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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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dem Hauptgang vorsang, musikalisch begleitet von einem Mann am Akkordeon, so wie bei der Goldenen Hochzeit. Die Melodie war die gleiche wie in dem Lied »Eine Seefahrt, die ist lustig«.
    Liebes Brautpaar, liebe Gäste,
    die Ihr hier versammelt seid
    zu dem schönsten aller Feste,
    hört mal zu für kurze Zeit!
    Dann kamen fünf an Renate und Olaf gerichtete Strophen, und danach mußten Volker, Wiebke und ich nach vorne stratzen und abwechselnd die den Eltern gewidmeten Strophen deklamieren, wobei Onkel Dietrich uns filmte.
    Und es gab noch endlos viele Strophen.
    Blums, die haben nur den Olaf,
    und es trifft sich wunderbar,
    daß sie seine Wahl begrüßen,
    kriegen eine Tochter gar ...
    Nachdem auch noch die Gäste der Reihe nach besungen worden waren, hatte der Krampf ein Ende, und der Nachtisch wurde aufgetragen.
    Als die Schüsseln alle abgeräumt worden waren, tanzten Olaf und Renate ihren Hochzeitswalzer. Gleich danach tanzten Mama und Papa, ganz allein, und ich wunderte mich über Papas elegante Tanzkunst. Der hatte den Bogen raus, obwohl er sonst doch nur immer im Keller hockte und am Schraubensortieren war.
    Und dann tanzten fast alle, zu einer Musik, die ich zum Kotzen fand.
    Im ganzen Land das Liedchen
    Man Rucki Zucki nennt ...
    Was für ein Dreck. Und dazu sollte man tanzen? Onkel Rudis und Tante Hildes jüngste Tochter Kirstin kam auf mich zu, aber ich war noch nicht blau genug, um mich in das Gewühle zu stürzen.
    Den zweiten Teil der Hochzeitszeitung trugen Oma und Opa Jever vor.
    Die Bekanntschaft hat begonnen
    In dem schönen Vallendar,
    wo ein Knabe namens Olaf
    ebenfalls zu Hause war ...
    Beim Refrain grölten alle mit: »Hollahiiiii – hollaho-ooo – hollahia, hia, hia, hollahooo ...«
    Mein Weinglas war alle, doch die Kellnerin, die zwischen den Tischen herumlief, überhörte meinen Notruf.
    »Ingeborg, dein Sohn sitzt auf dem trockenen!« rief Onkel Rudi Mama zu. Und kurz darauf wurde mein Weißweinglas wieder aufgefüllt.
    Onkel Rudi erzählte, daß er letztes Jahr in Griechenland gewesen sei. Angesichts der Akropolis sei ihm der allgemeine Enthusisamus für die Antike verständlich geworden: »Besonders eindrucksvoll ist die Einheit von Form und Raum ...«
    Renate und Olaf gingen mit einer Serviette herum, in die alle Männer, die mit der Braut zu tanzen wünschten, Geld reinwerfen sollten. Davon wollte das traute Paar die erste Woche seines Lebens im Ehestand finanzieren, aber zu Renates Enttäuschung sprangen bei dieser Aktion nur sieben Mark und 21 Pfennig heraus.
    Wie mir Tante Dagmar erzählte, hatte der Dellbrügge sich darüber beschwert, daß es in seinem und Tante Giselas Hotelzimmer keine Badewanne gebe, sondern bloß ’ne Duschkabine.
    »Dann kann er doch die Kabine mit Wasser vollaufen lassen und sich da senkrecht reinstellen«, sagte ich, und darüber mußte Tante Dagmar so gräuslich lachen, daß ihr die Tränen herunterkullerten.
    Mir ging es gut, bis Kirstin wieder ankam. »Hättest du denn jetzt vielleicht mal Lust zum Tanzen?«
    Kotz. Das Tanzbein schwingen. »Muß das sein?«
    »Ja!«
    »Ich kann das aber nicht.«
    »Das macht doch nix. Ich führe dich dann halt ...«
    Oje. Aber Kirstin ließ sich nicht mehr abwimmeln, und ich stolperte da also zu einem saudoofen Schlager mit ihr herum und genehmigte mir anschließend ein neues Glas Weißwein. Die Tanzerei hatte ich damit hinter mich gebracht, dachte ich, aber dann zog mich Renate von meinem Stuhl hoch und wirbelte mich herum.
    Griechischer Wein ist so wie das Blut der Erde.
    Komm, schenk dir ein ...
    Von dem Udo-Jürgens-Müll hatte ich nach diesem Tanz genug. Ich pflanzte mich auf meinen Platz und schlabberte Weißwein.
    Was wohl als nächstes kam. Mein Hut, der hat drei Ecken? Nein:
    Die Liebe ist ein seltsames Spiel,
    sie kommt und geht von einem zum andern ...
    Dädädä. Und was nun noch?
    Schön ist es, auf der Welt zu sein,
    Sagt die Biene zu dem Stachelschwein ...
    Spei! Ich gurgelte ein Glas Wein herunter, und dann tanzte ich mit Mama, wobei ich ihr leider mehrmals auf die Füße trat.
    Rosamunde, schenk mir dein Herz und sag »Ja« ...
    Rosamunde, frag doch nicht erst die Mama ...
    Dann war Damenwahl, und bevor ich den Weg zur Toilette gefunden hatte, riß Franziska mich zu sich heran.
    Auf der Straße nach San Fernando,
    da stand ein Mädchen in der heißen Sonne ...
    Dieses alte Quatschlied. Und dann noch als Zugabe:
    My baby baby balla balla
    Shakin’ all over balla balla ...
    Wo war mein Platz geblieben?

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