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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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kleine Kinder. Alle wirkten sehr gedrückt. Als sie sich auf den wenig einladenden Strohsäcken niederließen, zwängte sich ein chinesischer Offizier in grauer Uniform durch die Menge und kam auf sie zu. Er schüttelte Yarborough und Tindale freundlich die Hände und sprach mit dem Piloten auf Chinesisch.
    »Sie möchten, daß wir möglichst schnell abfliegen«, sagte Yarborough. »Sie setzen sich dahin, Gordon. Der Flug müßte ganz glatt gehen. Keine Sorge.«
    »Ich mache mir keine Sorgen.«
    »Entschuldigen Sie, nicht bös gemeint, aber wir werden die Polarroute fliegen.« Er setzte den Kopfhörer auf, schaltete das Funkgerät ein und begann mit dem Turm zu sprechen.
    Sie flogen durch einen blendend weißen Dunst, plötzlich schrie Tindale, ich darf nicht gefährlich leben, darf nicht Jahrhunderte vergeuden, der Tod, er holt uns ein, Start frei, Polarroute der Steuerbordmotor fiel aus, mein Gott…
    Die vier Turbo-Prop-Motoren sprangen an. Die Deckenbeleuchtung erlosch. Die Portugiesen waren alle an ihren Plätzen, der Ausgang geschlossen, die Rampe abgezogen. Die Klimaanlage fing an zu arbeiten. Unerwartet, wunderschön, flammte die Landebahnbefeuerung auf, bernsteinfarben, grün und rot, das ganze Flugfeld entlang. Die Tankfahrzeuge rollten schon davon. Die Tupolew stand allein.
    Polarroute, was für ein gottverdammter Pol denn, der alte Tony wird es nie schaffen, sein Herz, aber VERRÄTER-HELD Tindale steuerte die gigantische russische – ach sei doch mal erwachsen Mann, hier wird Ernst gemacht, ich weiß nicht einmal wohin wir fliegen, ich habe nur diese Abmachung, taugt nichts, trau nie den Chinesen, diesen lausigen Roten, da kommt man besser weg bei, muß man ihm lassen kennt seine Polarroutine, meine Hochachtung, wir sind wirklich…
    Sie rollten an. Fünf Minuten später schwankten die Lichter unter ihnen, und die dunklen Berge drehten sich. Dann waren die Berge verschwunden, und die Lichter auch; sie kreisten und stiegen empor. Yarborough hob den Daumen und lächelte. Nach einiger Zeit deutete er auf ein fernes Lichtermeer. Hongkong. Noch immer tapfer am Rand des größten Kontinents brennend. Dann war es ausgelöscht.
    Als sie routinemäßig flogen, sagte Tindale: »Sie haben mir nicht gesagt, wohin wir unterwegs sind.«
    »Portugal. Außerhalb von Lissabon, ungefähr fünfzig Kilometer – Flugplatz Caldas da Rainha.«
    »Lissabon! Wie weit ist das? Können wir das schaffen?«
    »Ich habe das schon ein halbes dutzendmal gemacht. Die Berichte von den Wettersatelliten sind alle gut. Ich schalte gleich auf Automatik, dann können wir noch etwas pennen.«
    »Aber wie weit ist es?« Es ärgerte ihn, daß Yarborough Spaß dabei hatte, sich nonchalant zu geben.
    »Ach, ungefähr achteinhalbtausend Kilometer, bei dem Weg, den wir nehmen, direkt über China und Rußland. Sie legen diese Route für uns fest, damit wir die meiste Zeit über kommunistischem Gebiet oder über dem Meer sind. Wir sind auf sechsunddreißigtausend Fuß und schaffen jetzt etwa 1,68 Mach. Es werden ungefähr achtzehn oder zwanzig Stunden in der Luft sein, je nach den Windverhältnissen und ein paar anderen Dingen.«
    Mary, ich liebe dich immer noch, ich war unreif, ich will dich wiederhaben, wir können irgendwo leben wo es ungefährlich ist, uns tausend Jahre Zeit lassen einander richtig kennenzulernen, vielleicht einander richtig zu verstehen, irgendein Inselparadies Fidschi…
     
     
    In der Maschine gab es einen chinesischen Steward. Er brachte ihnen eine dünne, aber wohlschmeckende Schweinefleischsuppe mit Nudeln. Tindale und Yarborough hatten lange geschwiegen. Endlich sagte der Pilot: »Ich bin es nicht gewöhnt, vorauszudenken, Gordon. Ewig leben – das kann man einfach nicht fassen, oder? Walter wird mir fehlen, aber wir können seine Beziehungen gebrauchen. Wir setzen die Portugiesen ab und verschwinden dann vielleicht irgendwo im Blauen, vergessen das Flugzeug, Gott soll es segnen. Gehen nach Frankfurt. Ich kenne da einen gewissen Schäfer – er wird dafür sorgen, daß wir für den Virus Lösegeld bekommen. Die Deutschen bezahlen. Sie sind eigentlich ganz in Ordnung, abgesehen von solchen Halunken wie Goebbels und Hitler. Diesen Goebbels habe ich wirklich gehaßt.«
    »Ich verstehe nicht, weshalb die Chinesen sich so um das Wohl der Portugiesen kümmern. Werfen sie sie nicht aus Makao hinaus?«
    »Die Chinesen sind eine seltsame Rasse. Sie verabscheuen den Rest der Welt und sind trotzdem fasziniert davon. Sie wollen ihre

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