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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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nach, aber Blut ist auch noch dran. Zweierlei sogar. Die eine Sorte ist noch nicht identifiziert, vielleicht brauchen wir Blutproben von deinen Verdächtigen. Die andere stammt eindeutig von Peltonen. Ein ganz kleines Stück vom Hinterkopf war auch noch dran, Haare und so weiter. Und Erde. In welchem verdammten Wald hat dein Schutzmann das Ding bloß ausgegraben?»
    «Peltonen ist also damit niedergeschlagen worden?»
    «Sieht ganz so aus. Mit der stumpfen Seite, bitte schön.»
    «Von wem kann denn das andere Blut sein?»
    «Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber da ich auch noch was Schuppenartiges gefunden habe, würde ich fast meinen, es stammt von einem Fisch. Von welcher Sorte, kann ich dir allerdings nicht sagen.»
    Von einem Fisch … Mirja hatte einen Hecht gefangen. Hatte sie ihn vielleicht mit der Axt totgemacht?
    «Sind Fingerabdrücke dran?»
    «Jede Menge. Ich nehme an, der Mörder hat nicht die ganze Axt abgewaschen, sondern nur kurz die Klinge abgespült, am Griff sind nämlich überhaupt keine Salzspuren. Es sind Fingerabdrücke von zwei Leuten drauf: von Sarkela und Rasinkangas.»
    «Wow! Wie sehen sie aus?»
    «Die von der Rasinkangas sind ziemlich interessant. Sie stammen alle von der rechten Hand, und ihre Anordnung entspricht eigentlich nicht der Haltung beim Zuschlagen – sie sehen eher so aus, wie wenn man eine Axt aufhebt, mit der scharfen Seite der Klinge nach unten. Mag sein, dass man auch aus dieser Haltung heraus mit der stumpfen Seite zuschlagen kann, aber da müsste man das Handgelenk ziemlich verdrehen.»
    «Die Position ist also ungefähr so, wie wenn man eine Axt von einer Stelle zu einer anderen trägt.» Ich versuchte mir das Ganze bildlich vorzustellen, packte mein dickes Lineal, das die Rolle der Axt spielte, und verdrehte den Arm. «Vielleicht hat sie ihre Hände die ganze Zeit geschützt und es nur einmal vergessen.»
    «Kann sein. Von Sarkela sind massenhaft Abdrücke vorhanden. Er hat die Axt ungefähr in jeder denkbaren Position gehalten, unter anderem in der klassischen Holzhackerstellung. Und er hat ziemlich oft den Griff gewechselt. Das war alles, was ich gefunden hab.»
    «Gut. Ich hab vor, heute nochmal nach Vuosaari rauszufahren, aber vorher muss ich noch ein paar andere Sachen erledigen. Den schriftlichen Bericht krieg ich doch sicher mit der nächsten Hauspost?»
    Ich nahm mein Notizbuch und suchte die Telefonnummern von Mirja und Antti heraus. Mirja hatte einen Sommerjob ganz in der Nähe, auf dem Standesamt. Witzig.
    «Kriminalhauptmeister Kallio, guten Tag. Ich würde gern so bald wie möglich mit dir reden, passt es dir um zwei?» Mirja äußerte keinerlei Verwunderung über meinen Anruf, sondern antwortete überraschend sanftmütig, sie würde versuchen, ihre Kaffeepause auf zwei Uhr zu verlegen. Antti an der Universität aufzustöbern war schon schwieriger, aber ich erreichte ihn schließlich in der Bibliothek des Mathematischen Instituts.
    «Ich mach mir meinen Terminplan selbst, vor allem jetzt im Sommer, wenn wir keine Lehrveranstaltungen haben. Ich kann um drei Uhr da sein.» Auch er stellte keine weiteren Fragen.
    Ich ließ mir einen Wagen reservieren, denn ich wollte hinterher noch nach Vuosaari, um mir den Bootssteg und den Fundort der Axt anzuschauen. Ich war müde und bezweifelte sehr, Mirja oder Antti heute noch festnehmen zu können, so willkommen mir ein Geständnis auch gewesen wäre.
    Mirja erschien pünktlich um zwei. Der schwarze Rock und die weiße Bluse wirkten wie Trauerkleidung, aber in ihrem Verhalten war von Trauer nichts zu spüren. Sie gab sich, als wäre es ihr vollkommen egal, ob sie gerade Geld vom Konto abhob oder zur Vernehmung auf dem Polizeipräsidium saß.
    «Hattet ihr gestern noch einen netten Leichenschmaus?», fragte ich geradeheraus. Ich wollte irgendeine Gefühlsäußerung provozieren.
    «Es hat uns allen gut getan.» Ihr Gesicht blieb ausdruckslos.
    «Inwiefern?»
    «Keiner von uns wollte allein zu Hause sitzen – außer Antti, obwohl wir natürlich versucht haben, ihn zu überreden. Es hat uns gut getan, über die Sache zu sprechen und uns zu überlegen, wie das alles passiert ist.»
    «Und zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen?»
    «Es war wohl ein Unfall. Hoffentlich. Selbstmord kommt jedenfalls nicht infrage, Jukka mochte sich selbst viel zu gern, um so etwas zu tun. Aber sollte ihn tatsächlich jemand umgebracht haben? Das klingt so unwahrscheinlich, obwohl Jukka einem schon auf die Nerven gehen konnte.

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