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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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aber für den Umgang mit Presseartikeln reichte sie aus. Die ersten Nachrichtenmeldungen »Schwede in Spanien ermordet« lösten die übliche Woge der Empörung aus. Blutrünstige ausländische Banditen, unfähige spanische Polizei, die Gefahren im Ausland für anständige Schweden. Hinter den Schlagzeilen eine Geschichte über einen Mann, der in einer abgelegenen Villa in den Bergen Urlaub machte und sich gegen Einbrecher wehrte. Ein Handgemenge, ein Messer. Eine Leiche, die bis zum nächsten Einsatz der Reinigungsfirma tagelang unentdeckt geblieben war.
    Dann der Gegenangriff. Ingemarssons Freundin, eine Grundschullehrerin namens Liv Aronsson, behauptete, es sei kein gewöhnlicher Einbruch gewesen. Außer den naheliegenden Wertsachen hatten die Diebe Ingemarssons Unterlagen gestohlen, die, wie sie behauptete, für jeden außer einigen Webentwicklern bedeutungs- und wertlos waren. Sie sprach über seine Pläne für ein auf den Kunden individuell zugeschnittenes Reiseführersystem und erklärte, er sei mit einer britischen Softwareentwicklerin im Gespräch gewesen, aber die Verhandlungen seien wegen Meinungsverschiedenheiten über die Aufteilung der Gewinne gescheitert. Über ihre Aussagen wurde kurz in zwei Zeitungen berichtet, und ein Nachrichtenmagazin brachte einen längeren Artikel. Dann wurde es eine Weile still um die Geschichte.
    Als Jay Macallan Stewart ihre Firma 24 / 7 startete, kam Liv Aronssons Story auf zwei schwedischen Internetseiten wieder zum Vorschein.
    Es wurde nicht direkt behauptet, Ingemarsson habe mit 24 / 7 in Verbindung gestanden, aber zwischen den Zeilen war es für jeden, der schlau genug war, offensichtlich. Wieder wurde die spanische Polizei kritisiert, weil sie nicht erwogen hatte, ob es mehr als ein einfacher Einbruch gewesen sein könnte, und Aronsson deutete an, sie glaube, ihr Freund sei wegen seiner Ideen umgebracht worden.
    Auf jeden Fall würde es lohnen, mit ihr zu sprechen, dachte Nick. Er schickte eine E-Mail an den Journalisten, der den Artikel verfasst hatte, und bat um die Kontaktdaten von Aronsson. »Möglicherweise gibt es eine Verbindung zwischen Ulf Ingemarssons Tod und einem alten Fall, in dem ich ermittle«, schrieb er. »Es scheint, dass Liv Aronsson nützliche Informationen haben könnte.« Entweder würde es funktionieren oder nicht. In Großbritannien gaben Journalisten im Allgemeinen keine Information an die Polizei weiter. Vielleicht war es in Schweden leichter.
    Jetzt, nachdem er die schwedischen Zeitungsberichte gelesen hatte, war Nick noch weniger darauf erpicht, die spanische Polizei anzurufen. Er vermutete, dass sie auch nicht anders reagieren würde als seine eigenen Kollegen, wenn in den Zeitungen, besonders in der ausländischen Presse, über sie gelästert wurde. Nachlässige Journalisten, die nicht kritisch nachfragten, waren ein großartiger Schutzschirm, hinter dem man sich verstecken konnte, wenn man wusste, dass man sich nicht mit Ruhm bekleckert hatte. Es hätte ihn sehr überrascht, wenn die spanischen Polizisten zu dumm gewesen wären, die Bedeutung der gestohlenen Papiere zu begreifen. Und sie standen damals bestimmt unter Druck von ihrem Außenministerium, den Mord an diesem Schweden zu lösen. Schlecht fürs Geschäft, von allem anderen abgesehen. Wenn die Polizisten versagt hatten, lag es vermutlich nicht daran, dass sie sich nicht angestrengt hatten. Und sie würden nicht gerade begeistert sein, wenn irgendein Engländer seine Nase in die Sache steckte und behauptete, sie seien ihrer Aufgabe nicht gewachsen gewesen.
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, weil der Gerichtsdiener kam und ihn in den Zeugenstand rief. Zu Nicks Überraschung war seine Vernehmung als Zeuge schon abgeschlossen, als das Gericht sich zur Mittagspause zurückzog. Niemand erwartete ihn an seinem Arbeitsplatz bis zum späten Nachmittag. Wenn Jay nicht in ihrem Büro war, konnte er vielleicht gute Fortschritte machen, ohne dass irgendjemand davon Notiz nahm. Er hatte keine Schuldgefühle, wenn er sich davonschlich. Denn in jeder Woche leistete er unbezahlte Überstunden. Etwas Arbeit auf eigene Faust zu erledigen hieß also nicht, dass er seinem Arbeitgeber bezahlte Zeit stahl.
    Nick loggte sich auf seinem Handy bei Twitter ein und tippte »Jay Macallan Stewart« in das Suchfeld. Und da war vor zwei Stunden ein Tweet von der Frau selbst eingestellt worden
: Bin beim Verkosten von Schinken in Bologna. Werde später den besten auf der
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Wenn sie vor

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