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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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wir auf der Rückreise Halt machten, gab es Wildschweine und Zebras, aber auch wieder keine Ponys, auf denen man reiten konnte.
    Wir fuhren über Hannover, um bei Tante Dagmar Renate einzusammeln, die aus Castelldefels dunkelbraungebrannt zurückgekommen war, fast schon verkohlt.
    Dann kriegten wir noch Kaffee und Käsekuchen bei Onkel Rudolf und Tante Hilde, die in einem Reihenhaus mit vier Etagen wohnten und drei Töchter hatten: Franziska, Alexandra und Kirstin. Ganz oben, in Franziskas Zimmer, durfte ich mir die Single Anuschka von Udo Jürgens anhören. Ich machte das Fenster auf, damit meine Kusine unten im Garten mitbekam, daß ich das Lied immer wieder abdudelte. Auf dem Dorf beim Tanze sah ich sie und sank fast in die Knie, sie war so schön wie Milch und Blut …
    Mein Wunsch, Franziska die Single abzuluchsen, ging in Erfüllung: »Wenn die dir so gut gefällt, dann nimmse mit!« Leider hing mir Anuschka jetzt zum Hals raus.
    Meine Zwiebeln waren gut gediehen. Volker zählte die Körner, die sein Ziermais hatte.
    Der Rasen durfte noch nicht betreten werden.
    In Vallendar fanden Volker und ich in einem Mauerloch eine halbvolle Schachtel Ernte 23. Als wir in Papas Schreibtisch auch noch Streichhölzer ausfindig gemacht hatten, gingen wir zum Paffen weg.
    Von den Zigaretten kriegte man einen rauhen Hals, aber weil wir irgendwie auf den Geschmack gekommen waren, kratzten wir, als die Schachtel leer war, unseren Zaster zusammen und radelten zum Automaten in der Schubertstraße. Milde Sorte, Reval, Astor, Atika, Lord Extra, Overstolz, HB, Pall Mall und Peter Stuyvesant.
    Volker zog Reval. Das waren Zigaretten ohne Filter. Schon nach dem ersten Zug hatte ich innen hinter den Lippen alles mit Tabakkrümeln voll und hätte fast gekotzt.
    Zuhause trank ich erstmal Wasser aus dem Waschküchenhahn.
    Als nächstes zog Volker eine Schachtel Milde Sorte. Er lud mich zum Paffen ins Wambachtal ein, aber vorher futterten wir noch jeder drei Stücke von der Walnußtorte, die Mama zur Feier des Tages eingekauft hatte, obwohl es gar nichts zu feiern gab.
    Mit den Gedanken war ich schon im Wambachtal. Walnußtorte fressen und anschließend Sargnägel quarzen, ob man dafür in die Hölle kommen konnte?
    Bei einer Radtour nach Simmern klauten wir uns Maiskolben vom Feld. Erst vorne den Fusselzopf abreißen, dann die Blätter abpellen. Der Mais war noch nicht reif, und wir schmissen die Kolben weg, um uns keinen flotten Heinrich einzufangen.
    Wenn man mal rückwärts rollte mit dem Rad, durfte man die Handbremse nicht anziehen, sonst rutschte die Bremsbacke raus.
    Hinter Simmern ging Richtung Vallendar steil durch den Wald eine Straße runter, wo man ein Höllentempo kriegte und scharf aufpassen mußte, besonders in den Haarnadelkurven. Volker kachelte vorneweg, mit dem Kinn in Lenkerhöhe, wie üblich, um den Luftwiderstand zu verringern.
    In Vallendar wollten wir Kaugummis ziehen, aber um den Automaten flogen Wespen rum. Es waren auch welche innendrin, eingekeilt zwischen den Kaugummis, die in der prallen Sonne schon halb geschmolzen waren. Tierquälerei sei das, sagte Volker.
    Wir schoben die Räder auf Umwegen durch die Gartenstadt hoch, und ich hielt Ausschau nach Roswitha Schrimpf, aber ohne Erfolg.
    Am Straßenrand saß ein kleiner Hund, der sich streicheln ließ. Dann lief er uns nach, die ganze Strecke bis zur KaiserFriedrich-Höhe. »Ich wette, der ist herrenlos«, sagte Volker, aber dann kam ein Opa auf einem Moped die Sprungschanze hoch, pfiff den Hund zu sich hin und spuckte Gift und Galle: »Saupänns seid ihr!«
    Als ob wir den Hund entführt hätten und der uns nicht von sich aus nachgelaufen wäre. Sollte der Idiot seinen Wauwau doch anleinen.
    In der Gutenbergstraße fuhr ich mit Volldampf über die Bürgersteigkante. Es gab einen Knall, und der Vorderreifen war platt. »Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt«, sagte Volker.
    Es gab nicht viel, wobei man belemmerter aussah, als wenn man ein Rad mit Plattfuß zu schieben hatte.
    Den geplatzten Schlauch mußte ich unter Papas Aufsicht flikken. Rad auf den Kopf stellen, Wasserschüssel füllen, Flickzeug suchen, Vorderrad ausbauen, Mantel von der Felge würgen, Schlauch aufpumpen, ins Wasser halten und auf Bläschen achten, Loch finden, Schlauch abtrocknen, Flickstelle mit Stinkezeug einschmieren, Flickengummi abziehen, aufsetzen und andrücken, abwarten und den Schlauch wieder aufpumpen. Wenn unter dem Flicken Luft rauspfiff, konnte man alles wieder abreißen und von

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