habe ich geliebt!«
    »Ehrlich? Ich auch, logisch! Also der Film soll als Musical an den Broadway kommen. Kannst du dir auch nur annähernd vorstellen, was das für mich bedeutet?« Assantes Augen glühten vor Begeisterung. »Sie brauchten eine Zweitbesetzung für die Rolle, die Dustin Hoffman spielt, du weißt schon, Michael Dorsey, Dorothy Michaels.«
    »Aber das ist ja fantastisch!«, rief Amy. »Weißt du noch, wie er der Zunge Paroli geboten hat?«
    Assante klatschte in die Hände. »Und ob ich das tue, Diva! Das ist für mich die tollste Rolle aller Zeiten!« Dann verdunkelte sich plötzlich sein Gesicht, als hätte jemand das Licht ausgeschaltet.
    »Was ist dann passiert?«, wollte Amy wissen.
    »Ohne mir etwas davon zu sagen, rief Jamaica seinen Agenten an und wurde ebenfalls zum Vorsingen eingeladen! Ich war so wütend! Er wusste, dass ich mein Leben lang auf so eine Chance gewartet habe. Und ich war sicher, dass er mir die Rolle wegschnappen würde. Mit seiner kleineren Statur wäre er eine überzeugendere Dorothy … also habe ich … ich …«
    »Was? Was hast du getan?« Amy beugte sich vor.
    »Assante, Herzchen, willst du uns nicht vorstellen?« Die anderen paillettenbesetzten Künstlerinnen waren aufgestanden und kamen mit ihren Reisetaschen auf dem Weg Richtung Toilette an ihnen vorbei. Sie musterten Amy von oben bis unten und versammelten sich rund um den Tisch wie ein Schwarm exotischer Vögel.
    »Sicher doch! Lay-dees, begrüßt meine wunderbare neue Freundin, Miss Amy aus London! Amy, das hier ist Miss Precious Stone …«
    »Hi!«, lachte Amy, während Precious knickste und mit den Wimpern klimperte.
    »Miss Daisy Meadows!«
    »Darling!«, hauchte Daisy mit Schmollmund und küsste Amy auf beide Wangen.
    »Miss Shanghai Noon!«
    »Hallo, du entzückender kleiner Krümel!« Die orientalische Sängerin zwinkerte Amy vielsagend zu.
    »Und nicht zuletzt – Madame Butterfly!«
    »Ich hoffe, es geht dir gut!« Madame Butterfly küsste Amy die Hand. »Wir können leider nicht bleiben, Mädels. Wir müssen uns erst umziehen! Und ihr beide

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