Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Sparringspartner! Vom Mittelfeld hätten viel mehr Impulse ausgehen müssen, dann wären die Spitzen nicht so stumpf geblieben.
Unterm Terrassendach brachte Papa zwei kleine Schaukeln für Jacko an. Der sollte lernen, von der einen zur anderen zu fliegen, aber das tat er nicht.
Weil seine Schwanzfedern mit Scheiße verklebt waren, verpaßten wir ihm ein Seifenbad. Damit hatte er nicht gerechnet, und er sah nicht ein, was das sollte. Hinterher schien er dann aber doch ganz froh zu sein über sein reines Gefieder. Ich hatte mir extra ein Verlängerungskabel geholt, um den gebadeten Jacko auf seiner Terrassenschaukel trockenföhnen zu können, von der Kehle bis zum Bürzel, und das ließ er sich gefallen.
Von Papa erhielt ich den Auftrag, am nächsten Tag nach der Schule Mehlwürmer für Jacko kaufen. Die gebe es in der Tierhandlung.
Hermann wollte wissen, ob ich am Samstag den Hans-Moser-Film gesehen hätte. »Haste nicht? Dann freu dich!« Dieser Hans Moser sei der mieseste Schauspieler des Universums. Wie der zappele und sabbele, und das auch noch mit österreichischem Akzent, das halte man im Kopp nicht aus. »Un-er-träglich! Glaub’s mir bitte!«
In dem Tiergeschäft schaufelte ein Verkäufer einen Karton mit Mehlwürmen voll, und ich mußte mich zusammennehmen, um da nicht reinzukotzen. Die Mehlwürmer wuselten wie irre durcheinander. Miese, eklige, arme Tierchen waren das, und ich war stolz auf Jacko, weil er es verschmähte, sich von denen zu ernähren. Er betrachtete diese leichte Beute mit schiefgelegtem Kopf und wandte sich ab. Ameisen, ja, aber mit Mehlwürmern brauchten wir ihm nicht zu kommen.
Wiebkes Hamsterdame Freddy reagierte freudiger auf das neue Nahrungsangebot. Die verschrotete die Mehlwürmer bei lebendigem Leibe so gierig wie Goofy einen Maiskolben. Zatzeratz, zatzeratz! Den blinden Mehlwürmen blieb gar nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu ergeben, sich von Wiebkes Hamster auffressen zu lassen und in einem Hamsterkäfig ausgeschissen zu werden.
Ich wollte Jacko das Fliegen beibringen und warf ihn im Garten immer mal so einen halben Meter weit vor mich hin. Er breitete dabei die Flügel aus, und nach ein paar Flugstunden konnte er schon fast drei Meter fliegend überbrücken. Er schaffte es jetzt auch, auf der Terrasse von der einen Schaukelstange auf die andere zu fliegen, und wenn er was zu fressen haben wollte, fing er an zu kreischen.
Hans-Ulrich Rudel, Adolf Hitlers allerliebster Jagdflieger, hatte der deutschen Nationalmannschaft im Trainingslager in Ascochinga einen offiziellen Besuch abgestattet. Hermann Neuberger, der fette DFB-Chef, fand daran nichts Schlimmes: »Für mich war es eine Ehre, Rudel zu empfangen. Er gilt hier als das As der Flieger.«
Im Zweiten Weltkrieg war Rudel mit scharfer Munition gegen Panzerbesatzungen vorgegangen, von denen sich die letzten überlebenden Juden und Zigeuner ihre Befreiung aus den Konzentrationslagern erhofft hatten. Und nun stellte Hermann Neuberger sich hin und leckte diesem alten Nazi öffentlich die Eier. Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
In der großen Pause gingen Ralle und Bohnekamp zu Aldi, Maoam kaufen. Ich wollte mitgehen, aber Ralle sagte, so über die Schulter weg: »Du hast doch sowieso kein Geld.«
»Habt ihr ’ne Ahnung!« rief ich den beiden Arschgeigen nach und zog tödlich beleidigt von dannen. Hätte ich ja nicht gedacht von denen, daß sie dermaßen stulle waren, aber so konnte man sich täuschen.
Zuhause stellte ich mich in den Garten und rief nach Jacko. Wo war der abgeblieben? Ich spähte in alle Baumkronen, und da kam er auf einmal angeflogen und ließ sich auf meiner einen Schulter nieder und zupfte mit dem Schnabel an meinem Ohrläppchen.
Jacko, der Gute. Der setzte sich auch auf meinen Kopf, und seit neuestem flatterte er auch mit größtem Vergnügen von der einen Terrassenschaukelstange zur anderen und wieder zurück. Es war schade, daß Papa das nicht sehen konnte, weil er dienstlich in Koblenz zu tun hatte.
Wiebkes Hamster wurde immer dicker und paßte schon gar nicht mehr durch sein Hüttentürchen. »Nicht mehr lange, und wir brauchen ’nen ganzen Schweinestall für dieses Monster«, sagte Volker.
Der legendäre Dino Zoff, der bei den Italienern im Tor stand, war mit seinen 36 Jahren geradezu ein Methusalem und trotzdem noch in meisterlicher Form. Nach einem unhaltbaren Sonntagsschuß von Hölzenbein lenkte er den Ball im letztem Moment mit der Faust übers Lattenkreuz. Lieber
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