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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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und den vorderen Teil so weit nach hinten umgebogen, daß der Buchrücken gebrochen sei.
    »Und das hast du toleriert?«
    »Was heißt toleriert? Der Kerl hat vollendete Tatsachen geschaffen!«
    Für die Tramptour brauchten wir vier Stunden und in Hamburg nochmal eine für den Weg zu Magnus, aber der machte nicht auf.
    Vielleicht war er ja nur spazieren.
    Da gerade jemand ins Haus ging, schlüpften wir mit hinein und stellten unsere Taschen vor der Kellertreppe ab. Dann machten wir Einkäufe: Bier, Wein, Schnittbrot, Margarine, Wurst und Schinken.
    Magnus war noch immer nicht da. Wir stahlen uns bei der nächsten Gelegenheit ins Haus und stiefelten mit unserem Gepäck zur Wohnung hoch. Ob Klopfen half?
    Niemand öffnete uns. Ich ging in die Hocke und spähte durch den Briefschlitz.
    »Irgendwas zu sehen?« fragte Hermann.
    »Nur die leere Bude. Und der Faden mit dem Schlüssel.«
    Wir hätten also hineingekonnt. Weil das aber einem Einbruch gleichgekommen wäre, ließen wir uns auf der Treppe nieder und eröffneten dort das Bankett. Man mußte sehr gewandt sein, um die Margarine ohne Messer auf das Brot zu praktizieren, und der Schinken widerstand der Zerkleinerung durch normale Kauwerkzeuge, aber das Ärgste war das regelmäßig verlöschende Minutenlicht. Kaum hatte man sich was von dem Belag aufs Brot gefummelt, da ging das Licht – »Klack!« – wieder aus, und man saß im Dunkeln.
    Und dazu in der eisigen Zugluft.
    Als es zum achten oder neunten Male »Klack!« gemacht hatte, revidierten wir unsere Entscheidung, die grundgesetzlich geschützte Unversehrtheit der Wohnung von Magnus und Iltis zu wahren. Wir angelten den Schlüssel heraus, sperrten auf und gingen rein.
    Erste Frage: Was würde Magnus sagen, wenn er jetzt heimkäme?
    Zweite Frage: Was würde Iltis sagen – denn der kannte uns ja gar nicht?
    Wir setzten uns in die Küche, beendeten dort unsere Mahlzeit, räumten die Reste weg und berührten dabei so wenige Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände wie irgend möglich.
    Sehr wohl war uns nicht gerade zumute. Daher stellten wir unsere Taschen wieder unten bei der Kellertreppe ab und suchten ein Wirtshaus auf.
    Um Mitternacht war noch immer keiner zurück. Wir stahlen uns wieder hinein in die Wohnung und beendeten unser umfangreiches Tagewerk, indem wir die Matratzengruft in Iltis’ Zimmer zu unserem Nachtquartier umschufen und noch zwei Flaschen Bier auf sein Wohl erhoben. Sowie auf das von Magnus.
    Am Hafen, wo wir den Löwenanteil des Samstags verbrachten, stimmte Hermann ein Shanty an:
    Ick heff mol en Hamborger Veermaster sehn,
    to my hoodah, to my hoodah …
    Die Leute kuckten sich schon nach uns um, was Hermann jedoch nicht verdroß.
    De Masten so scheep as den Schipper sien Been,
    to my hoodah, hoodah ho!
    Wozu habe man das denn gelernt, wenn man’s nicht singen dürfe, hier, am Hamburger Hafen, der Geburtsstätte aller Seemannslieder?
    Ich rief zwischendurch mehrmals bei Julia an und bekam sie dann auch endlich an den Apparat. Ergebnis: Verabredung zum Flohmarktbummel in Langenhorn am Sonntag um halb elf.
    Just for a little while
    oh baby, just to see you smile …
    War ich nicht doch ein Glückspilz?
    In der Wohnung bewegten wir uns nun schon ein bißchen freier, denn Magnus und Iltis schienen für längere Zeit verreist zu sein. Falls sie nicht beide im Gefängnis saßen. Hermann ging sogar so weit, sich am Sonntagvormittag noch einmal auf die andere Seite zu drehen und weiterzuschlafen, als ich das Haus verließ. Er wollte dann später zum Flohmarkt nachkommen.
    Julia traf ich an einem Stand mit Gürteln, Schmuck und Tüchern. Nach einer etwas halbherzigen Umarmung wandte sie ihr ganzes Augenmerk wieder der Handelsware zu und hielt sich ungebührlich lange mit dem Mustern und Betasten öder Ohrringe auf. Was dachte sie sich dabei? Hatten wir uns denn nicht eine Menge zu erzählen?
    Vom Talmi des einen Standes wandelte Julia zum Nippes des nächsten, und so ging es fast ’ne Stunde. Selbst die pofeligsten Armreifen und Haarspangen mußten durchgefingert werden, und ich war nachher schon richtiggehend froh über Hermanns Erscheinen.
    Die rechte Ruhe habe er nicht mehr gefunden in der Wohnung, sagte er. »Ich hab unseren Gastgebern ein Dankesschreiben auf den Tisch gelegt und dann aber gemacht, daß ich wegkam …«
    Zum Lachen brachte er Julia durch die Bemerkung, daß man eine große hölzerne Salatgabel, die es da zu kaufen gab, auch als Schuhlöffel benutzen könne.
    Wir sollten

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