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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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weitergelesen. Schade um das schöne Geld.
    In meiner dienstfreien Zeit mußte mal was anderes passieren als das Übliche. Ich schlug im Telefonbuch Mona Feddersens Adresse nach und stieg kurzentschlossen aufs Rad. Ein unangemeldeter Sonntagsbesuch: Das hätte ich schon viel früher wagen sollen! Mona war nicht nur zuhause, sondern auch sichtlich erfreut über mein Kommen. »Du erlöst mich von meiner Englischlektüre«, sagte sie und setzte mir bei einem langen Spaziergang ihre Zweifel an der Nützlichkeit des Abiturstoffs auseinander.
    Beim Gehen schlenkerten die Enden von Monas weißem Schal aufs schönste hin und her. Den hatte sie selber gestrickt, wie sie mir mitteilte, und das brachte mich auf den glorreichen Gedanken, sie darum zu bitten, mir das Stricken beizubringen. Glorreich, weil man sich dabei noch deutlich näherkommen mußte als beim Spazierengehen.
    »Und was willst du stricken?«
    »Einen weißen Schal.«
    Monas Eltern und Geschwister waren netterweise aushäusig. Sie kochte schwarzen Tee für uns, und um ihren Schwung nicht zu hemmen, verheimlichte ich ihr meinen Widerwillen gegen henkellose Tassen. Der war jetzt nebensächlich.
    In Monas Zimmer setzten wir uns auf eine als Sofaprothese dienende Matratze, die allem Anschein nach auch als Schlafgelegenheit Verwendung fand. Man konnte sich an die Wand lehnen, und als der Unterricht anfing, hätte kein Blatt Papier mehr zwischen Lehrerin und Schüler gepaßt. Und was war das für ein Genuß – Schulter an Schulter mit Mona das Stricken lernen, mit ihrem Atem neben mir und ihren Händen auf den meinigen …
    Als weiteren Glanzpunkt nahm ich wahr, daß Monas seidiges braunes Haar, wenn sie sich vorbeugte, über meinen rechten Unterarm strich. Äußerst umsichtig von mir, daß ich meine Pulloverärmel vorher bis zum Ellenbogen hochgeschoben hatte!
    Teufel aber auch: Es konnte sich nicht ganz allein in mir das Gefühl der Verzauberung ausbreiten. Das mußte auch Mona empfinden, so warm und freundlich zugewandt, wie sie bei mir saß und mir mit Engelsgeduld das Maschenaufnehmen erklärte.
    Als unten die Eltern das Haus betraten, lud sie mich ein, noch zum Abendessen zu bleiben, doch das wäre des Guten zuviel gewesen. Wer wußte denn, ob ich mit diesen Eltern harmonierte? Nachher waren das welche, die ihre Gäste mit der Akribie von Kriminalbeamten zu verhören pflegten. Oder sie peinigten einen mit ihren klerikalfaschistischen Ansichten. Konnte man ja nicht wissen.
    Wir verabredeten uns für den nächsten Tag zum Schlittschuhlaufen und zur Fortsetzung der Strickstunde. Das war mehr als genug.
    Auf dem Nachhauseweg kam mir das eine Gedicht von Brecht in den Sinn.
    Ich habe dich nie je so geliebt, ma sœur
    Als wie ich fortging von dir in jenem Abendrot …
    Und Heike?
    Die war Lichtjahre entfernt.
    Nach Heike hatte Mona mich gar nicht gefragt. Aus Rücksichtnahme? Auch auf sich selbst? Um den Bann nicht zu brechen?
    Der Wald schluckte mich, der blaue Wald, ma sœur
    Über dem immer schon die bleichen Gestirne im Westen standen …
    War ich in Mona verliebt? Und falls ja – mehr als in Heike?
    (Ging nicht auch beides?)
    Als »Agent in eigener Sache« mußte Smiley sich in die Mietwohnung eines vom KGB gekillten Dissidenten schleichen, um Beweismittel sicherzustellen.
    Überall sonst im Haus – sogar im Bett – kann man sich einigeln, seine Bücher lesen, sich einreden, daß der Mensch am besten allein sei. Doch in der Küche sind die Zeichen der Unvollständigkeit zu augenfällig. Ein halber Laib Schwarzbrot. Eine halbe Mettwurst. Eine halbe Zwiebel. Eine halbe Flasche Milch. Eine halbe Zitrone. Ein halbes Päckchen schwarzer Tee. Ein halbes Leben.
    Das kam Smiley natürlich bekannt vor. Er hatte immer noch an der Trennung von seiner Frau zu knacken, aber einfach wiederhaben wollte er sie auch nicht. Obwohl ihn der Gedanke daran nicht losließ:
    Die Wunden vergessen, die Liste von Liebhabern; Bill Haydon vergessen, den Circus-Verräter, dessen Schatten noch immer über ihr Gesicht fiel, sooft er die Arme nach ihr ausstreckte, dessen Andenken er wie einen ständigen Schmerz in sich trug …
    Ich hätte jetzt lieber was Erfreulicheres gelesen, aber Smiley war nicht der Typ für Romanzen.
    Vom DRK fuhr ich direkt zu Mona. Schlittschuhlaufen konnte man bei ihr in der Nähe auf einem zugefrorenen Gewässer im sogenannten Borkener Paradies. Ich zog die Schlittschuhe von Monas Bruder an und fiel sofort auf die Nase. Meine Unbeholfenheit gereichte mir jedoch

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