Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
den Ferien? Ich kann’s nicht fassen. Ist aber eigentlich egal. Wär ich gesund, würde ich auch nur im Bett herumliegen.
Was war denn in der Zwischenzeit so alles los? Schule, natürlich. Besonders mal wieder Deutsch. Da hab ich mir binnen zwei Schulstunden die letzte kleine Aussicht auf ’ne gute Note versaut. Bis zum Abitur. Mal der Reihe nach: Ich hatte die Hausaufgaben »vergessen«. Als ehrlicher Mensch sag ich’s dem Lehrer vor der Stunde. »Ja, Michael, das ist aber schlecht für dich, das weißt du sicherlich selbst.« Idiotische Feststellung. In der nächsten Stunde fragt er mich, ob ich die Hausaufgaben nachgemacht hätte. »Nein?! Da muß ich dir wohl null Punkte geben.« Ich dachte, die hätte ich schon längst gehabt. »Na, dann trag doch mal vor, was wir in der letzten Stunde gemacht haben.« Scheiße, ich hatte mein Mitschriftenheft nicht dabei. Ich sage es. Unheilvoller Blick. Ich sitze da und bin zerknirscht. So ein Mist! Aber das beste kam ja erst noch: Wir hatten nämlich eine Doppelstunde. Nach der 5-Minuten-Pause kommt der Pauker zurück mit ’nem Stapel Blätter in der Hand. Er gibt jedem eins. Was steht drauf? Eine Kurzgeschichte. »Interpretieren und angeben, inwieweit es eine Kurzgeschichte ist.« O nein! 45 Minuten Zeit. In der Geschichte spuckt ein Maurer ’nem Polier auf den Kopf. Dann fällt der Maurer vom Gerüst und wird beerdigt, und der Polier kommt an und weint. Sonst passiert da nicht viel. Was ich dazu geschrieben habe, weiß ich nicht mehr. Es ist zu schmachvoll.
Bloß gut, daß die nächste Kursarbeit wahrscheinlich über den »Homo Faber« von Max Frisch geht. Das mit den Kurzgeschichten war mehr so ’ne eingeschobene kleine Teufelei. Hätte ich geahnt, daß der Deutsch-Leistungskurs so aussieht, hätte ich bestimmt was anderes genommen.
Was gibt’s denn sonst noch? Viel kann ich ja nicht erleben, wenn ich im Bett liege.
Holger pinselt seinen Motorroller mal wieder um. Weiß soller werden. Igittigitt.
He, verdammt, jetzt allmählich fangen die Flecken zu jucken an. Scheiße. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Du dasitzt, meinen Brief liest und vor Schadenfreude schier vergehst. Und es soll noch schlimmer werden! Hoffentlich steckt der Brief so voller Viren, Bazillen und wer weiß was noch, daß Du drei Jahre lang Röteln hast! Wie kann das bloß so jucken? Vielleicht sind’s auch Masern?
Man will mich umbringen! Eben bringt Holger ein Ei ’rauf und sagt, ich soll’s essen, solange es noch heiß ist. Ich stecke mir also einen Löffel voll von der glabberigen Masse ins Maul und muß bald kotzen – eiskalt, das Zeug! Wenn’s wenigstens ’n hartes Ei gewesen wäre, aber so ... äääh!
Okay, meine Röteln, oder was immer das war, sind weg. Keine Ansteckungsgefahr mehr. Du siehst also, daß der Brief nur zu Deinem besten so lange dauert.
Gestern war ich beim Friseur. Hatte mich nicht länger drücken können. Und seit gestern sind auch alle Spiegel bei uns zugehängt. Gräßlich! Aber es mußte sein. Seit fast einem Jahr war ich nicht mehr beim Friseur gewesen, also mußte ordentlich was ’runter. Aber so ’nen Sturmschnitt hatte ich dann doch nicht erwartet. Ich seh aus wie ’n Punkrocker. Es fehlen nur noch die Sicherheitsnadeln durch Lippen und Backe. Man macht schon was mit! Ich trau mich gar nicht mehr auf die Straße. Na, bei dem Scheißwetter würd ich sowieso nicht ’rausgehen. Ist ja nicht auszuhalten, die Hitze.
Mensch, heut’ ist ja Ostern! Wow, welche Freude. Ein außergewöhnlicher Tag. So richtig festlich. Kotz. Ich kann keine Eier mehr sehen. Was finden die Leute bloß daran, den ganzen Tag hartgekochte Eier zu mampfen, und auch noch kalte? Was wird eigentlich gefeiert zu Ostern? Auferstehung? Begräbnis? Keine Ahnung. Tolle Feier, sich mit kalten, harten Hühnereiern vollzufressen.
Mannomann, ist das heiß. Das kann wieder ’n schöner Sommer werden. Erst friert man sich die Hacken ab, und dann wird einem das Hirn gegrillt (sofern vorhanden). Ich kann diese Kacksonne nicht ausstehen! Und in der Oberstufe gibt’s kein Hitzefrei mehr! Schändlich. Jeden Tag bei sengender Sonne 4 bis 5 Stunden lang dämliches Gefasel anhören. Und in Biologie auch noch zwei Nachmittagsstunden! Auf elenden Hockern sitzen, ins Mikroskop starren und zusehen, wie in der Hitze Pantoffeltierchen zerplatzen. Nachher ist man auf einem Auge fast blind, und der Rücken knirscht und knackt bei jedem Schritt.
Da sind ja sogar Matheaufgaben noch unterhaltsamer. Ich
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