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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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schreibt eine Dissertation im Bereich Universalgrammatik.
    … … … …, sagte Erik. Keine Ahnung was, denn gerade hatte Omar Abels Hand losgelassen und war irgendwo hingegangen, wo er nicht mehr zu sehen war. In Abels leerer Handfläche zog es feucht. Das Gegenüber, dieser Erik, nannte Namen, offenbar von Autoren, die er verlegte, Abel kannte zu seinem Bedauern keinen einzigen. Und du sprichst wirklich all diese Sprachen? Alle zehn?
    Abel nickte und war plötzlich umzingelt, stand im Mittelpunkt, eine Traube um ihn herum, man fragte ihn alles Mögliche, wo kommen Sie her, ich war neulich in Albanien. Er antwortete einsilbig. Hm … Ich glaube … Ich weiß nicht.
    Was ist? (Erik zu Tibor.) Kann er nicht sprechen?
    Und das ist dir aufgefallen? So nach zehn Minuten, oder? fragte Tatjana. Als du das erste Mal Luft geholt hast.
    Sie lächelte süß und änderte die Beinstellung. Erik verzog den Mund.
    Abel schaute sich nach dem Jungen um. Er stand am anderen Ende des Raumes und sagte gerade zu seiner Mutter: Ich möchte Russisch lernen. Abel wird mir Russisch beibringen. Jeden Donnerstag.
    In Ordnung, sagte Mercedes und lächelte Abel quer durch den Raum freundlich zu.
    So lernte Abel Nema seinen zukünftigen Stiefsohn Omar kennen.

Die Zecke
    Als er wieder in Kingania ankam, war es schon hell. Die Tür war verschlossen, im ganzen Haus Totenstille. In der Nacht gab es wieder eine Party, möglich, dass sie noch schliefen.
    Sie schliefen nicht. Abel hörte durch Beton und Stahl, dass sie wach waren, sie verhielten sich nur sehr leise. Er klopfte. Eine Weile geschah nichts, dann, als hätte Kinga: Sieh nach, vielleicht ist es das Kind, gesagt. Wenig später öffnete Janda die Tür.
    Morgen, sagte Abel.
    Janda ließ wortlos die Tür offen stehen.
    Kinga: Bist du das? Gottseidank. Beziehungsweise: Was schickst du mir für Typen an den Hals?

    Sie hatten, wie gesagt, wieder offenes Haus, Abel ging, bevor die ersten Besucher kamen. Eine Einladung bei seinem Professor. Aha, sagte Kinga, na dann. Geh nur. Sie war beleidigt oder hatte einfach schlechte Laune. Es war so ein Abend, man kennt das, wenn einfach nichts eine Form oder eine Richtung annehmen will. Gelangweilte und genervte Stunden, man weiß nicht, was besser wäre, weitermachen oder aufhören, heute geht mir einfach alles auf die Nerven. Die Musiker fummelten gleichgültig an ihren Instrumenten, irgendwie wurde nichts daraus. Und die Gäste, als wären es diesmal wirklich lauter Unbekannte. Kennen die Gepflogenheiten nicht, das Einweckglas so gut wie leer, dabei wurde noch mehr und schneller getrunken als sonst. Und dann lassen sie mich auch noch mit dem ganzen Müll sitzen. Kinga ging in die Küche, demonstrativ Gläser abwaschen. Wusch Gläser ab und auf einmal stand dieser Typ neben ihr. Einer von den Neuen, aber als hätte ich ihn schon mal gesehen, einer mit Seitenscheitel. Er war als einer der Ersten gekommen, du (Abel) warst gerade aus der Tür, halbe Stunde. Sie hatte ihn gleich Zecke bei sich getauft. Ein Querulant und Schnorrer, kommt, um satt zu werden, immer ein Glas und ein Schmalzbrot in der Hand, und die Augen gehen pausenlos hin und her, scannt die Umgebung, als müsste er sich alles merken. Hält sich außerdem für weißgott wie originell, stellt sich zu einem, spricht schmatzend:
    Anarchia Kingania . Was soll das sein? Das Königreich der Spinnen? Er lachte, man sah das Brot in seinem Mund. Oder eine Drogenhöhle?
    Genau das, sagte Kinga und ließ ihn stehen, obwohl sie noch nicht fertig war. Pisser.
    Janda hob den Kopf, als sie zischend an ihm vorbeiging, sah, dass nichts weiter war, senkte das Ohr zurück auf den Gitarrenhals, zupfte weiter vor sich hin. Später rafften sie sich doch auf und spielten richtig. Zwei unbekannte Mädchen waren auch da, zwei kleine Tussis, Mikrominis bei Minus X Grad, saßen die ganze Zeit Schenkel an Schenkel nebeneinander, bestimmt noch Schülerinnen, diese verqualmte Langeweile ist was ganz Großes für sie. Starrten die Musiker an, tuschelten.
    Na, ihr beiden Kichererbsen? Schaut sie euch gut an! Jeden von denen habe ich mindestens viermal gehabt. (Letzteres sagte sie natürlich nicht.) Wollt ihr noch was trinken, meine Kleinen?
    Kinga, blutigsüß, mit der Schnapsflasche in der Hand. Andre schüttelte lächelnd den Kopf: Lass sie.
    Sie ließ sie, setzte sich. Die Zecke blieb zunächst in der Küche, aß Brot, solange noch welches da war. Als nichts mehr da war, kam er herüber, setzte sich zu den Mädchen und

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