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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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stimmte, dann hatte Ann drei ihrer eigenen Regeln verletzt. Bill war vom Circus und er war vom Set , wie sie Familie und Freundeskreis bezeichnete. Aus jedem der beiden Gründe war er tabu. Drittens hatte sie ihn in der Bywater Street empfangen, laut Übereinkunft ein grober Verstoß gegen den Revierfrieden.
    Knapp zweihundert Seiten später konnte Smiley den Maulwurf stellen: Es war Bill Haydon. Und die bitterste Pointe: Karla, Smileys unschlagbarer Gegenspieler vom KGB , hatte Haydon auf Ann angesetzt, um Smileys Eifersucht zu schüren und ihn dadurch von dem Verdacht abzulenken, daß Haydon der Maulwurf sei.
    Wenn man das alles überdachte, konnte man sich nur sagen: Finger weg von der Spionage. Wenn einem das Leben lieb war.
    Ich radelte mit meinem abgetippten Bundeswehrtagebuch zum Emskopp-Verlag. Siggi Feege überflog die Seiten – viele waren es nicht – und sagte: »Machen wir.« Dann holte er sich einen Taschenrechner und knobelte aus, daß ich bei einer Startauflage von 500 Exemplaren 840 Mark auf den Tisch blättern müsse.
    Die übernahm Papa, obwohl er das ganze Projekt für unsinnig hielt.
    Bis zum Silvesterabend hatte Mama den Meckerbrief dann doch noch aufgetrieben. An das Sozialgericht in Hannover, fünfte Kammer, 1. 3. 1960:
    Werter Herr Gerichtshof! Die Schweine! Ich klage!! Die vom Landesversorgungsamt wollen meine Motten nicht anerkennen, die wo ich mir doch in Rußland zugezogen habe! Das laß ich nicht auf mir sitzen, ich nicht! Die Ärsche können doch nicht machen, was sie wollen! Das wäre ja noch schöner!!!
    Und so weiter im Klein-Doofi-Stil:
    Machen Sie mir eine Verhandlung. Ich bitte die vom Landesversorgungsamt von der Verhandlung auszuschließen und sie möglichst hoch zu verurteilen. Da steht doch wohl Zuchthaus drauf!
    »Das hättet ihr den Richtern ruhig schicken können«, sagte Olaf, aber das war nicht sein Ernst.
    In der Flimmerkiste lief Gute-Laune-Schmadder mit Konfetti, Papierschlangen und Bierzeltmusik. Der gleiche Schrott wie jedes Jahr Silvester.
    Beim mitternächtlichen Anstoßen pfiff Papa alle noch einmal zurück und erläuterte die korrekte Vorgehensweise: Man erhebe das Glas, stoße an und blicke einander dabei in die Augen – jeder jedem –, und nach dem Trinken erhebe man abermals das Glas und blicke einander abermals in die Augen. Wenn schon, denn schon. »Wir sind hier schließlich nicht bei den Hottentotten!«
    Wieder ein Jahr rum, und ich hing immer noch in Meppen fest.
    Am 1. Januar hatte ich frei. Dann rief die Pflicht: Ein stark angesäuselter junger Autofahrer hatte sich nachts am Rande der spiegelglatten Straße nach Sögel mit seinem Wagen um eine Birke gewickelt, und wir kriegten ihn nicht raus. Wir kriegten nicht einmal die heillos verknautschte Fahrertür und auch keine andere Tür an dem Wagen auf. Der Mann saß da eingeklemmt, mit der Kinnlade auf der Brust, flach atmend, aber ohnmächtig. Sein linker Unterarm wies einen 45-Grad-Winkel auf. Vom Becken und den Beinen konnte man nichts sehen. Die Fensterscheiben waren zerbrochen, und Gerlinsky versuchte, an einem der Arme eine Vene zu finden, in die er stechen konnte, um einen Tropf oder sowas anzuschließen, aber dafür hatte der Unfallfahrer wohl schon zu viel Blut verloren.
    Fast gleichzeitig trafen ein Notarzt und zwei Feuerwehrfahrzeuge ein, das eine aus Meppen und das andere aus Sögel, und die Feuerwehrleute stritten sich darüber, in wessen Kompetenzbereich die Unfallstelle lag. Dann rüttelten sie alle sinnlos an den Türen. Mit Äxten oder anderen Instrumenten traute sich keiner ran, weil der Fahrer sonst womöglich noch schwerer hätte verletzt werden können. Einer der Feuerwehrmänner machte den brillanten Vorschlag, die Birke abzusägen, oberhalb des Unfallwagens. Blinder Aktionismus! Wie bei den Schildbürgern!
    Und währenddessen dämmerte der Fahrer bei Minustemperaturen einem ungewissen Schicksal entgegen.
    Nachdem sich zwei Streifenwagen sowie zwei weitere Krankenwagen eingefunden hatten, wurden Gerlinsky und ich via Funk von der Sache abgezogen. Beschickt hatten wir nichts.
    Eine arme Socke, dieser Fahrer. Aber wenn er was gesoffen hatte, war er selber schuld an seinem Unglück.
    Das Buch von Oskar Negt und Alexander Kluge kam in der neuen Titanic schlecht weg:
    Ihre Verheißung geht dahin, man könne den Text an jeder beliebigen Stelle zu lesen beginnen. Es ist in der Tat egal, wo man anfängt. Freiwillig liest man nirgendwo weiter.
    Ich selbst hatte auch nicht drin

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