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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Gruppe angreifen, die zwischen den Bäumen in Deckung lag. Als ich mich dafür in Stellung schmiß, kam von der Seite ein gegnerischer Ausbilder angeprescht und hielt mir die Mündung seines Gewehrs an die Stirn. Gefangen. Oder tot.
    Ein einziger Idiotismus, dieses Räuber-und-Gendarm-Spiel im Atomzeitalter.
    Selcke beschwerte sich morgens, daß ich in der Nacht wie ein Verrückter mit den Zähnen geknirscht hätte. Kein Wunder.
    Das größte Manko: Man war einfach nie allein, nicht einmal beim Schlafen oder beim Scheißen. Bundeswehr, das hieß immer und überall die Nähe, die Gerüche und die Geräusche einer Riesenmeute zu ertragen – Schmatzen, Husten, Quatschen, Bellen, Scharren, Stampfen, Rotzen, Niesen, Rülpsen, Keuchen und daher eben auch Zähneknirschen.
    »Erster Zug – stillgestanden! Iiiiiim Gleichschritt – marrrrsch!«
    Und dazu der Song der Staatsbürger in Uniform.
    Fahrt durch die nachtdurchwogte Welt,
    graueisige Geschwader …
    Ein Wahnsinnsgestolper.
    »Abteiluuuuuuuuuuuung – halt!«
    Hunde hatten’s gut: Die wurden abgerichtet, ohne dabei auch noch singen zu müssen.
    Wie schnell und wohin man beim Gelöbnis den Kopf zu drehen hatte, wenn der Standortälteste die Front abschritt: Dieses Geheimwissen, das Feldwebel Jacobi preisgab, hätte er von mir aus mit ins Grab nehmen können.
    Krottke mußte wegen irgendwas nachsitzen und hatte vorher aus Doofheit die Stube zugeschlossen und den Schlüssel mitgenommen. Ich also rein in den Unterrichtsraum, vor einen fremden Uffz getreten, Hacken zusammen, Hand an die Stirn und Meldung erstattet: »Sanitätssoldat Schlosser! Ich brauche den Schlüssel für Stube 15.«
    Weil mein Parka nicht zu war, mußte ich wieder rausgehen, den Reißverschluß und die Knöpfe schließen, noch einmal anklopfen, noch einmal reingehen, noch einmal vor den Uffz treten, noch einmal militärisch grüßen und noch einmal Meldung erstatten: »Sanitätssoldat Schlosser! Ich brauche den Schlüssel für Stube 15.«
    Schlüssel nehmen, Hand an die Stirn, abmelden und wieder rausgehen.
    Wäre ja auch dumm gewesen, wenn wir den Dritten Weltkrieg verloren hätten, weil ich meinen Parka nicht zugemacht hatte.
    Auf der Stube las ich meine Post von Heike.
    Es ist echt beschissen, daß Du dieses Wochenende nicht kommen kannst. Ich glaube, daß ich Dich noch nie so gerne mochte wie jetzt, und der ganze Uni-Betrieb verstärkt noch das Bedürfnis nach jemandem, der einem lieb ist. Irgendwie wird es da immer blöder. Montagabend habe ich die bisher einzige positive Erfahrung gemacht. Da war nämlich ein Erstsemesterinnentreff vom autonomen Frauenreferat.
    Erstsemesterinnen? Sagte man das so? Oder war das ironisch gemeint?
    Wir haben viel geredet, auch über uns selbst, und dann beschlossen, uns regelmäßig zu treffen. Eine Gruppe will ein Frauencafé an der Uni einrichten, eine will sich treffen, um über die Situation der Frauen an der Uni zu reden und sich gegenseitig zu helfen. Und die dritte Gruppe trifft sich heute abend. Die nennt sich Selbsterfahrungsgruppe, und man hat sich vorgenommen, über seine Erfahrungen in Erziehung, in Beziehungen und überhaupt im ganzen Leben zu reden. Tja, und da geht Heike hin. Obwohl ich ja bisher nur einmal da war, eben Montag, ist mir schon einiges miese und wohl auch falsche Verhalten an mir selber aufgefallen. Morgen ist nämlich ’ne Fete für Frauen. Als ich das gelesen hatte, dachte ich: O watt ’n Scheiß, was soll ich denn da, wenn da keine Typen hinkommen. Steffi ist da anders. Ihr kommt es bei Feten nicht oder kaum darauf an, von Männern gesehen zu werden, sich darzustellen und Bestätigung zu kriegen oder was sonst noch alles bei mir abläuft, vor allem, wenn ich was getrunken habe. Und nun will ich versuchen, was dagegen zu machen und mich selber so zu mögen, wie ich bin. Ich glaube, ich habe dir mal vorgeworfen, daß ich Bestätigung von anderen brauche, weil ich von dir nicht genug kriege (schön doppeldeutig). Das hat aber nicht so ganz gestimmt. Es liegt vorrangig an mir und nicht an Dir. Ich habe wohl zu wenig Selbstbewußtsein. Vielleicht wird das in der »Frauengruppe« besser.
    Oh, nu’ habe ich Dich aber mit vielen Sachen bombardiert. Tut mir irgendwie leid, daß ich das alles geschrieben habe, denn so wie das da steht, ist es nicht ganz richtig. Aber ich kann gar nicht so viel schreiben, wie mir dazu einfällt.
    Nun möchte ich Dir
    »Was liest ’n da?« schrie Selcke. »Liebesgrüße von deiner Perle?«
    Nun möchte ich

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