Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
feuersprühenden Zündschnur an der Seite.
»Thema verfehlt«, sagte Hermann, als er das sah.
Ralle malte ein Protesplakat, auf dem ein überschäumender Humpen Bier zu sehen war. »Alkohol? Ja – aber nur in Maßen!« Diesen Aufruf zur Mäßigung schrieb er obendrüber, aber weil er Großbuchstaben benutzte, stand da:
ALKOHOL? JA – ABER NUR IN MASSEN!
Zum Klavierüben vermochte ich mich immer seltener aufzuraffen, aber von meiner Gage fürs Fensterputzen kaufte ich mir ein Taschenbuch über Beethoven. Als Jüngling hatte der einmal Mozart getroffen und behauptet, auf dem Pianoforte über jedes Thema frei improvisieren zu können.
Verdutzt blickte Mozart in die Runde, klopfte dem jungen Pianisten freundschaftlich auf die Schultern und sagte: »Auf den gebt acht, der wird einmal in der Welt noch von sich reden machen!«
Da hätte ich gern Mäuschen gespielt, bei dieser Begegnung. Oder bei der ersten zwischen Paul McCartney und John Lennon. Oder bei der allerersten zwischen Müller, Maier und Beckenbauer. Da hätte einer mit der Kamera dabeistehen müssen. Was dieser Film wohl wert wäre inzwischen!
Papa baute zwei neue große Kompostsilos, und er wollte höchstpersönlich auch die Polstergarnitur neu beziehen, obwohl Mama gerade mit viel Glück die Nummer eines Polsterers ermittelt hatte.
Von mir aus hätte Mama auch die Nummer eines professionellen Blätterharkers ermitteln können, aber was mich am meisten fertigmachte, war die Hausaufgabe, den Flächeninhalt irgendwelcher Kreise zu berechnen. Wie gut hatten es doch die Neandertaler gehabt – ohne Polstergarnituren, aber auch ohne Mathe!
Dafür war Gladbach wieder in Form: Nach einem Hattrick von Allan Simonsen lag Braunschweig zur Pause mit 0:3 hinten und mußte sich am Ende mit 0:6 geschlagen geben. Sauber.
Oma Jever rief an, um uns mitzuteilen, daß sie drei Richtige im Lotto habe, »endlich, endlich«, und daß Tante Gisela mit einem neuen Mann in engerer Verbindung stehe, der offenbar recht wohlhabend sei. Zu Papas Geburtstagsfeier wolle dieser Mensch aber nicht mitkommen. Der gehe nicht so gern aus sich heraus.
»Dann soll er’s eben bleiben lassen«, sagte Mama.
Bei der nächsten Fensterputzorgie ließ ich das Weiße Album laufen.
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priestess boy you been a naughty girl,
you let your knickers down ...
Genau an dieser Stelle kam Mama ins Wohnzimmer rein und fragte: »Na, was macht dieses unartige Mädchen da?«
»Knickers« waren Damenschlüpfer, wie ich später herausfand. Ich hatte nicht geahnt, daß diese Songzeile so anzüglich war.
Den Thriller »Achterbahn«, der im Germania an der Hubbrücke lief, wollte mal wieder niemand ansehen außer mir. Ich fragte sogar Wiebke, aber die winkte ab: »Interessiert mich nicht ...« Ein von mir spendiertes Eis fressen, das konnte sie, aber mir dann auch mal ’ne Gefälligkeit zu erweisen, das war nicht drin, und ich mußte alleine hin.
Der beste Moment war der, in dem das Saallicht erlosch und keiner mehr so genau sehen konnte, daß niemand neben mir saß, und der zweitbeste, als der erste große Achterbahnunfall passierte. Den hatte ein Saboteur herbeigeführt, der sich danach mehrmals telefonisch vernehmen ließ, aber nie so lange, daß der Anruf zurückverfolgt werden konnte. Das hätte man sich merken können, als Verbrecher: Ganz kurz angebunden sein am Telefon, sardonisch lachen und den Hörer auflegen, bevor die Bullen einen am Schlafittchen kriegen.
Den Hauptdarsteller, George Segal, kannte ich bereits aus Robert Altmans Glücksspielerfilm.
Ich hatte schon gedacht, jetzt wär’s vorbei, aber dann lag doch wieder ein dicker Umschlag mit Michaels Absenderangabe auf der Treppe.
Blblbl.
Wir hatten mal wieder Klassenfest. Meine Erfahrungen vom letzten Mal kühl in Betracht ziehend ging ich nicht hin. Es soll nicht viel besser geworden sein als letztes Mal. Weil eine »Lehrperson« mitmußte und sich kein Lehrer in Aussicht dessen, was ihn erwartete, meldete, gaben sie einfach den Längsten aus der Klasse (1,87 m) als »Studienreferendar Baum« aus, und alles ging glatt. Mehr weiß ich von dem »Fest« nicht. Is’ auch besser so.
Im Moment hab ich Ferien. Sonst hab ich außer Langeweile nichts, nich’ mal Geld. Woher auch? Wenn man den ganzen Tag im Zimmer hockt und die Wände anstarrt? Damit läßt sich natürlich kein Geld machen. Im Radio hör ich gerade: »Gravedigger is on its way to you.« Schluck.
Der Harald hat’s gut. Sitzt als Student in
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