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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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der Herberge waren alle Klosetts besetzt, und ich hätte mir fast in die Hose gemacht, wenn nicht in letzter Sekunde eins frei geworden wäre.
    Der Albers rüttelte von außen an den Klinken und brüllte: »Aufmachen, ihr Säue! Oder soll ich hier ins Waschbecken scheißen?«
    Dann machte der Holzmüller einen auf witzig, indem er auf Ralles zu Boden geworfene Zahnpastatube sprang. Der Inhalt spritzte an die Wand und an die Armaturen unterhalb der Waschbecken.
    »Leckt mich doch alle anne Füße!« rief Ralle, und von Hermann ereilte mich die Warnung, daß der Albers wieder einmal Unfug mit meinen Klamotten treibe. Ich sauste in den Schlafsaal und kriegte gerade noch mit, wie mein Kopfkissen aus dem Fenster flog, gefolgt von meinem Schlafanzug.
    »Die erzählen hier alle, daß du heute nacht mal nackig schlafen willst«, sagte der Albers. »Paß bloß auf, daß du dir keine Erkältung holst!«
    Ich wollte mich beim Böhringer beschweren, aber der hatte Zahnweh und verwies mich an den Herbergsvater.
    Himmel, Sterne, Rotzkaserne.
    Am Mittwoch stand ein Ausflug nach Bernkastel-Kues auf dem Programm. Das war ein Moselkaff mit einem Armenhospital, das der Universalgelehrte Nicolaus Cusanus alias Nikolaus von Kues alias Johann Cryfftz im fünfzehnten Jahrhundert gestiftet hatte. Ob das ein Urahne von Johan Cruyff gewesen war?
    In den Gewölben des Kreuzgangs spiegele sich architektonisch der cusanische Leitgedanke der allumfassenden Einheit, hieß es bei der Führung. Die sterbliche Hülle des Stifters ruhe in Rom, aber sein Herz sei hier in der Kapelle beigesetzt worden, in einer Bleikapsel.
    »Is’ ja widerlich«, sagte Ulla Nölting.
    Es gab da auch einen Flügelaltar mit einer Kreuzigungsszene. Das mußte lästig gewesen sein für die Maler damals, daß sie immer und immer nur Joseph, Maria und Jesus hatten malen dürfen und dann vielleicht noch Engel und Apostel oder Daniel in der Löwengrube oder den betlehemitischen Kindermord und solchen Mist, tagaus, tagein, und nicht irgendwann mal ganz normale Leute, wie sie ihre Katze kraulen oder sich ’n Spiegelei braten. Ich hätte wetten können, daß es im Mittelalter Maler gab, die sich von dem ewigen Bibelgedöns schwer genervt gefühlt hatten.
    Nicolaus Cusanus, verkündete der Hospitalführer, sei der größte Sohn der Mosel. Na, und was war mit mir? Ich hatte schließlich auch mal ziemlich dicht am Moselufer gewohnt, in Koblenz-Lützel, oder galt das nicht?
    Danach ging’s wieder steil bergauf, und zwar geschlagene sieben Kilometer, bis zu einer Burgruine, und wo ich schon mal oben war, schleppte ich mich auch die Turmtreppe noch hoch.
    Von hier aus hatten die alten Rittersleute ihren Besuchern also siedendes Pech auf den Kopf gekippt. Sehr interessant.
    Als ich wieder nach unten gehen wollte, kam Michaela Vogt herauf, aber ich hatte mich schon so zielstrebig in Richtung Treppe bewegt, daß ich nicht mehr unauffällig kehrtmachen konnte, auch wenn ich mich noch so gern in Michaelas Nähe herumgedrückt hätte.
    Ein hartes Los, bis zum Wahnsinn verliebt zu sein und das geheimhalten zu müssen.
    Wenn ich geahnt hätte, daß uns am gleichen Tag noch eine zweistündige Moselfahrt bevorstünde, wäre ich am Morgen nicht ohne den Roman von Ludwig Thoma aufgebrochen.
    An Bord hielt sich ein Haufen Rentner auf. Denen schien es wenig auszumachen, daß sie nicht mehr lange zu leben hatten. Siebzig oder achtzig Jahre alt waren die, aber trotzdem ganz fröhlich, obwohl ihnen klar sein mußte, daß sie die Radieschen schon bald von unten ansehen dürften.
    An der Reling war der Bohnekamp am Seufzen: »So bei kleinem wär ich doch ganz gern wieder zuhause!«
    »Das sag ich dir«, rief Ralle.
    Der Albers und der Niebold standen am Heck und rotzten um die Wette ins Wasser.
    Weil meine Waschtasche verschollen war, mußte ich dem Dralle seine Läuseforke borgen und mir die Zähne mit dem linken Zeigefinger putzen. Trick siebzehn: Zahnpasta auf die obere Zeigefingerkuppe drücken und so tun, als ob der Finger die Bürste wäre.
    »Was sind ’n das für Manieren?« fragte der Niebold. »Ist das in deiner Familie so üblich?«
    Der Holzmüller kannte die Ergebnisse der Europapokalspiele, aber Gladbachs Auswärtssieg über Vasas Budapest konnte diesen vergeigten Tag dann auch nicht mehr retten.
    Auf die Reise nach Luxemburg nahm ich vorsichtshalber mein Buch mit. Dem Bauern Andreas Vöst starb die Mutter, und es gab Gerede, weil seine Tochter sich ein Kind angelacht hatte, bei einem

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