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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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ihn. »Da leere ich lieber Pißpötte aus.«
    Von Hermann erfuhr ich dann auch, daß es in einer Parallelklasse jemanden gebe, der zwei Platten von Cohen besitze. Kurt Wilkens hieß dieser Knabe, und er war so freundlich, mir die Platten zu leihen.
    In den Songs kamen Betten aus Schnee und endlose Flüsse vor, Schwestern der Gnade, Kinder der Dämmerung, im Regen gewaschene Augenlider, Engel, Gefangene, Schlachthöfe, Gräber, Lorbeerkränze, Wartezimmer, Feigheit, Verzweiflung und befriedigende One-Night-Stands. Eine Strophe handelte von einer Frau, die ihr Haar in einem Webstuhl aus Rauch und Gold und Atemzügen hergestellt habe. Man wurde nicht schlau daraus, aber das machte nicht viel, solange einem die Stimme zu Herzen ging.
    Let me see your beauty broken down
    like you would do for one you love ...
    Leonard Cohen hatte schon eine Menge Frauen verschlissen: Suzanne und Marianne und all die anderen namentlich nicht genannten Freundinnen, die ihm so zugelaufen waren.
    Trav’ling lady, stay awhile
    until the night is over.
    Janis Joplin nicht zu vergessen, die er laut Kurt Wilkens auch einmal besungen hatte:
    I remember you
    Well in the Chelsea Hotel
    You were talking so brave and so sweet,
    giving me head on the unmade bed,
    while the limousines wait in the street ...
    »To give head«, das bedeute »Schwanzlutschen«, hatte Kurt Wilkens gesagt, und ich wäre fast hintenübergekippt. Da kamen die deutschen Schlagersänger nicht mit! Von denen sah auch keiner so gut aus wie Cohen. Der konnte es sich sogar leisten, seine Geliebten mit anderen Männern zu teilen, ohne vor Eifersucht überzuschnappen:
    And you won’t make me jealous if I hear that they sweetened your night:
    We weren’t lovers like that and besides it would still be all right.
    Kanadier hätte man sein müssen, so wie Cohen.
    Der erste Auswärtssieg über Bayern München wäre für Gladbach zu schön gewesen, um wahr zu werden. Die Bayern gingen in der 36. Minute durch ein Tor von Gerd Müller in Führung, und Gladbach rannte dem Rückstand hinterher, bis zur 87. Minute, in der Kalle Del’Haye als eingewechselter Joker nach einem großartigen Sturmlauf über vierzig Meter wenigstens noch den Gleichstand herstellte. Köln hatte zur gleichen Zeit Duisburg mit 5:2 naßgemacht und besaß wieder zwei Punkte Vorsprung.
    Hölle, Pech und Hagelschlag!
    Auf der Plantage seines neuen Besitzers sollte Kunta Kinte in der Fernsehserie den Namen Toby tragen, wollte aber nicht und wurde ausgepeitscht.
    »Wie heißt du?«
    »Kunta Kinte.«
    Klatsch, der nächste Peitschenhieb, und so ging es weiter, bis Kunta Kinte klein beigeben mußte.
    »Wie heißt du?«
    »Toby, Massa.«
    Der Dürrkopp machte es in der Schule nach und piesackte Ralle mit der Zirkelspitze, bis der auf die Frage nach seinem Namen erwiderte: »Ja, ich heiße Toby, Massa!«
    In Geo hatte ich an nichts Böses gedacht, als ich plötzlich die Frage beantworten sollte, wie man das Ruhrgebiet nach Westen abgrenzen könne.
    Puh. Mal scharf nachdenken. Was lag denn wohl westlich vom Ruhrgebiet?
    »Vielleicht durch die Grenze zu Frankreich?«
    Wie ich zuhause feststellte, war das so ungefähr die dümmste Antwort, die ich hatte geben können, denn die französische Grenze fing erst viel weiter unten an, südlich von Trier. O Gott! Da hatte Michaela Vogt ja mal wieder einen schönen Eindruck von meiner Weltläufigkeit gewonnen.
    Im SV-Raum traf ich nur Peter Nossig an. Der überflog meinen Artikel und sagte dann, wir würden mal sehen. Im Prinzip wäre es gut, die Schülerzeitung am Leben zu erhalten, aber momentan sei das Geld etwas knapp, und er habe jetzt zwei, drei echt schwere Klausuren vor sich und noch ein paar andere Sachen am Laufen.
    Sonst kam niemand, und nach einer halben Stunde sinnlosen Herumgesitzes schloß Peter Nossig den SV-Raum hinter uns zu und rief mir zum Abschied nach: »Kopf hoch!«
    Auf dem Rad drehte ich eine Runde durch das Karnickelrevier hinterm Stadion. Da lag der Frühling in der Luft, aber was hatte man davon?
    Die Karnickel, ja, die hatten’s gut. Die brauchten sich nicht mit Kohlenstoff und Stickstoff herumzuschlagen oder mit der Enttäuschung über eine doof verlaufene Redaktionssitzung. Die rammelten einfach drauflos. Fertig, aus. Die brauchten kein Tipp-Ex und keinen Plattenspieler, sondern nur eine Karnickelbraut und ein paar Karotten, und schon waren sie rundum glücklich.
    In einem leerstehenden Eckzimmer im oberen Flur schloß Papa nun endlich den Zweitfernseher

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