Alle meine Schuhe
zurück und hatten sich von exotischen Vögeln in geschmeidige, trendig gekleidete junge Männer verwandelt.
»Diva, wie ich schon sagte, erlaube mir, dir Raymond, George, Lemar und Isaac vorzustellen! Jungs, unsere Amy hat zu Hause in London auch so eine Art Jamaica-Situation wie ich durchmachen müssen. Was meint ihr – gehen wir mit ihr aus, um sie auf andere Gedanken zu bringen?«
George, der größte in der Gruppe, musterte Amy von oben bis unten, bis sie anfing, sich unbehaglich zu fühlen.
»Sag nichts«, begann er, beugte sich vor und berührte ihr Knie.
»Was? Was habe ich getan?«, fragte sie und zupfte verlegen am Saum ihres Kleides.
Georges Hand wanderte langsam ihre Wade hinunter bis zum Knöchel. Er ging in die Hocke und begutachtete ausgiebig Amys unversehrten Knöchel. Dann hob er plötzlich den Kopf und sah ihr in die Augen. »Ich wette, du warst es, die Jamaica von England aus die High Heels verkauft hat?«
Amy nickte grinsend, während Assante schallend loslachte. Die anderen drängten sich verzückt um Amy.
»Diese Babys waren von dir? Du Diva !«
»Die blauen Jourdans? Göttlich!«
»Warum hast du solche Super-Schuhe verkauft? Oder hast du dir mit den Dingern den Knöchel verrenkt und wolltest sie deshalb loswerden?«
»Nein!«, lachte Amy. »Das ist eine lange Geschichte – ich habe Assante schon damit gelangweilt!«
»Na ja«, sagte Isaac nachdenklich, und sah der Reihe nach die anderen an, »du könntest ja auch uns bei Falafel und ein bisschen Bauchtanz damit langweilen, wenn du während der nächsten Stunden nichts anderes vorhast? Das Restaurant ist direkt um die Ecke.«
Amy schaute hoch zu Assante, der sich einen mit Fransen besetzten weißen Seidenschal um den Hals drapierte und einen schwarzen Filzhut aufsetzte. Er stand auf und streckte die Hand aus.
» Mein Baby gehört zu mir «, schnurrte er und winkte galant.
» Dirty Dancing! Mein zweitliebster Film aller Zeiten!«, rief Amy.
»Und dein erster?« Lemar, der hinter ihr stand, beugte sich herunter und legte seinen Kopf auf ihre Schulter.
»Natürlich Strictly Ballroom – Die gegen alle Regeln tanzen! « Sie lachte. »Was sonst?«
» Paso Doble! «, riefen alle wie aus einem Munde, schnipsten mit hoch gestreckten Händen und nahmen Stierkämpferhaltungen ein. Amy feuerte sie begeistert an.
Einige schwungvolle Tanzschritte später kamen Lemar und George rechts und links von Amys Stuhl zum Stehen und boten ihr beide den Arm, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein.
Lachend ergriff sie beide Arme und stand zwischen den großen Männern – winzig wirkend und durch die Kombination von Wodka und dem verstauchten Fuß wacklig und ein bisschen schwankend.
»Ich fühle mich wie Kylie!«, verkündete sie, während sie alle feierlich in Richtung Tür marschierten.
»Sicher!«, antworteten die anderen im Chor, und sie traten singend hinaus auf die stickigen Straßen New Yorks.
Das Leben ist eine Disko, ermahnte sich Amy und strahlte Assante an. Lass keinen Tanz aus …
26. Kapitel
Z um ersten Mal bereute Amy es nicht, am nächsten Morgen mit einem Kater aufzuwachen. Der Abend war einer der besten ihres Lebens gewesen.
Sie hatten gelacht, gesungen und geplaudert. Amy hatte sich in der ungezwungenen Gesellschaft von Assante und seinen Freunden entspannt und viel Spaß gehabt, trotz aller Widrigkeiten – dem pochenden Knöchel und dem gebrochenen Herzen. Und als ihre Begleiter sie zu einem gemeinsamen Bauch-Tanz zu dem Song You can leave your hat on von Tom Jones überredeten, hatte sie Tränen gelacht, vor Freude und Dankbarkeit, dass Assante sie rechtzeitig daran erinnert hatte, wie wichtig es war, das Leben so zu nehmen, wie es ist, und Spaß daran zu haben. Also streckte sie die Arme hoch über den Kopf, wiegte sich im Takt der Musik, sang und beklatschte die heiße Darbietung ihrer neuen Freunde.
Nun stand Amy in der Abflughalle des JFK Airports und rieb sich die schmerzenden Schläfen. Sie versuchte, die Daten auf dem Informationsbildschirm zu entziffern, als sie ein Vibrieren an ihrer Hüfte spürte. Jemand versuchte, sie per Handy zu erreichen.
Amy presste die Hand gegen das andere Ohr, um den Flughafenlärm abzublocken, schaute auf die ihr unbekannte Nummer auf dem Display und meldete sich stirnrunzelnd.
»Hallo Abe, wie ist es dir so ergangen?«
Die Stimme am anderen Ende war selbstbewusst und vertraut. So vertraut, dass es ein paar Augenblicke dauerte, bis Amy realisiert hatte, wer dran war.
» Justin?
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