Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
vor einer Million Jahren im Horchheimer Wald …
    Seid geseegnet, goldne Kinderträume,
    Ihr verbargt des Lebens Armuth mir,
    Ihr erzogt des Herzens gute Keime,
    Was ich nie erringe, schenktet ihr!
    Auch das konnte ich unterschreiben. Was war denn das ganze Leben in Meppen in den letzten fünf Jahren im Vergleich mit einem einzigen meiner Kindertage auf der Horchheimer Höhe!
    Todt ist nun, die mich erzog und stillte,
    Todt ist nun die jugendliche Welt,
    Diese Brust, die einst ein Himmel füllte,
    Todt und dürftig wie ein Stoppelfeld …
    Das hätte mir mal Ende ’75 einer zu lesen geben sollen. Da hätte ich aber Augen gemacht! Gerade so, wie Hölderlin das hier beschrieb, hatte ich mich gefühlt. Da stimmte alles.
    Meines Herzens Frühling ist verblüht.
    So war’s. Ein böses Erwachen – eben noch im Paradies gewesen, und auf einmal, abrakadabra: in Meppen. Ohne Rückfahrkarte.
    Ewig muß die liebste Liebe darben,
    Was wir lieben, ist ein Schatten nur,
    Da der Jugend goldne Träume starben,
    Starb für mich die freundliche Natur;
    Das erfuhrst du nicht in frohen Tagen,
    Daß so ferne dir die Heimath liegt,
    Armes Herz, du wirst sie nie erfragen,
    Wenn dir nicht ein Traum von ihr genügt.
    Und dabei hatte Hölderlin noch gar nichts von der Schlüsselblumenwiese wissen können.
    Mir beziehungsweise uns zuliebe hatte Heike sich die Pille verschreiben lassen. (Das hätte ja auch noch gefehlt – ich mit ’nem Baby im Arm! Noch vor dem Abi!)
    Von der Pille, sagte Heike, kriege sie leider einen »Atombusen«. Die Brüste blähten sich davon irgendwie auf.
    Ja, wenn’s weiter nichts ist, dachte ich, dann kann ich damit leben. Aber wer wußte schon, was sonst noch alles drin war in diesem chemischen Cocktail?
    Heikes Eltern waren ausgeflogen, es herrschte eine brüllende Hitze, und wir zogen uns aus, auf Heikes Matratze, aber mittendrin verkrampfte Heike sich, weil sie, wie sie mir verriet, wieder an ihren Werner gedacht hatte, und da war der Ofen aus.
    Erst einmal eine paffen.
    Die Rauchschlieren hangelten sich durch die offene Fensterluke, und Heike lag schweigend unter ihrer bis zum Hals hochgezogenen Bettdecke.
    Herrgott! Weshalb war das alles so schwierig? Hätte Heike ihren Ex-Freund nicht einfach vergessen können? Jetzt war doch ich da!
    »Wenn wir jetzt weitergegangen wären«, sagte sie, »dann hätte das für mich irgendwie nicht gestimmt …«
    Sie erzählte mir dann noch Schoten über ihren Ex, was der mal gesagt und wie er sich bei dieser oder jener Gelegenheit benommen habe, und nachdem ich mir das alles angehört hatte, radelte ich total bedient nachhause.
    Der oder ich. Das war die Frage.
    In der Schule lief Heike mir tags darauf ganz fröhlich entgegen. Im Licht des neuen Tages war meine Wut verraucht, und wir redeten nicht mehr über den Mist.
    Der Schah war gestorben, an Krebs, in Kairo, wohin es den alten Gangster zuletzt verschlagen hatte. Ich hätte ihm stattdessen einen langen Lebensabend in einem persischen Knast gegönnt.
    Wiebke rief an. Sie sei von Bonn mit dem Zug nach Hildesheim gefahren, und in Hannover habe Tante Dagmar ihr beim Umsteigen geholfen. Morgen gehe es mit den Hannover-Schlossers weiter zum Lago Maggiore.
    Sollten sie doch.
    Renate und Olaf reisten mit Volker und dessen heißgeliebter Vera nach Paris und dann weiter an die Atlantikküste. Für mich wäre das nichts gewesen. Paris? Wenn man da niemanden kannte? Und sich am Atlantik auf ’nem Badehandtuch wälzen? Wozu? Am schönsten war es doch daheim unter der Bettdecke. Ich brauchte außerhalb von Heikes Matratze keinen Eiffelturm und keinen Ozean.
    Mama ging es, nach dem allgemeinen Hörensagen, leidlich gut. Einmal rief Onkel Walter an, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, und ich sagte ihm, was ich von Papa, Oma Jever und Tante Dagmar wußte, nämlich daß Mama alles gut überstanden habe und bald entlassen werde.
    Als Heikes Eltern einmal Kegeln waren, luden wir Henrik zu einem Umtrunk ein. Ich hatte zu diesem Zweck in dem Supermarkt an der Esterfelder Stiege ein Fünfliterfäßchen Bier erstanden und mühte mich auf der Terrasse damit ab, das Spundloch aufzuprökeln. Die Gläser standen schon bereit, und alle Augen ruhten auf mir und meiner Handhabung des Gummipfropfens.
    »Und das will ’n Schlosser sein«, rief Heike. »Mannomann! Nun stell dich doch nicht so dreijährig an!«
    Einen sichtbaren Fortschritt erzielte ich erst, als ich einen Schraubenzieher zuhilfenahm: Da kam der Pfropfen rausgeschossen, und

Weitere Kostenlose Bücher