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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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während Lisa sagte: »Perfektes Timing. Es sind noch zwei Leute da, aber die sind sowieso schon am Gehen.« Dann ließ sie Charlie los, machte einen Schritt zurück und forderte sie mit einer Handbewegung auf, einzutreten.
    Selbst in diesem Gefühlsrausch meldete sich Charlies berufsmäßige Aufmerksamkeit, und sie nahm die Umgebung bis ins Detail in sich auf, was ihr half, sich ein Urteil zu bilden.
    Die Eingangshalle war schlicht. Wände und Decke weiß gestrichen, stilvoller Parkettboden, der sein Alter nicht verleugnete, und vier kleine abstrakte Seestücke in Öl. Das Licht, das durch das Buntglasfenster fiel, gab dem Raum Farbe und Wärme. Und mittendrin war Lisa, mit ihren schmalen Hüften und breiten Schultern, in einem ärmellosen Top, das ihre goldgebräunte Haut sehen ließ. Ihre femininen Kurven, die klar definierten Muskeln und ihr verführerischer Gang ließen Charlie an einen Laufsteg denken. Lisas Art, sich zu bewegen, zog die Blicke auf sich, und ihre Art, zu reden, fesselte die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer.
    Charlie folgte ihr in ein Wohnzimmer, das mit drei cremefarbenen Chintzsofas, niedrigen Cocktailtischen und einem kunstvoll gestalteten offenen Jugendstilkamin bestückt war. Davor stand ein Kaminschirm im Stil von William Morris. Die Fenster gaben den Blick auf eine weite Grasfläche frei, die von Büschen begrenzt war.
    Zwei der Sofas waren von einem Mann und einer Frau besetzt, die eine Menge Unterlagen um sich herum ausgebreitet hatten. Ihre Blicke waren bereits auf die Tür gerichtet, als erwarteten sie Lisa.
    »Charlie, das sind zwei meiner Kollegen. Tom und Linda. Das ist meine Freundin Charlie«, stellte Lisa kurz vor. Man lächelte sich gegenseitig an und nickte. »So, das war es dann für heute. Wenn ihr das neue Material durchgearbeitet habt, dann mailt mir bitte eure Kommentare zu. Ansonsten sehen wir uns am kommenden Dienstag in Swindon.«
    Tom und Linda rafften zügig ihre Papiere zusammen und wandten sich zum Gehen. Es war klar, dass Lisa ein strenges Regiment führte. Während die beiden noch zusammenpackten, winkte sie Charlie zu dem freien Sofa. »Kaffee, Tee? Saft? Wasser?«, fragte sie.
    Wenn Charlie wirklich nur eine Stunde von Lisas Zeit hatte, dann wollte sie keine einzige Minute an das Aufstellen des Teekessels verschwenden. »Ich brauche nichts, danke.«
    »Bin gleich zurück.« Sanft, aber bestimmt drängte sie Tom und Linda aus dem Zimmer, obwohl Tom noch damit beschäftigt war, den Reißverschluss seiner Laptoptasche zuzuziehen.
    Fast augenblicklich kehrte Lisa zurück und machte es sich auf dem Sofa bequem, das im rechten Winkel zu dem stand, auf dem Charlie saß, schlug die Beine unter, stützte sich auf die Lehne und schien nun nur noch Augen für ihre Besucherin zu haben. Charlie war so gewöhnt daran, automatisch die Körpersprache ihres Gegenübers zu lesen, dass diese Aufmerksamkeit sie entzückte. »Also«, sagte Lisa gedehnt. »Ein interessanter Tag für dich?« Der neckische Unterton ihrer Stimme vermittelte, dass es hier nicht nur um den Austausch von Höflichkeiten ging.
    Charlie lächelte. Sie wollte damit herausplatzen, wie gut es ihr jetzt ging, doch war sie bemüht, nicht kitschig oder gar zudringlich zu wirken. »Auch interessante Leute.«
    »Erzähl mir davon.« Lisa stützte das Kinn auf ihren Unterarm und blickte sie eindringlich mit ihren großen Augen an. »Ich höre dir wahnsinnig gern zu.«
    Charlie schilderte ihr Treffen mit den Newsams, wobei sie dicht an den Fakten blieb und schnell auf den Punkt kam. Danach schilderte sie kurz ihre Begegnung mit Dr. Winter und lehnte sich dann entspannt zurück. »Es war letztendlich alles viel dramatischer, als ich erwartet hatte«, kommentierte sie.
    »Allerdings. Was für eine außergewöhnliche Geschichte«, sagte Lisa leise und langsam. »Deine frühere Tutorin hält Jay Macallan Stewart für eine mehrfache Mörderin? So etwas Absurdes habe ich nicht mehr gehört, seit Edwina Currie ihre Affäre mit John Major gestand.«
    »Das dachte ich zuerst auch, aber dann stellte sich heraus, dass Jay tatsächlich am Tag, als der Mord passierte, im St. Scholastika College war. Und Helena Winter bestätigte, was Corinna ihr über den Morgen erzählt hatte, an dem Jess Edwards starb. Irgendwie klang es fast plausibel. Ich weiß auch nicht.«
    Lisa lachte. »Das ist ja ein Knaller. Was hält denn Maria davon?«
    Dass Maria erwähnt wurde, irritierte Charlie. Seit sie das Treffen mit Lisa vereinbart hatte, war es

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