Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Papa nunmehr ein- für allemal verkaufen. Eigenartig: Erst bauten, bastelten und schraubten sie ’ne halbe Ewigkeit wie die Irren daran herum, dann bewohnten sie es gerade mal fünfeinhalb Jahre lang, und jetzt wollten sie es irgendeinem Unbekannten in den Rachen schmeißen.
Ich nahm mir vor, dieses Haus zurückzukaufen, eines fernen Tages, wenn ich Millionär wäre. Und wenn ich dann, altersbedingt, an Ischias litte, würde ich mich von livrierten Lakaien in einer Sänfte durchs Wambachtal tragen lassen.
Die beste Szene in dem Film »Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh« war die, in der sich das Haar einer Frau versehentlich im Hosenreißverschluß des Hauptdarstellers Pierre Richard verfing. Und wie die dann herumhoppelten bei dem Versuch, sich voneinander zu trennen! Da hätte ich mich wegschmeißen können vor Lachen. Mit dem guten alten Aristophanes war leider nicht ganz so viel anzufangen.
Bei Meyer kaufte ich mir ein Taschenbuch über Indiens Weg in die Unabhängigkeit. Mahatma Gandhi hatte merkwürdige Angewohnheiten gehabt:
Jeden Morgen verabreichte er sich zu einer präzisen Zeit ein Salzwasser-Klistier. Gandhi glaubte fest an die Heilkräfte der Natur und war überzeugt, daß er auf diese Weise die Giftstoffe aus seinen Eingeweiden ausspüle. Jahrelang galt es als das endgültige Zeichen, daß man in seiner Gesellschaft akzeptiert wurde, wenn der Mahatma dem Betreffenden anbot, ihm ein Salzwasser-Klistier zu geben.
Ich hätte keine große Lust dazu gehabt, mir Salzwasser ins Arschloch eintrichtern zu lassen, auch nicht von Mahatma Gandhi persönlich. Zumal sich ja auch die Frage stellte, ob dieser Mann nicht schlicht plemplem gewesen war. Der schwerste Schlag seines Lebens hatte ihn eines Tages beim Vögeln getroffen:
Mit seiner jungen Frau ergab er sich gerade den ehelichen Freuden, als ein Pochen an der Tür das Liebesspiel unterbrach. Es war ein Diener. Gandhis Vater, meldete er, sei soeben gestorben.
Infolgedessen hatte Gandhi jeglichen Spaß an der Sexualität verloren und im Jahre 1906, als 37jähriger, ein Keuschheitsgelübde abgelegt. Um sich selbst zu testen, hatte er sich später noch des öfteren mit seiner neunzehnjährigen Großnichte ins Bett gelegt und gemeinsam mit ihr unter einer Decke die Nacht verbracht, ohne Anfassen und Sex.
Nur dadurch, daß er seine sexuelle Energie nach innen lenke, so hatten die alten Lehrer des Hinduismus gelehrt, könne der Mensch die seelische Intensität erlangen, die zur Selbstverwirklichung notwendig sei.
Doch nach dreißig Jahren der Enthaltsamkeit hatte Gandhi eines Nachts in Bombay plötzlich wieder einen Steifen gehabt:
Monatelang sann er über die Bedeutung seines Rückfalles nach und ging mit sich zu Rate, ob er sich in eine Höhle im Himalaja zurückziehen solle. Schließlich kam er zu dem Schluß, dieses schreckliche Erlebnis sei eine Herausforderung der Mächte des Bösen gegen die Kraft seines Geistes. Er beschloß, die Herausforderung anzunehmen und mit aller Kraft dem Ziel nachzustreben, die letzten Spuren sexuellen Verlangens aus seinem Körper auszutreiben.
Was zum Deibel sollte denn so schrecklich sein an einem Ständer? War eine Morgenlatte denn nicht die normalste Sache der Welt? Und weshalb hätte Gandhi darüber monatelang in einer Himalajahöhle nachdenken sollen?
Das Prinzip der Gewaltlosigkeit fand ich so sympathisch wie Indiens Ringen um die Unabhängigkeit, aber wozu war der Ehrgeiz dienlich, die sexuelle Energie »nach innen« zu lenken statt nach außen, wo sie hingehörte?
Der hatte sie doch nicht mehr alle gehabt, dieser Heilige, der seinen Besuchern Salzwasser in den Mastdarm einflößte und sich aus Angst vor seinem eigenen Pimmel in eine Gebirgshöhle verkriechen wollte, wegen einer einzigen Erektion nach dreißig Schlappschwanzjahren. Wohin hätte denn da ich mich erst verkriechen sollen?
Bei allem Respekt vor Mahatma Gandhis Verdiensten konnte ich ihn im Hinblick auf meine persönliche Lebensführung nicht als Vorbild anerkennen. Ich hatte nicht die Absicht, meine sexuelle Energie nach innen zu lenken. Oholefo noholefo. Ich hatte Annette Spengler im Visier, doch die beachtete mich nicht.
Das neueste Sozialdemokrat Magazin enthielt einen langweiligen Artikel über die Friedenspolitik als Erbe und Auftrag, einen anderen langweiligen über die Abschaffung der Lohnsummensteuer und einen weiteren langweiligen über den Regierungsentwurf zur 5. Novellierung des Arbeitsförderungsgesetzes. Im übrigen suchte der
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