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Alle meine Wünsche (German Edition)

Alle meine Wünsche (German Edition)

Titel: Alle meine Wünsche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grégoire Delacourt
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lachen. Aber es ist nicht lustig.
    Vielleicht sind wir dazu bestimmt zusammenzubleiben, wie siamesische Zwillinge.
    Habt ihr es mit Paarship versucht?, fragt Jo.
    Natürlich. Wir sind nur an Verrückte geraten. Sobald sie wissen, dass wir Zwillinge sind, wollen sie einen Dreier. Das macht sie an, die Jungs, Zwillinge, sie bilden sich ein, sie hätten plötzlich zwei Schwänze.
    Und es getrennt versuchen?, wagt Jo zu fragen.
    Lieber sterben, rufen sie zweistimmig, dann nehmen sie sich in die Arme. Die Gläser füllen und leeren sich.    
    Irgendwann verdienen wir das große Geld und jagen die armen Kerle alle zur Hölle. Wir leisten uns Gigolos, genau, Gigolos, Kleenex-Jungs, hopp und weg! Nach Benutzung in die Mülltonne, hopp! Der Nächste bitte!
    Sie kreischen vor Lachen. Jo sieht mich an, er lächelt. Seine Augen glänzen. Unter dem Tisch drücke ich den Fuß an seinen.
    Er wird mir fehlen, mein Jo.
    Morgen früh fährt er für eine Woche nach Vevey in der Schweiz, zum Hauptsitz des Nestlékonzerns, um seine Weiterbildung abzuschließen und Abteilungsleiter bei Häagen-Dazs zu werden.
    Wenn er zurückkommt, werden wir ein Wochenende am Cap Gris-Nez verbringen, um es zu feiern. Wir haben uns Austern und eine Platte Meeresfrüchte versprochen. Er hat ein großes Zimmer auf dem Bauernhof in Waringzelle reserviert, kaum fünfhundert Meter vom Meer und den Tausenden Vögeln entfernt, die in wärmere Gegenden fliegen. Ich bin stolz auf ihn. Er wird dreitausend Euro im Monat verdienen, wird Leistungsprämien bekommen und eine bessere Altersversicherung.
    Mein Jo nähert sich seinen Träumen. Wir nähern uns der Wahrheit.
    Und du, Jocelyn, fragt Danièle plötzlich meinen Mann, etwas nuschelnd wegen des Champagners, hast du nie von zwei Frauen geträumt?
    Lachen. Ich spiele die Empörte, aus Prinzip. Jo stellt sein Glas hin.
    Mit Jo, antwortet er, bin ich bestens bedient; sie ist manchmal so unersättlich, als wäre sie zwei.
    Erneutes Lachen.
    Ich gebe ihm einen Klaps: Hört nicht auf ihn, er erzählt Quatsch.
    Aber die Diskussion entgleist und erinnert mich an die, die wir im Sommer im Schatten der Kiefern des Camping du Sourire mit J.-J., Marielle Roussel und Michèle Henrion geführt haben, als die Mischung aus Hitze und Pastis uns den Kopf verlieren ließ und wir ungehemmt über unser Bedauern, unsere Ängste und unsere Sehnsüchte sprachen.
    Ich habe wahrscheinlich die schönste Dildosammlung, sagte Michèle Henrion im letzten Sommer mit traurigem Lächeln.
    Die verlassen dich wenigstens nicht, sobald sie fertig sind, und werden auch nicht schlaff, hat Jo sie in seiner Trunkenheit getröstet.
    Mit der Zeit wird die Sexualität von der Lust amputiert, das wissen wir alle. Dann versuchen wir sie mit gewagten Stellungen und Experimenten zu beleben, zu kitzeln. In den Monaten nach meiner Rückkehr von der Kur in Nizza war unsere Lust verschwunden. Jo hatte sie durch Brutalität ersetzt. Er nahm mich schnell, er tat mir weh, machte es jedes Mal von hinten; ich hasste es, biss mir die Lippen blutig, um nicht vor Schmerz zu schreien. Aber Jo hörte nur auf seine Befriedigung, und kaum war sein Samen geflossen, zog er sich hastig aus mir zurück, machte die Hose zu und verschwand mit einem alkoholfreien Bier im Haus oder im Garten.
    Die Zwillinge sind betrunken, als sie heimgehen, und Françoise hat sich vor Lachen sogar ein bisschen in die Hose gemacht. Jo und ich bleiben allein. Die Küche und das Wohnzimmer sehen aus wie ein Schlachtfeld. Es ist spät.
    Ich räume auf, sage ich, geh ins Bett, du musst morgen früh los.
    Da kommt er zu mir und nimmt mich plötzlich in die Arme, drückt mich an sich. An seine Kraft. Seine Stimme an meinem Ohr ist sanft. Danke, meine Jo, flüstert er. Danke für alles, was du getan hast.
    Ich erröte, zum Glück sieht er es nicht.
    Ich bin stolz auf dich, sage ich, los, geh schon, du wirst morgen müde sein.
    Der Stellvertretende Fabrikdirektor holt ihn morgen früh um vier Uhr dreißig ab.
    Ich bereite dir eine Thermosflasche mit Kaffee vor.
    Dann sieht er mich an. In seinen Augen steht sanfte Traurigkeit. Seine Lippen drücken sich an meine und öffnen sich langsam, seine Zunge gleitet hervor wie eine Blindschleiche, es ist ein Kuss von seltener Zartheit, wie ein erster Kuss.
    Oder ein letzter.

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