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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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von alledem nichts gewußt. Den habe man in dem Glauben gelassen, daß er kuriert sei. Aber Oma habe eben Bescheid gewußt und auch alle ihre Töchter informiert, und die seien dann serienweise nach Jever gereist, um Opa noch ein letztes Mal zu sehen.
    Von Ärzten angelogen werden, das war ja auch nicht schön. Aber was hätte Opa von der Wahrheit gehabt?
    Falls du heute den noch triffst,
der uns’re Wege lenkt,
    frag ihn unverbindlich mal,
    was er sich dabei denkt.
    Oma trug schwarz, von Kopf bis Fuß, und Tante Dagmar sagte, daß bei der Trauerfeier ein Chor der Stadtkantorei singen werde, unter Leitung von Günter Maurischat.
    Wir saßen in der Küche, und Mama erzählte, daß Opa früh schlafen gegangen sei am Montagabend. Tief in der Nacht habe sie dann so ein Poltern gehört und sei nach oben gelaufen, und da habe Opa auf dem Küchenfußboden gelegen und sich gar nicht hochhelfen lassen wollen, sondern immer nur gesagt: »Laß mich hier doch einfach liegen.« Und dabei sei ihm Blut aus dem Mund geflossen. Da habe sie natürlich Oma aus dem Bett geholt und einen Krankenwagen gerufen. Der habe Opa nach Wilhelmshaven ins Reinhard-Nieter-Krankenhaus gebracht. »Und ich bin noch hinterhergefahren, und das Letzte, was Vati zu mir gesagt hat, war: ›Bring mir morgen früh mal meine Brille mit.‹« Und dann sei um sechs Uhr morgens der Anruf gekommen, daß Opa gestorben sei.
    Wenn Mama nicht in Jever gewesen und von Opas Sturz geweckt worden wäre, dann hätte Oma Opa morgens tot in der Küche gefunden.
    Und das Verrückteste wäre ja noch, daß in der Nacht die Uhr auf dem Wohnzimmerbüfett stehengeblieben sei. So wie damals beim Tod von Opa Thoben. »Und dabei hatte Vati die noch am Abend vorher aufgezogen!«
    Oma war am Geschirrspülen. »Nun muß es uns trösten, daß es ganz plötzlich mit ihm zu Ende gegangen ist, denn so ist ihm doch ein langes und sicher qualvolles Krankenlager erspart geblieben«, sagte sie. »Ich hab ja nun weißgott ein langes und schönes Leben haben dürfen mit meinem guten Gepke, aber manchmal, da wird mir das Herz so schwer ...«
    Das konnte ich nicht aushalten, und ich rannte raus aus dem Haus, in den Garten, zum Heulen. Da lief ich den Weg hinunter, bis zu Omas und Opas altem Kartoffelacker.
    Sie habe keine Tränen mehr, sagte Tante Dagmar. »Man kann sich ja nicht tagelang die Augen aus dem Kopf weinen ...«
    Auch Gustav geisterte mit rotverweinten Augen durch die Wohnung.
    Beim Abendbrot berichtete Oma von der Suche nach einem geeigneten Sarg. Da habe sie gezögert, wegen der hohen Preise, und zu Mama habe sie gesagt: »Oder was meinst du, Gepke?« Und sich dann an die Stirn geschlagen aus Bestürzung über die eigene Schusseligkeit.
    »Ach, und im August, da hat Vati noch so feste getanzt«, sagte Mama und begann von neuem zu weinen.
    Wer nie sein Brot mit Tränen aß.
    Im Wohnzimmer lag das Jeversche Wochenblatt mit dem Nachruf auf Opa.
    Die Marienstadt hat einen wertvollen Menschen verloren.
    Das hörte sich so an, als ob es in der Marienstadt auch wertlose Menschen gegeben hätte, auf die leichter zu verzichten gewesen wäre. Und Oma hatte besonderes Pech: In dem Nachruf hieß sie Edda statt Emma.
    Gepke Lüttjes ist tot. Mit seiner lieben Frau Edda, seinen fünf Kindern und einer großen Schar von Enkelkindern trauern um ihn viele, die das segensreiche Wirken dieses Menschenfreundes erfahren haben. Wir werden ihn nicht vergessen. Ein guter, edler Mensch, der mit uns gelebt, kann uns nicht genommen werden; sein Andenken lebt in uns fort als leuchtende Spur eines Menschentums, das uns jederzeit als Vorbild dienen sollte.
    So sei Opa ja auch schon zu seinen Lebzeiten durch Jever gepirscht, sagte Gustav. »Als Häuptling Leuchtende Spur.«
    Zur Trauerfeier kam auch Renate, mit Volker, bei Eis und Schnee, und es trafen auch Tante Luise, Onkel Immo, Tante Therese und Tante Gisela ein.
    Der Sarg mit Opas Leichnam stand in der Sankt-Annen-Kapelle aufgebahrt vor dem Altar, als der Gottesdienst anfing.
    Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet,
    der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet.
    Denke daran, was der Allmächtige kann,
    der dir mit Liebe begegnet.
    Der Pastor las was aus dem Lukas-Evangelium vor:
    Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder ...
    Und dann sangen die Stadtkantoristen einen Choral.
    Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir.
    Wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür ...
    Es war nicht mehr mit

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