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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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von Ökogreisen besiedelte Berkeley.
    Als ruhigster Platz gilt der
Golden Gate Park
. Hier gibt es ein japanisches Teehaus und eine holländische Windmühle. Hier meditieren die Bewohner von San Francisco und sehnen sich nach anderen Orten.

    N iemand kommt wegen Los Angeles nach Los Angeles», deklamierte der Saufpoet Charles Bukowski. «Ich bin wegen der Pferderennen gekommen.» Das ist ein überzeugender Grund.Andere Reisende kommen wegen Disneyland. Das ist natürlich auch ein toller Grund, besonders für Leute, die gern Schlange stehen und nach einer Stunde den Punkt erreichen wollen: «Von hier aus nur noch zwei Stunden Wartezeit.» Wenn sie dann ganz nah am realen Einstieg sind, beinahe schon im befahrbaren Wasserfall oder im Space Shuttle, dann hat sich gewöhnlich ein technischer Fehler eingeschlichen, und es werden Gutscheine ausgegeben zum Wiederkommen an einem anderen Tag.
    Das ist schon mal nicht schlecht. Noch besser aber, wenn man schon in Los Angeles ist (für absolut coole Insider-Kenner: L.   A.), ist Hollywood. Hollywood soll mal was mit Filmgeschäft zu tun gehabt haben, und zwar noch bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals soll es nicht nur Kinos in diesem Stadtteil gegeben haben, die gibt es auch jetzt noch, sondern auch Filmstudios. Ein oder zwei davon haben als Museen überlebt.
    Aber Filme werden in Hollywood schon lange nicht mehr gedreht, noch nicht mal produziert. Die Produktionsgesellschaften sind international und kratzen für jedes Projekt neue Geldgeber zusammen, die in London, New York, Bombay, Shanghai oder Acapulco sitzen. Aber bestimmt nicht in Hollywood. Kulissen sind ebenfalls überflüssig geworden. Statt großer Hallen sind nur noch große Speicherplätze auf den Computern nötig. Und was noch real gedreht werden muss, kann überall auf der Welt gedreht werden, und das wird es auch, nur eben nicht in Hollywood.
    Dennoch schreibt die Yellow Press in Mitteleuropa beharrlich von Hollywood-Stars und Hollywood-Skandalen. Man weiß genau, was gemeint ist, bis man den Ort selbst zu sehen bekommt. Dann wird klar: Hier ist kein Star. Hier spielt sich auch kein Skandal ab, außer dass mal ein Betrunkener gegen einen Laternenpfahl rennt.
    Die Hauptstraße des Bezirks, der Hollywood Boulevard, beginnt in verwarzten Randbezirken jenseits des Freeway undverliert sich sieben Kilometer später in hügeligen Wohngegenden, immer parallel zum noch trübsinnigeren Sunset Boulevard. Ziemlich genau in der Mitte, bei der U-Bahn -Station Hollywood/​Vine, erstreckt sich in beide Richtungen und auf beiden Straßenseiten, mittlerweile sogar in zwei Querstraßen, der letzte berühmte Rest der Filmstadt Hollywood: der
Walk of Fame
.
    Hier besitzen längst vergessene oder nie bekannte Schauspieler, Sänger, Fernsehansager und Radiosprecher einen metallenen Stern mit Namen in den Bodenplatten. Ein Faltblatt erklärt alphabetisch und mit Karte, wo welcher Stern glänzt, wo etwa Humphrey Bogart oder Katharine Hepburn zu finden sind. Nicht real natürlich, nur als eingelassener Stern.
    Eigentlich ist kein Missverständnis möglich. Aber es kommt immer wieder vor, dass unkundige Besucher, in der Regel aus Mexiko, bei Nacht versuchen, die Granitplatten anzuheben, um die darunter befindlichen Gräber auszurauben. Das ist technisch und muskulär eine bewundernswerte Leistung, nur befinden sich eben keine Gräber darunter. Gleichwohl sind bei diesen archäologischen Bemühungen erstaunlich viele Knochen geborgen worden. Wenn es noch Detektive gäbe in Hollywood, käme man hier womöglich düsteren Rätseln auf die Spur. Aber es gibt sie nicht mehr, die Detektive, und auch nicht die Rätsel. Es gibt eigentlich gar nichts hier außer ein paar Fressbuden und den Weg zum Flughafen.

Der Südwesten
    I m Südwesten der USA gibt es eine Reihe von Nationalparks. Sie sind am besten mit einem Leihwagen zu erreichen, und zwar mit einem, in dem man schlafen kann. Denn es gibt entlang der Strecke Übernachtungsmöglichkeiten, aber nicht viele und nur für Leute, die ein Jahr im Voraus gebucht haben. Das sind überraschend viele. Fünf Millionen Reisende begeben sich in den Zwischenjahreszeiten auf die Canyon-Route.
    In Utah gehören zu den absolut überflüssigen Must-sees der
Arches-Nationalpark
(zwei bis drei durch Erosion entstandene Bögen aus Sandstein und eine Menge Staub), der
Bryce Canyon
(Klüfte in Orange und Rosa, nur vom Rand aus im Abendlicht akzeptabel) und der
Canyonlands-Nationalpark
,

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