Alle Robotergeschichten
vertrauenswürdig?«
Lynn verzog angeekelt das Gesicht. »Mein lieber Mann, zeigen Sie mir einen Mitarbeiter der Robotikabteilung, der nicht von Ihren Leuten bis zum Überdruß überprüft und ausgeforscht worden wäre. Ja, ich lege meine Hand für ihn ins Feuer. Wenn wir einem Mann wie Humphrey Carl Laszlo nicht mehr trauen können, dann hat es keinen Sinn, daß wir uns mit dem Angriff beschäftigen, der angeblich bevorsteht.«
»Ich habe von Laszlo gehört«, sagte Breckenridge.
»Na, irgendwelche Beanstandungen?«
»Nein.«
»Gut, dann lasse ich ihn sofort holen, und wir hören uns einmal an, was er zu der Möglichkeit zu sagen hat, daß feindliche Roboter in die Vereinigten Staaten eindringen könnten.«
»Das ist nicht ganz richtig«, erwiderte Breckenridge sanft. »Sie weigern sich immer noch, die volle Wahrheit zu akzeptieren. Fragen Sie ihn, was er davon hält, daß sich diese Roboter auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten befinden!«
Laszlo war der Enkel eines Ungarn, der über die Grenze, die damals noch »Eiserner Vorhang« genannt wurde, geflüchtet war, und schon diese Herkunft ließ ihn als über jeden Zweifel erhaben erscheinen. Er war untersetzt, hatte eine beginnende Glatze und einen streitsüchtigen und kriegerischen Ausdruck, der für immer in seinem Gesicht eingegraben schien. Doch er sprach mit kultiviertem Harvardakzent, und seine Stimme klang ungewöhnlich sanft und beherrscht.
Für Lynn, der sehr wohl wußte, daß er sich nach all den Jahren in der Verwaltung keineswegs mehr als Experten für neueste Robottechnologie bezeichnen konnte, war Laszlo ein tröstlicher Quell schier unerschöpflichen Wissens. Schon die reine Anwesenheit des Mannes genügte, um ihn wieder Mut fassen zu lassen.
»Was meinen Sie, Laszlo?« fragte er.
Laszlo blickte finster drein, was ihm ein noch bedrohlicheres Aussehen gab. »Es ist fast unglaublich, daß sie einen solchen Vorsprung besitzen sollen. Völlig unglaubwürdig, offen gesagt. Es würde bedeuten, daß sie Humanoiden herstellen können, die selbst aus nächster Nähe nicht von Menschen zu unterscheiden wären. Außerdem müßten sie uns dann auch in der Robotmentalik weit voraus sein.«
»Natürlich fühlen Sie sich persönlich betroffen«, versetzte Breckenridge kalt. »Lassen Sie Ihren Berufsstolz bitte einmal aus dem Spiel und erklären Sie uns, warum es Ihrer Meinung nach unmöglich ist, daß sie uns so weit überflügelt haben sollen.«
Laszlo zuckte die Achseln. »Ich versichere Ihnen, daß ich ihre gesamte Literatur über Robotik, soweit verfügbar, studiert habe. Ich weiß also ziemlich genau, wo sie stehen.«
»Sie meinen, Sie wissen das ziemlich genau, wovon die anderen wollen, daß Sie es wissen«, korrigierte Breckenridge. »Waren Sie schon einmal drüben?«
»Nein«, erwiderte Laszlo knapp.
»Und Sie, Dr. Lynn?«
Lynn schüttelte den Kopf. »Auch nicht.«
»Ist denn in den letzten fünfundzwanzig Jahren überhaupt ein einziger Robotexperte bei ihnen gewesen?« fragte Breckenridge. Sein selbstbewußter Ton ließ vermuten, daß er selbst die Antwort am besten kannte.
Laszlo dachte angestrengt nach. Sein Gesicht nahm einen unbehaglichen Ausdruck an. »Um die Wahrheit zu sagen: Sie haben schon seit sehr langer Zeit keinen Robotikkongreß mehr abgehalten.«
»Seit ganz genau fünfundzwanzig Jahren; ist das nicht recht aufschlußreich?« wollte Breckenridge wissen.
»Mag sein«, gab Laszlo widerstrebend zu. »Aber etwas anderes beunruhigt mich mehr. Sie haben noch nie Beobachter zu einem unserer Robotikkongresse entsandt, jedenfalls so weit ich mich entsinne.«
»Hat man sie denn nicht eingeladen?« fragte Breckenridge.
»Doch, natürlich«, warf Lynn ein, der das Gespräch mit wachsender Besorgnis verfolgt hatte.
»Haben sie auch bei den Kongressen anderer Forschungsdisziplinen unsere Einladungen ausgeschlagen?« forschte Breckenridge beharrlich weiter.
»Nicht, daß ich wüßte«, antwortete Laszlo. Er schritt nun nervös auf und ab. »Jedenfalls ist mir davon noch nichts zu Ohren gekommen. Ihnen, Chef?«
»Nein.«
»Legt dies alles denn nicht den Verdacht nahe«, ergriff Breckenridge unerbittlich wieder das Wort, »daß sie es von vornherein darauf angelegt haben, unsere Einladungen nicht erwidern zu müssen, weil sie etwas verbergen wollten oder weil sie vielleicht befürchteten, einer ihrer Wissenschaftler könne zuviel ausplaudern?«
Doch, genau der Verdacht drängte sich auf, und Lynn gelangte mehr und mehr zu der
Weitere Kostenlose Bücher