Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
Vom Netzwerk:
auf einmal fiel ein Mann am Fenster vorbei. Hat sich vom Dach des Kaufhauses gestürzt. Mitten hinein in die Menge.
    Hat er jemanden getroffen?
    Ich bitte dich …
    Soweit ich weiß, nicht.

    – und bemerkten es nicht, die fünfte war Erik. Ach, du…!
    Ein Handkuss. Das ist so altmodisch, unerwartet, abgedroschen, dass mir ganz schlecht wird vor Neid. Gar nicht einmal vor Eifersucht. Einfacher, ehrlicher Neid für eine unausführbare Geste.
    Nahm die Hand, küsste sie, legte sie wieder neben sich ab, jetzt lag ihre Hand wieder auf ihrem Knie, seine auf seinem. Den Rest des Abends sprachen sie kein Wort mehr. Danke, ja oder danke, nein? Was für eine Situation, zum Weglaufen, dummerweise tut der Knöchel weh, laufen bestimmt nicht, höchstens hinken, aber selbst dafür müsste man ihn noch einmal ansprechen, er sitzt im Weg, sie eingeklemmt in der Fensternische und hört nichts mehr außer dem eigenen Herzklopfen.
    Später allerdings war er so höflich, sich klarer auszudrücken. Zumindest dachte ich das, damals. (Mercedes, winkt ab.) Erik bot sich an, sie zu fahren, aber da hatte er schon ein Taxi bestellt.

    Ich muss dir etwas sagen, sagte Mercedes am nächsten Morgen zu Omar. Wir werden heiraten.
    Wirklich? fragte Omar. Nicht besonders überrascht.
    Das heißt, sagte Mercedes, wenn du einverstanden bist.
    Ich bin einverstanden, sagte Omar würdevoll und schmierte sich ein Brot.
    Mercedes lachte und küsste seine das Messer haltende Hand.
    Vorsicht, sagte Omar.

    Der Termin war an einem Samstagmorgen um neun Uhr zwanzig. Er kam zu spät, suchte mit zitternden Fingern nach seinem Identitätsnachweis und roch merkwürdig. Das war etwas irritierend, aber er hatte die Demütigungen der Bürokratie in den letzten Wochen so, nein, nicht wie üblich: tapfer, eher: elegant getragen, als wären sie ein zwar altmodischer, aber doch stilvoller Manteau und keine gemeine Schürze aus Blei (Was auch immer, sagte Tatjana. Du brauchst deswegen kein schlechtes Gewissen zu haben), so dass man ihm das jetzt nun wirklich nachsehen konnte. Er hat doch alles, was man braucht, ist jungenhaft und väterlich, man kann gut mit ihm Arm in Arm vor offiziellen Organen stehen. Ja, wir wollen heiraten, ja.
    Anschließend gingen sie in den Park, wie man in den Park geht, um sich fotografieren zu lassen. Mercedes in dafür nicht geeigneten Schuhen über knirschende Wege. Der Strauß schwang locker in der Hand. Ab und zu sagte Tatjana: Halt!, und sie blieben stehen: an Bäumen, Bänken, Statuen, einer Brücke, einem kleinen See, wenn vorhanden. Tatjana drehte eine Ewigkeit am Einstellrad ihrer All-Manual-Spiegelreflexkamera, sie standen da wie in alten Zeiten, in Posen erstarrt am Ufer eines künstlichen Teichs, die grünen Häufchen der Enten und Gänse, die aus irgend einem Grund hier leben bleiben, kreisten sie ein. Dicke weiße Vögel watschelten durchs Bild. Hochzeitspaar mit Federvieh. Eine Gans setzte einen Haufen direkt neben Abels Schuh. Omar fing zu kichern an. Abel antwortete mit etwas Ähnlichem. Der Arm, in den sich Mercedes eingehängt hatte, erzitterte.
    Jetzt mach schon, wie lange sollen wir denn noch, ich habe keine Lust mehr!
    Ihr Sprechen verleitete auch die Vögel zum Schnattern, sie verstummte schnell, dann auch die Vögel. Endlich: Klick. Sie ließ seinen Arm los und machte sich auf den Weg, die Füße vorsichtig zwischen die Häufchen gesetzt, zurück zum Rand der Grünfläche, wo Tatjana stand. Sie warf ihr den Brautstrauß zu.
    Fang!
    Sie warf ihn mit Wucht, gereizt, aber doch nicht kräftig genug, er fiel vor dem anvisierten Ziel ins Gras. Tatjana hatte sich ohnehin nicht gerührt. Verfolgte interessiert die Flugbahn des Straußes bis zu dessen Landung. Anschließend fuhr sie fort, das Stativ abzubauen. Omar hob den Strauß auf.
    Fang!
    Er warf ihn Abel zu, Abel fing den Strauß auf, warf ihn zurück. Die beiden Frauen vorneweg, hintendrein die Männer, sie warfen sich den Brautstrauß zu und kicherten. Mercedes schaute auf ihre ramponierten Schuhe, beschloss, dass sie nicht mehr zu retten waren, und entschied sich gegen Tränen und dafür, sich umzudrehen, die Arme auszubreiten und zu rufen: Zu mir auch! Der Strauß war gerade bei Omar, er schleuderte ihn ihr lachend gegen die Brust. Gelber Blütenstaub auf schwarzer Kleidung. Sie behielt den Strauß.
    Noch eins! sagte Tatjana.
    Aber der Strauß … Ein Großteil der Blütenblätter war abgerissen.
    Lässt du ihn halt weg.
    Schließlich ließ sie ihn doch nicht weg. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher