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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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hatte sich im Yachthafen in Gmunden wieder nicht beherrscht. Der Dämon war aus ihm herausgebrochen, brüllend und gefährlich, und er konnte nichts dagegen machen. Es hatte keinen Sinn, um Vergebung zu betteln oder um Erlösung zu heulen.
    Langsam begann sich sein Körper wieder zu entspannen, der Druck wich von ihm wie ein Schuppenkleid, und er fühlte sich frisch wie nach einem reinigenden Feuer. Doch sobald er das Wort „Feuer“ dachte, spürte er schon wieder die alte Beklemmung zurückkommen. Er kniff die Augen fest zusammen und dachte an die Schöne, jawohl, immer nur an das schöne Mädchen mit dem Feuermal.
    „Öffnest du deine Spelunke so früh oder hast du sie noch immer offen?“, versuchte er so etwas wie Normalität in die Unterhaltung zu bringen.
    „Was spielt Zeit schon für eine Rolle“, philosophierte Bülat. „Für dich steht meine Tür immer weit offen, Jonas!“
    „Du hast von einem Job gesprochen?“, murmelte Jonas und horchte auf das gleichmäßige Pochen seines Herzens, er schaffte es also doch noch, ein wenig normal zu sein.
    „Ja, bei der Autobahn gibt es doch das verfallene Industriegelände. Dort hat sich Rockys Kickbox Club eingemietet. Die suchen genauso jemanden wie dich.“ Bülat schlürfte seinen heißen Pfefferminztee und hob seine buschigen Augenbrauen. „Ich habe gesagt, dass du ein Künstler bist. Ein Graffitikünstler.“ Er sah Jonas durchdringend an. „Das stimmt doch?“
    „Wenn ich kein Künstler wäre, dann hätte ich dir die Wand auch nicht sprayen können“, keuchte Jonas, der spürte, dass sich sein Pulsschlag wieder beschleunigte.
    „Stimmt auch wieder“, antwortete Bülat und sah in den Spiegel auf der Wand hinter sich. „Ist wirklich schön geworden, dieses Motiv mit dem schwarzen Segelschiff und dem brennenden Teufel am vorderen Mast. Wirklich sehr eindrucksvoll.“
    „Das ist kein Teufel!“, fiel ihm Jonas ins Wort. „Das sind die brennenden Seelen, die so lange durch die Weltmeere kreuzen müssen, bis sie Erlösung finden.“
    „Das hast du aber schön gesagt, Jonas! Ist das von dir?“
    „Nein, nein, nein!“ Mit der Faust schlug Jonas auf einen der gesprungenen Bistrotischchen. „Das hast du mich schon tausendmal gefragt! Nichts ist von mir, alles ist von dem schönen Mädchen mit dem Feuermal!“
    „Ach, Jonas, was ist nur aus dir geworden!“ Bülat schüttelte den Kopf und blickte auf Jonas wie ein Vater auf seinen zurückgebliebenen Sohn, den er trotz aller seiner körperlichen Defekte noch immer lieb hatte. „Machst du den Job für die Kickboxer?“
    „Was muss ich dafür tun?“
    „Du musst sie als Kämpfer an die Wand sprayen. Sie wollen ein riesiges Graffiti außen an der Halle.“ Geschäftig watschelte Bülat in dem Lokal umher. „Da ist mächtig viel Kohle für dich drinnen!“
    Plötzlich blieb Bülat stehen und starrte interessiert auf die Plastiktüten von Jonas. „Was hast du da?“, fragte Bülat und zog eine Papierrolle aus einer der verdreckten Tüten, rollte sie auseinander und pfiff anerkennend.
    „Oh, oh, du bist ein wahrer Künstler, Jonas! Das ist große Kunst!“ Bülat wedelte mit einem der Blätter, auf dem ein flammendes Herz zu sehen war, das man an ein umgedrehtes Kreuz genagelt hatte.
    „Gib mir sofort diese Zeichnungen!“, kreischte Jonas, sprang hoch und riss dem völlig überraschten Bülat die Blätter aus der Hand, rollte sie wieder zusammen, versteckte sie unter seinem schmierigen Parka, riss sie wieder hervor und verstaute sie schließlich in seinem schwarzen Rucksack.
    „Du hast kein Recht, dich in meine Privatangelegenheiten zu mischen, einfach kein Recht, einfach, einfach, einfach!“
    Die Worte verselbstständigten sich, führten ein Eigenleben und spazierten einfach auf den fetten, schwarzen, glänzenden Fliegen aus seinem geifernden Mund, ohne dass er es verhindern konnte. Er war machtlos und wurde von seinem Zwang an die Wand gedrückt und gnadenlos nach unten gezogen in die Tiefen, in denen der Dämon hauste. Dieser Dämon, der mit dem Eintritt der Pubertät verschwunden war, ihn jedoch vor zwei Jahren plötzlich erneut heimgesucht hatte und der jetzt immer mehr Platz beanspruchte, immer mehr Spielraum wollte.
    „Fuck!“, brüllte er und führte einen fast heidnischen Veitstanz auf.
    „Fuck, Fuck!“ Unter abgehackten Schreien warf er sich auf den Boden, kratzte mit seinen blutverkrusteten Fingernägeln über den Boden, um die Hornissen in den Fingern zu beruhigen, damit sie endlich

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