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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Hans Albers sich nicht nehmen lassen wollte. Michael meinte, die Briten hätten ruhig noch ein paar mehr Bomben auf Hamburg schmeißen sollen. Oder wenigstens auf diese Filmkulissen.
    Für meinen Ritt nach Osnabrück, hatte ich mir überlegt, wäre es das Klügste, von Vallendar über Bendorf zur A 74 zu trampen, mit etwas Glück auf die A 15 überzuwechseln, mich dann weiter nach Norden durchzuschlagen und das Ziel von Bielefeld aus über die Bundesstraße 68 anzusteuern, aber in Vallendar nahm mich jemand mit, der mir riet, die Strecke abzukürzen und von Neuwied aus über die Bundesstraße 256 zur A 15 zu trampen. Er setzte mich an einer Kreuzung ab, von der er sagte, daß sie ideal für meine Zwecke sei.
    Doch dem war nicht so. Als Tramper wurde ich in Neuwied von allen Autofahrern angestarrt wie ein Marsmensch. Nach einer Stunde, in der niemand angehalten hatte, setzte ich mich selber in Bewegung zur A 15. Die war allerdings weiter weg, als es im Autobahnfinken aussah. Ich stapfte auf der B 256 meilenweit durch den verfickten Westerwald und hielt auch immerzu den Daumen raus, aber kein Aas hielt an, und es stand nie eine Kilometerentfernung auf den Schildern, die zur Autobahn wiesen.
    Hätte ich noch weiterpetten sollen? Um irgendwann im Straßengraben zu krepieren?
    Nein. Ich ging den ganzen Weg zurück bis Neuwied und setzte mich in den nächsten Zug, der selbstverständlich erst ’ne Stunde später abfuhr.
    Für jeden mit der Bahn gefahrenen Kilometer hatte ich auf Norderney soundsoviele Kaffeetassen gespült. Das rechnete man besser gar nicht aus.
    Vom Bahnhof war es nicht weit zu bis zu dem grauen Mehrparteienhaus in der Osnabrücker Hansastraße, wo Hermann wohnte. Dort hingen auch wieder sehr ausdrucksstarke Namensschilder neben den Klingelknöpfen: IRPS , MROSZEK , SCHUBERT , ROSENOW , B. WOSS , ORLANDINI , GERDES , JENDRIX , MÜLLER , STERZ , YVAIN , DEMKOWSKI , RATH , KNIOLA . Ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Teilnehmer einer modernen Völkerwanderung, und Hermann, der Junge vom Lande, mittenmang dazwischen.
    Die Haustür war eine mit Summer. Im ersten Stock riß Hermann die Wohnungstür auf, und wir begrüßten uns im Kaffeetantenstil.
    »Frau Sommer!«
    »Frau Jacobs!«
    Hermanns Zimmer hatte folgende Einrichtung: Bett, Bücherregal, Wäscheregal, Miniaturfernsehgerät, Kassettendeck, Schreibtisch, Stuhl, Couchtisch, zwei Opasesselchen, Stehlampe, Bierkistenstapel. Die beiden diebischen Gören waren aus den Nachbarzimmern ausgezogen und hatten zwei alten Zauseln Platz gemacht, mit denen Hermann sich die Küche, den Flur und die Toilette teilte. Der eine, sagte er, sei arbeitslos und fast immer besoffen, und der andere habe irgendwas mit der Nervenklinik zu tun. Der sei »Freigänger« und liege meistens im Bett.
    »Das heißt, daß ihr drei nur ganz selten zusammen kocht?«
    »So selten, daß ich ohne meine kochkünstlerischen Alleingänge schon längst verhungert wäre.«
    »Und was kochst du dir so?«
    »Unterschiedlich. Gestern hat’s Nudeln mit Tomatensoße gegeben und vorgestern Ravioli.«
    »Aus der Dose.«
    »Woraus sonst?«
    »Und was gibt’s heute?«
    »Fertigpizza mit Kochschinken nach Art des Hauses.«
    »Vom Chef empfohlen?«
    »Oui!«
    Fürs erste setzten wir uns mit ’nem Bier auf den Balkon, der von der Küche abging. Durch Hermanns offenes Zimmerfenster tönte die Musik, die er aufgelegt hatte. Leonard Cohen.
    You got old and wrinkled
    I stayed seventeen …
    »Old and wrinkled«, sagte Hermann, so fühle er sich manchmal selber beim Gedanken an Astrids Aussichten auf einen Medizinstudienplatz. »Jetzt macht sie hier ’ne Fahrradmechanikerlehre und wohnt bei ’ner Freundin …«
    Vor seiner eigenen Arbeit drückte Hermann sich noch immer nach allen Regeln der Kunst. Dabei half ihm ein Ratgeber, der den Titel »Wege zu Wissen und Wohlstand« trug. Am besten seien Magenbeschwerden: Da könne kein Arzt herausfinden, ob man simuliere oder nicht. Allenfalls mit ’ner Magensonde, doch die brauche man ja nicht zu schlucken.
    Eine noch radikalere Strategie verfolge ein Zivi, der in den Städtischen Kliniken als Pförtner arbeite. Der ziele darauf ab, sich rausschmeißen zu lassen. Wenn die Leute was von ihm wollten, dann fahre er die an: »Stören Sie mich nicht! Sie sehen doch, daß ich lese!«
    Ich berichtete von Heikes Husarenstreich auf dem Wohnungsmarkt.
    »Und wie is’ Bielefeld? So als Stadt?«
    »Immerhin größer als Meppen.«
    »Das hat auch mein Bruder schon

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