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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Die hätten’s gut – wohnten in derselben Stadt, könnten sich jeden Tag besuchen und müßten nicht nach einander schmachten, so wie wir. Und von Hermann brauche Astrid sich auch keine ekelhaften Bundeswehrgeschichten anzuhören.
    Heike hatte recht. Ich mußte meine Tournee durchs Soldatenleben abbrechen, Zivi werden und nach Bielefeld ziehen. Doch bevor ich den KDV -Antrag stellte, wollte ich Mama und Papa ins Bild setzen. Irgendwie gehörte sich das so.
    Nachdem ich diesen Vorsatz gefaßt hatte, zeigte Heike sich sofort erkenntlich. Sie brachte mir sogar das Frühstück ans Bett, und die Großwetterlage hellte sich merklich auf.
    Im Bundeswehrbus, der am Sonntagabend von Mönchengladbach nach Budel fuhr, tat sich der fette Friedrich mit Judenwitzen hervor: »Wie viele Juden passen in ’n Mercedes?« Und da niemand darauf kam: »Hunnertzwanzisch! Vorne zwei, hinten vier und der Rest in ’n Aschenbescher!«
    Totenübel konnt’ es einem werden in dieser Gesellschaft. Gemäß ihrer Eigenwerbung wollte die Bundeswehr ja »Sicherheit produzieren«, aber wie das mit solchen Bestien gehen sollte, hätte mir mal jemand genauer verklickern müssen. Jemand Kompetentes. Der Generalinspekteur vielleicht. Oder der Herr Verteidigungsminister Dr. Hans Apel.
    Dehnert war wieder groß in Form: Am Samstagabend hatte er, wenn er nicht flunkerte, auch mit der siebzehnjährigen Tochter seiner Konkubine »eine heiße Nummer geschoben«, wie er das zu nennen beliebte, und er ging auch in die Einzelheiten, um die entfachte Wißbegierde zu befriedigen.
    Gegen den Obergefreiten Meier konnte man nichts sagen, was immer man im allgemeinen gegen das System von Befehl und Gehorsam einwenden mochte. Als Ausbilder nahm er’s nicht allzu genau, und man merkte, daß ihm auch das Brüllen nicht so lag. Sein eigener Ausbilder, erzählte er, sei ein echter Schleifer gewesen. Der habe die Rekruten mit ABC -Schutzmaske über Kilometer gehetzt. »Dagegen werden Sie hier geradezu verzärtelt …«
    Den Schrecken meines Lebens kriegte ich, als wir in die Schwimmhalle mußten und uns am Sprungturm anstellen sollten. Oben auf dem Fünfmeterbrett stand irgendein Champion und führte vor, wie ein »Abfaller« ging: sich an der Kante postieren, Arme nach oben strecken, Handflächen zusammenlegen und sich steif vornüberkippen lassen, so daß man mit den Händen und dem Kopf voran ins Wasser schoß.
    Unmöglich. Undenkbar. Ich wich zurück und stellte fest, daß fünf, sechs, sieben andere Landratten sich gleichfalls aus der Equipe der Todesspringer lösten und sich unsichtbar zu machen versuchten.
    Was uns auch gelang. Wir vermieden plötzliche Bewegungen, hielten uns abseits, erkundeten einen entlegenen Wandelgang und wurden erst nach anderthalb Stunden in die Enge getrieben, von einem Hauptfeldwebel, der uns jedoch die Ausflucht abkaufte, wir seien »vom Turmspringen freigestellt worden«.
    Eine Frage hatte er gleichwohl noch auf dem Herzen: »Trauen Sie sich denn das Streckentauchen zu?«
    Schulterzucken. Kopfschütteln. »Eher nich’ so, Herr Hauptfeld …«
    Kaum zu glauben, aber dabei ließ er es bewenden.
    Krottke, die alte Nuß, kam ’ne volle Minute zu spät auf den Exerzierplatz gebösselt und hatte noch dazu die Hose offen. Aus diesem festlichen Anlaß durfte er die Dienstvorschrift für das Kommando »Stillgestanden« dreimal abschreiben.
    Beim »Stillgestanden«, sagte Hauptmann Focke, müsse man die Arschbacken fest zusammenpressen. »Wenn man da ein Fünfmarkstück reinsteckt, dann muß der Adler Tränen vergießen!«
    Nun wollte ich mal dem Standortpfarrer auf den Zahn fühlen: Was würde dieser Mann einem wohl raten, wenn man sich als potentieller Kriegsdienstverweigerer zu erkennen gab?
    Er sagte mir nicht mehr und nicht weniger, als daß ich das selber wissen müsse und daß Soldaten, die nachträglich verweigerten, mit einem beschleunigten Verfahren rechnen könnten. Im Durchschnitt dauere es vier bis acht Wochen von der Antragstellung bis zur Gewissensprüfungsverhandlung.
    Dann wäre ich spätestens Weihnachten aus dem Schlamassel raus. Oder auch nicht.
    Die Ermahnung zum pfleglichen Umgang mit den Gewehren kleidete der gutgelaunte Oberleutnant Wagner in die Worte: »Behandeln Sie Ihre Braut ordentlich!«
    War denn das Gewehr nicht vielmehr ein Phallussymbol?
    Nach dem Schießen ging’s auf in den Wald, zu einem Zehn-Kilometer-Marsch, mit Gras am Stahlhelm und Ruß im Gesicht zwecks Tarnung.
    Unterwegs mußten wir eine andere

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