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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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mal, wer ihr da begegnet ist!«
    »Hans-Jürgen Dörfel?«
    »Woher weißt du das?«
    »Intuition.«
    Am Rätsel um Hans-Jürgen Dörfels Allgegenwärtigkeit hatte ich gerade kein gesteigertes Interesse.
    Für die Komposition meines Anerkennungsantrags setzte ich mich an Mamas elektrische Schreibmaschine. Absender, PK -Nummer, Adressat und Datum.
    Sehr geehrte Damen und Herren!
    Oder arbeiteten im Kreiswehrsatzamt keine Damen?
    Neues Blatt.
    Sehr geehrte Herren!
    Leerzeile.
    Hiermit beantrage ich meine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer.
    Leerzeile.
    Mit freundlichen Grüßen –
    Unterschrift druntersetzen, Antrag eintüten, zum Kreiswehrersatzamt radeln und den Brief einwerfen.
    Any day now, any day now,
    I shall be released …
    Die Begründung konnte ich noch nachreichen.
    Tante Dagmar versprach mir sofort eine Zeugenaussage in meinem Sinne. »Da brauchst du dann ja auch die Wahrheit gar nicht zu verdrehen«, hatte ich gesagt. »Und eine DIN -A4-Seite reicht völlig aus.«
    Weil die Prüfungsausschußmenschen sehen sollten, daß ich auch einen waschechten Rechtsanwalt als Zeugen aufbot, hätte ich Onkel Rudi gern als Dritten im Bunde gehabt. Ich erreichte telefonisch nur Tante Hilde, aber sie meinte, meine Bitte werde sicherlich nicht abschlägig beschieden.
    Gut. »Das Original müßte dann direkt an den Prüfungsausschuß im Meppener Kreiswehrersatzamt gehen. Und ein Doppel bitte an mich …«
    »Sollst du haben, Martin. Und ich schließe aus deinen Worten, daß es dir bei der Bundeswehr nicht mehr so richtig gefällt?«
    »So kann man’s sagen.«
    Neben dem Telefon lag der Durchschlag eines Einschreibens, das Papa an die Bundesvermögensabteilung in der Koblenzer Oberfinanzdirektion gerichtet hatte.
    Anliegend übersende ich Ihnen die restlichen von Ihnen verlangten Unterlagen zur Pfandübertragung des mir gewährten Familienheimdarlehens.
    Zu meiner Information bitte ich um Auskunft darüber, zu wessen Gunsten der Differenzbetrag zwischen hinterlegter Restschuld von DM 35 541,55 – die ja wohl nicht zinslos zu Gunsten der OFD Koblenz hinterlegt worden ist – und Schulderlaß von DM 14 313,44 plus rückzuzahlendem Betrag von DM 18 973,59 verrechnet wird.
    Durch Hinterlegung der Restschuld im Jahre 1979 und gleichzeitig weiterlaufender Tilgung und Verzinsung des FHD ist ein Betrag von DM 2254,55 zur Verzinsung und Tilgung des FHD von mir de facto doppelt erbracht worden.
    Wenn man solche Briefe aufsetzen mußte, um von der Koblenzer Oberfinanzdirektion nicht übers Ohr gehauen zu werden, dann blieb mir selbst nur übrig, jeglichem Kontakt mit dieser Behörde auszuweichen.
    In Budel zog ich Georg Krause ins Vertrauen. Das war der einzige, bei dem ich mit Verständnis rechnete.
    »Congratulations, Alter«, sagte er. »Dann sieh mal zu, daß dir hier die Platzhirsche nicht den Arsch aufreißen! Für die bist du als Verweigerer doch ’n gefundenes Fressen! Ich hätte ja selber verweigert, wenn’s für Zivis irgendwo Orchesterplätze gäbe. Die gibt’s aber nur für Soldaten, und ich muß nun mal mit meiner Tröte in der Übung bleiben, sonst bin ich genatzt …«
    Unterricht. Das menschliche Knochengerüst. Ich notierte mir nur einen Satz:
    Wie beim Gewehr gibt es hier verschiedene Baugruppen.
    Schon »in Bälde«, prophezeite Selcke, werde Hauptmann Focke uns als kleine Überraschung einen Nachtalarm bescheren; eventuell sogar als Aufgalopp zu einer 72-Stunden-Übung mit allen Fisimatenten. In selbstgebuddelten Erdlöchern schlafen und solche Scherze. »Wehe denen, die sich dann am Abend vorher vollgesoffen haben!«
    Am nächsten Morgen beschrieb ein übermüdeter Uffz das Innenleben der Pistole P1 und gähnte dabei so herzzerreißend, daß man zum Mitgähnen gezwungen war. Ich wollte mich danach für ein paar Minuten in meinem Bett ausstrecken, doch in der Stube saß ein anderer Uffz und erteilte Unterricht, und ich mußte strammstehen, grüßen, eine Erklärung für mein Erscheinen abgeben und mich für meine fehlerhafte Handhaltung rügen lassen: »Haben Sie Gicht in den Fingern?«
    Verhaltensregel Nummer zwei: Vorgesetzten niemals eine pampige Antwort geben.
    Am »Gruppenabend« saß man in der Stube mit dem Ausbilder zusammen und trank Bier. Es durften persönliche Fragen gestellt werden, und der Obergefreite Meier beantwortete sie wie folgt: Ja, er habe eine Freundin; nein, er sei nicht mir ihr verlobt; ja, er sei ihr treu; nein, er schiele nicht nach anderen Frauen; ja, ihm genüge diese eine

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