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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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wann immer meine neue Dame des Hauses euch einlädt. Bis dahin werdet ihr ihn eh vergessen haben.
    Einige Tage später tauchte ein Mensch namens Konstantin im Institut auf und veranstaltete einen ungeheuren Wirbel, man hätte seinen Mitbewohner verschwinden lassen . Seine Sachen aus der Wohnung geholt und - - - Ein phantasievoller, wortreicher Thriller. Sie fangen die Leute von der Straße weg und bringen sie wer weiß wohin. Ein Fall für Verschwörungstheoretiker und Menschenrechtsorganisationen. Ich werde mir Geld für Flugblätter leihen.
    Schon gut, sagte Tibor. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe Ihren Freund am Sylvesterabend vom Revier abgeholt.
    Konstantin blinzelte: Am Sylvesterabend?
    Ja.
    Pause. Blinzeln.
    Und wo ist er jetzt?
    Das weiß ich nicht, sagte Tibor. Ich habe ihn vor dem Haus abgesetzt.
    Und wo ist er jetzt?
    Das weiß ich nicht, wiederholte Tibor.
    Und dann noch dreimal, derselbe Kreis. Wo? Weiß ich nicht. Aber wo? Schauen sich blinzelnd an.

    Jetzt, nach Monaten, rief er endlich an.
    Da sind Sie ja wieder. Ihr Mitbewohner sucht Sie überall.
    Ja, sagte Abel, er sei ausgezogen.
    Wieder die Frage, ob alles in Ordnung sei.
    Ja.
    Pause.
    Ja, hm, h-khrm, sagte Tibor. Was kann ich für Sie tun? … Verstehe … Hören Sie, warum… Warum kommen Sie nicht vorbei, sagen wir, nächsten Montag. Es werden noch andere da sein, so eine Art Jour fixe, das stört Sie hoffentlich nicht.
    Danke, sagte Abel.
    Tibor nickte, obwohl am Telefon, und legte auf. Anschließend fühlte er sich, obwohl im Sitzen, etwas weich in den Knien. Etwas Unerklärliches passiert jedes Mal, wenn ich mit diesem Menschen zu tun bekomme. Zwei Komponenten seines komplexen Gefühls konnte Professor B. später identifizieren. Es waren: Scham und Sehnsucht. Warum ausgerechnet diese?

    A.N. kommt nächsten Montag.
    Wer? Ach so, natürlich, sagte Mercedes.
    Ehrlich gesagt, erinnerte sie sich kaum. Das erste und bis jetzt einzige Mal standen sie sich vor vier Jahren gegenüber, an seinem ersten Tag, der Grenzübertritt schätzungsweise zwei Stunden her. Der Handschlag fiel wegen Butter aus, guten Tag, auf Wiedersehen, das war alles. Anschließend sahen sie sich, wenn überhaupt, nur aus der Ferne. Sollten Sie Schwierigkeiten haben, wenden Sie sich an Mercedes, aber er bekam keine Schwierigkeiten, oder zumindest wandte er sich nicht an sie. Sie hörte einiges über ihn, was man in der Fakultät redete, die Manteltaschen voll mit winzigen Wörterbüchern und verläuft sich ständig in den Fluren, aber es interessierte sie nicht sonderlich. Jetzt stand er also in der Tür.
    Unwahrscheinlich dünn und groß, ein Schulterpolster des schwarzen Trenchcoats hing auf Halbmast, überhaupt sah alles aus wie auf ihn geworfen, selbst die weißen Hände baumelten teilnahmslos aus den zu kurzen Ärmeln, so wie später, jetzt – ein ganz ähnliches Baumeln. Sie reichte ihm die Hand. Willkommen, ich bin Mercedes. Sobald sich die Fingerspitzen berührten, schlug es – Gummisohlen auf Fußabtreter – einen unerwartet lauten und sichtbaren Funken. Oppardon. Er zog die Hand schnell zurück und stand wieder da wie vorher, nun scheinbar so eingeschüchtert, dass er ohne Hilfe keinen Schritt würde weitergehen können. Vielleicht war es das, die vermeintliche Hilflosigkeit, die Mercedes nun mit Jahren Verspätung, aber dafür unverzüglich für ihn einnahm. Er hatte etwas Herzergreifendes an sich. Und (ein bisschen) etwas Lächerliches. Mercedes lächelte ihn aufmunternd an. Tibor habe noch etwas zu arbeiten, aber er solle doch schon zu den anderen gehen. In den Sarong .
    Oppardon. Sie lachte, legte sich eine Hand an den Mund. Das sagt mein Sohn immer. Ich meine, den… Ah, da bist du ja, Omar, komm her. Das ist Omar, mein Sohn.

    Größe: 1,30 m, Statur: schlank, Hautfarbe: Milchkaffee, Kopfform: Ei. Zu diesem Zeitpunkt war Omar sechs Jahre alt, und alles an ihm – bis auf eine winzige Abweichung in der Bernsteinfarbe der künstlichen Iris rechts – war in perfektester Balance.
    Guten Abend, sagte er. Mein Name ist Omar. Ich habe nur ein Auge. (Pause. Er sah sein Gegenüber ernst an.) Das andere habe ich hingegeben für Weisheit.
    Abel tat weder überrascht noch mitleidig, auch seine Unbeholfenheit war verschwunden. Seine Stimme klang, anders als man es nach dem letzten heiseren Opp … erwarten konnte, voll, männlich, warm:
    Die meisten, sagte er, wären nicht so mutig.
    Das Kind sah ihn an – wie?, überrascht?, beeindruckt?, das passiert mir

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