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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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festgestellt. Der studiert ja in Bielefeld, und dem gefällt’s da gut.«
    »Und wie gefällt dir Osnabrück? Schon eingelebt?«
    Vom Balkon aus sah man nur charakterlose Häuserfronten und ein rötlich umflortes Stück Abendhimmel.
    Im Vergleich zu Rütenbrock sei Osnabrück so etwas wie New York, sagte Hermann, und in solche Riesenstädte lebe man sich nicht mal so eben schnell ein. Das brauche Zeit.
    Beim nächsten Bier ging er zu politischen Erörterungen über. »Von welchem Ostblockchef würdest du am liebsten regiert werden? Von Breschnjew, Honecker, Schiwkoff, Husák, Ceauşescu, Jaruzelski oder Lázár?«
    »Von Enver Hodscha.«
    »Und wieso von dem?«
    »Der hat wenigstens keine nuklearen Gefechtsköpfe.«
    »Die hat auch Honecker nicht. Da hält der Kreml die Hand drauf.«
    »Gott sei Dank …«
    Die größten Dämlacks saßen nach Hermanns Meinung immer noch in Teheran und Bagdad an den Schalthebeln der Macht. Der Waffengang zwischen Iran und Irak sei der dümmste, den sich die Menschheit je geleistet habe. Da würden für nichts und wieder nichts die Armeen verheizt, in einem endlosen Stellungskrieg, und die Schlachtenlenker verhielten sich wie der Schabengeneral, der seinen im Kampf gegen Fat Freddys Kater gefallenen Truppenangehörigen nicht nachgetrauert, sondern nur achselzuckend gesagt habe: »Von der Sorte haben wir noch Tausende!«
    »Du wiederholst dich.«
    »Na und? Wenn sich auch die Geschichte wiederholt?«
    »Die Geschichte wiederholt sich nicht.«
    »Doch. Laut Hegel ereignen sich alle weltgeschichtlichen Tatsachen zweimal, und laut Marx das eine Mal als Tragödie und das andere Mal als Farce.«
    »Hört, hört.«
    »Ist das alles, was du an Zwischenrufen draufhast? Dann solltest du dir ein Beispiel am alten Wehner nehmen!«
    Herbert Wehner, der gefürchtete Zuchtmeister der SPD . Wir stellten mal sämtliche Verbalinjurien von ihm zusammen, die wir kannten: »Übelkrähe« (gemünzt auf den CDU -Abgeordneten Wohlrabe), »Hodentöter« (gemünzt auf den CDU -Abgeordneten Todenhöfer), »nihilistischer Pöbelhaufen« (zur Unionsfraktion), »Schämen Sie sich, Sie Frühstücksverleumder!« (gerichtet an den CSU -Rechtsaußen Zimmermann) …
    Auf Gerhard Todenhöfers Behauptung, daß die sozialliberale Bundesregierung »in eine Sackgasse geraten« sei, hatte Wehner messerscharf erwidert: »Der Sack sind Sie!« Einen anderen Unionspolitiker hatte er mit dem Zuruf verstört: »Waschen Sie sich erst einmal! Sie sehen ungewaschen aus!«
    Fabelhaft waren auch die Beleidigungen »Knabe«, »Regisseur« und »Düffel-Doffel«. Als oppositionelle Abgeordnete einmal unter Protest den Plenarsaal verlassen hatten, war ihnen von Wehner hinterhergerufen worden: »Wer rausgeht, muß auch wieder reinkommen!« Und er hatte irgendeinen Kritiker von der Union mal sinngemäß beschieden: »Da haben Sie einen alten, klebrigen Bonbon in den Mund genommen. Guten Appetit, kann ich da nur sagen!«
    Im Bundestag saß Wehner immer in der ersten Reihe, Kinn in der Hand, und paßte wie ein Schießhund auf. Legendär war auch sein Wortwechsel mit dem ARD -Reporter Ernst Dieter Lueg. Der hatte ihm Paroli geboten, als er von Wehner als »Herr Lüg« angeredet worden war: »Vielen Dank für diese Zwischenkommentierungen, Herr Wöhner …«
    Und dann war die Pizza gar.
    There is a war between the rich and poor,
    a war beetween the man and the woman …
    »Oben knusprig, unten knusprig, in der Mitte haselnussig«, sagte Hermann in der Küche beim Servieren, und ich gab den Kommentar ab, den er zu erwarten schien: »Mes compliments au chef!«
    Den zweiten Teil des Abends verlegten wir in Hermanns Zimmer. Als Diskjockey war er auf Dylan umgestiegen.
    How does it feel
    To be on your own
    With no direction home …
    Was die anderen Meppener so trieben: »Andreas Pohl, der ist in Lissabon gewesen, und was glaubst du, wen er da getroffen hat? Hans-Jürgen Dörfel!« Von Peter Nossig, einem der Gründerväter der Schülerzeitung, erzähle man sich, daß er in einem peruanischen Knast gelandet sei. »Und die peruanischen Knäste sind bestimmt nicht die komfortabelsten …«
    Früher sei Peter Nossig jedem Fahrschulauto, in dem ein Mitschüler am Steuer gesessen habe, durch die ganze Stadt hinterhergefahren, nur um den aus der Façon zu bringen. Oh, und am Kreisgymnasium hätten sich von den Lehrern welche angepißt gefühlt, weil wir den Abi-Ball boykottiert hätten.
    »Wer wir?«
    »Du und ich und alle, die mit uns auf Texel gewesen

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