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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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meine Vorstellung von normal gehen deutlich auseinander.«
    »Du hast sie nie bei einer ihrer überzeugenden und charmanten Vorstellungen erlebt«, sagte Maria. »Du wärst bestimmt total von ihr hingerissen gewesen. Wie ihre Tausende Anhänger.«
    »Ich werd’s wohl glauben müssen. Jedenfalls, da die Spanier entschlossen waren, sie zu verklagen, haben ihre Anwälte ihr geraten, sich schuldig zu bekennen. Mit den Kriminaltechnikern ließ sich wirklich nicht streiten. Ihre DNA war überall in der Villa, in der Ingemarsson ermordet wurde. Und sie hatten Belege über ihre Überfahrt mit der Fähre und vom Hotel in der Nähe von Santander, wo sie gewohnt hat. Es gab bei jedem ihrer Morde eine Riesenmenge Beweise. Aber man hatte nie einen Verdächtigen, dem man sie hätte zuordnen können.«
    »Ich kann gar nicht glauben, dass sie so unvorsichtig war«, sagte Maria. »Es ist ja fast, als hätte sie erwischt werden wollen.«
    »Bei manchen Mördern ist das so. Aber ich glaube nicht, dass sie dazugehört.« Charlie wartete, bis der Kellner den Champagner eingeschenkt hatte. Sie tranken sich zu, dann fuhr sie fort. »Ich glaube, Lisa hielt sich für unbesiegbar. Sie war überzeugt, sie verfolge eine so offenkundig gute Sache, dass man sie nicht aufhalten konnte. Es ist eine Art magisches Denken, dem manche Persönlichkeiten mit übersteigerter Selbsteinschätzung verfallen. Sie hatte einfach Glück.«
    »Verdammt großes Glück«, sagte Nick erbittert. »Ich kann immer noch kaum glauben, dass diese verflixte Staatsanwaltschaft fand, es lägen nicht genug Beweise vor, um sie wegen des Mists, den sie hier gebaut hatte, strafrechtlich zu verfolgen.«
    Charlie zuckte mit den Schultern. »In der Phase wussten sie schon, dass die Spanier für sie die Drecksarbeit machen würden. Also, was hat sie bekommen?«
    Nick schaute düster drein. »Dreißig Jahre. Kein Spaß in einem spanischen Gefängnis.«
    »Deshalb arbeitet ihr Anwalt auch schon daran, eine Überstellung in ein Gefängnis in Großbritannien zu erreichen. Und wenn es ihm gelingt, wette ich mit dir um eine goldene Uhr, dass sie ihre Zeit in einer geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik absitzen wird statt in einem Gefängnis.«
    »Wieso weißt du, was ihr Anwalt vorhat?«, wollte Nick wissen.
    Charlie schien etwas verlegen. »Weil ich helfe, die Argumente dafür zusammenzubekommen«, sagte sie.
    Nick war verwundert. »Aber sie hat versucht, dich umzubringen, Charlie.«
    »Ich weiß. Aber sie ist krank.« Charlie spielte an dem Stiel ihres Glases herum. »Sie kann nicht verantwortlich gemacht werden. Die Person, die man zur Verantwortung ziehen sollte, ist Jay; aber das wird nie geschehen. Deshalb habe ich sie gezwungen, sich hinzusetzen und mir die Geschichte zu erzählen.«
    »Du hast dich mit Jay Stewart zusammengesetzt?« Nicks Stimme rutschte eine Oktave höher.
    Charlie zuckte mit den Achseln. »Warum nicht? Im Moment hat sie nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen. Sie mag ja nur eine Bewährungsstrafe bekommen haben, weil sie das Versteck einer Leiche verschwieg, aber das hat sie für die Anteilseigner von 24 / 7 zur Persona non grata gemacht. Sie haben sie aus dem Vorstand geworfen, und sie muss sich bedeckt halten und ihre Wunden lecken. Da kann sie ruhig mit mir reden.«
    Nick schüttelte verwundert den Kopf. »Du hörst nie auf, mich zu erstaunen, Charlie. Und was sagt sie nun?«
    »Ich habe endlich die Hintergrundgeschichte gehört. Lisa Kent war nicht immer Lisa Kent. Anfangs hieß sie Louise Proctor. Sie und Jay verknallten sich am St. Scholastika College ineinander und hatten eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Jay machte den verhängnisvollen Fehler, ihr von Jennas Ermordung zu erzählen und dass sie die Leiche versteckt hatte. Sie sagt, es habe Lisa Macht über sie gegeben, aber natürlich schwindelt sie da auch teilweise. Sie muss gewusst haben, dass die Strafe für das, was sie getan hat, unwesentlich war im Vergleich zu dem, was Lisa tat.« Charlie sah ihren Zorn und ihren Abscheu in den Gesichtern ihrer beiden Tischgenossen gespiegelt. »Selbst damals schon war klar, dass Lisa vollkommen zwanghaft handelte, und als Jess Edwards ihre Kampagne gegen Jay startete, beschloss sie, es sei ihre Aufgabe, ihre Geliebte zu beschützen. Also tötete sie Jess. Es war Louise, die Corinna auf der Wiese an jenem Morgen sah, nicht Jay.«
    Während sie alle die Konsequenzen dieses Irrtums bedachten, herrschte um den Tisch einen Moment Schweigen.

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