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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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fing an, auf sie einzureden, aber ohne Pause, blablablabla. Andre und Kontra nicht, aber Janda wird von so etwas ungehalten. Er sah sich um. Wer blubbert da ständig?
    Ssssssscht. Kinga beugte sich herüber, flüsterte der Zecke ins Ohr: Du. Pause ist auch Musik.
    Er hörte mitten im Wort auf, starrte sie an, offener Mund, die Mikrominis kicherten. Kinga zwinkerte ihnen zu. Später ging sie auf die Toilette, und als sie wiederkam, lehnte die Zecke neben der Tür.
    Du, sagte er. (Äffst du mich etwa nach?) Wir haben uns schon mal gesehen.
    Aha?
    Sie ging einfach weiter, er ihr hinterher. Er trampelte laut, Janda sah herüber.
    Ja, sagte die Zecke. Jahre her, der und der Klub.
    Aha.
    Ich glaube, wir haben einen gemeinsamen Bekannten. Ein Halbungar. Nema, Abel.
    Hm.
    So ein Großer in schwarzen Klamotten.
    In schwarzen Klamotten, echt?
    Sie sah sich um. Die Mikrominis waren weiß mit grauen Karos. Aber sonst… Eine Sekundenentscheidung: So zu tun, als könnte sie nichts mit dem vollen Namen anfangen. Aber dabei dachte ich mir: Scheiße, wer ist dieser Typ? Ihm nicht ins Gesicht sehen. Sie drehte sich weg, er folgte ihr.
    Er ist verschwunden, klagte es hinter ihrem Rücken. Hat mich sitzen lassen, dachte schon, man hat ihn entführt, so was gibt’s, Leute verschwinden von der Straße, man hat uns verhaftet, vollkommen unschuldig, getrennt und befragt, und seitdem …
    Tut mir Leid, sagte Kinga. Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Entschuldige mich.
    Sie ließ ihn stehen, aber ab da beobachtete sie ihn. Nicht einfach, wenn man Augenkontakt vermeiden will und der andere starrt.
    Was ist? fragte Janda.
    Nichts. Eine Nervensäge.
    Später war sie kurz abgelenkt, eine kleine Erholung vom angestrengten peripheren Sehen, und plötzlich die Stimme des Typen, schrill: Das ist seine Tasche! Ich erkenne seine …
    Pscht! Die Musiker haben wieder angefangen zu spielen.
    Aber die Zecke war nicht mehr zu bändigen:
    Wieso macht ihr das? Wieso seid ihr so? Was seid ihr nur für Menschen! Ich habe euch doch nichts getan, ich bin zu jedem freundlich, ich helfe jedem, mache mir Gedanken und Sorgen, ich bin ein solidarischer und mitfühlender Mensch, ein guter Mensch, ein guter Mensch, und ihr, und ihr…
    Irgendwo hier war es, dass Kinga Anlauf nahm, die Zecke an den Schultern packte und mit ihm durch den Raum rannte, wie mit einem Rammbock auf die Tür zu, die, wie der Zufall es will, gerade offen stand, so dass sie ihn ohne weitere Verzögerung ins Treppenhaus schubsen, nein, mit einem veritablen Tritt in den Hintern hinausbefördern konnte. Der Typ war so verdutzt, dass er noch eine ganze Weile weiterredete, erst als er die Tür direkt vor sich hatte, begann er zu quäken: Heeeeeeee! Kinga hob das Knie, trat ihn hinaus, schlug die Tür hinter ihm zu und verriegelte sie von innen. Sie lachte.
    Einpaar andere lachten auch, wieder andere haben gar nicht mitbekommen, dass da etwas war. Die Musiker sahen sie fragend an, sie winkte ab. Aber eigentlich hatte ich die ganze Zeit ein blödes Gefühl.
    Nur ein paar Minuten später entschieden sich die Mikrominis aufzubrechen. Sie trauten sich kaum, Kinga anzusprechen, taten es dann doch, sehr höflich: sie möge bitte die Tür aufschließen. Kinga hatte die Zecke, so unglaublich das auch klingt, inzwischen vergessen. Als hätte ich ihn von der Erdscheibe geschubst. Die Mikrominis gingen und kamen zurück.
    Er weint, berichteten sie.
    Wer?
    Der Mann von eben. Sitzt auf dem Treppenabsatz und weint.
    Na und, Herzchen?
    Die Mikrominis standen betreten herum, dann zuckte die Vifere mit den Achseln, und sie gingen ein zweites Mal.
    Entschuldigung. Vorsichtig in ihren hohen Stiefelchen am schniefenden Mann vorbei.
    Kinga steckte den Kopf ins Treppenhaus. Tatsächlich. Da tat er mir schon etwas Leid, andererseits … Sie schloss leise die Tür.
    Wenig später hob unten im Hof ein Gebrüll an. Was ist das, zuerst konnten sie es gar nicht zuordnen, woher es genau kam. Dann öffnete jemand das Fenster, und es wurde klar. Die Zecke. Stand unten im Hof und kreischte hoch, außer sich, es echote nur so:
    Ich werde euch alle anzeigen! Wegen Betreiben eines illegalen Ausschankes!
    Kinga lachte, aber sie war nervös. Sie wagte nicht, zum Einmachglas zu schauen, das im Übrigen fast leer war.
    Hört ihr! Ich werde euch alle anzeigen! (Winselnd, aber selbst das ist gut zu hören, der Hof ist wie ein Brunnen:) Ihr Schweine.
    Janda stand auf, ging zur Tür, als ginge er nur aufs Klo, aber er nahm den

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