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Alle Vögel fliegen hoch

Alle Vögel fliegen hoch

Titel: Alle Vögel fliegen hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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dem Unterricht hatte anrufen wollen.
    »Ich habe noch eine Neuigkeit!«, rief ich. »Aber ich habe nicht geschnüffelt.«
    »Bitte nicht«, stöhnte Felix. »Was kommt jetzt?«
    »Ich war gestern bei dem Opa von Sarah.«
    »Nach dessen Adresse du mich gefragt hast?«
    »Ja! Ich wollte mit ihm reden, weil ich glaubte, er hätte etwas gegen Flipper. In Wirklichkeit hat er wohl selbst einen Nachmieter vorgeschlagen, und da er mit den Widmanns befreundet ist, hat dieser Nachmieter den Zuschlag bekommen. Und weißt du was?«
    Felix schüttelte den Kopf.
    »Irgendwie erleichtert mich das auch. Eigentlich habe ich dort nie hingewollt. Ich bin ein Stadtkind mit einer Sehnsucht nach dem Land, und es ist schön, wenn man sich seine Sehnsüchte bewahrt, denn nur dann bleiben sie so wunderbar, wie sie sind.«

    »O wie wahr«, grinste Felix, und da fiel mir auf, was ich gesagt hatte. Ich dachte kurz nach. Ja, das stimmte. In jeder Beziehung.
    »Jedenfalls habe ich bei dem Opa in der Hecke, nein, nicht ich«, wieder stieg ein Schwall Tränen hoch, »Flipper, es war Flipper. Er hat einen solchen Käfig aufgespürt, wie ich damals einen im Wald gefunden habe, bevor Klaus Hase gestorben ist, der mit dem Vogel drin, den ich freigelassen habe.«
    Felix stieß einen Pfiff aus. »Ein Fangkorb!«
    »Glaubst du, da besteht ein Zusammenhang?«, fragte ich zögernd.
    »Es wimmelt nur so von Vögeln in diesem Fall.«
    Das hatte er schon einmal gesagt. »Sarahs Opa ist als Tauben-Rudi bekannt«, fügte ich hinzu.
    »Das passt ins Bild. Viele Taubenzüchter stellen illegal Fallen auf. Sie wollen ihre Zucht schützen. Auch wenn es verboten ist. Aber ich gebe den Hinweis gerne weiter an die Kollegen, die sich in dieser Szene einen Überblick verschafft haben. Wie heißt dieser Mann genau und wo wohnt er? Vielleicht haben ihn die Kollegen bereits überprüft.«
    Ich beschrieb Felix den Weg zum Riedhof, und danach verabschiedete er sich von mir.
    »Ich muss los, Franza.«
    »Wohin?«, fragte ich.
    »Heim.«
    Ich glaubte ihm nicht und nickte. Er ging zur Tür, drehte sich um, lehnte im Türrahmen. Der pure Sex. Ich schämte mich, weil mir das auffiel.
    »Hast du eigentlich irgendwelche Feinde?«, fragte er.

    »Feinde?«
    »Gib mir zurück, was mir gehört«, zitierte er aus dem Erpresserbrief. »Ich muss das jetzt fragen, Franza. Wie sieht es in deinem Privatleben aus? Hast du vielleicht zufälligerweise, ich meine, so etwas kommt häufig vor, das ist gar nichts Besonderes, ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann? Gibt es irgendwo einen Verehrer, den du – vielleicht ohne es zu merken«, er räusperte sich erneut, »zurückgewiesen hast?«
    »Ich bin Single!«, rief ich empört.
    »Natürlich«, sagte Felix schnell.
    »Und das will ich auch bleiben.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel. Bitte überlege trotzdem einmal. Gibt es einen … Kandidaten, den du vielleicht übersehen hast? In deinen Yogakursen begegnen dir doch sicher viele Männer und …«
    »Fast nur Frauen …«, unterbrach ich.
    »Aber du unterrichtest nicht nur Yoga, wie ich weiß …«
    Auf einmal fühlte ich mich schrecklich. Was wusste er alles über mich? Inwieweit hatte er seine Position ausgenutzt, um Erkundigungen über mich einzuholen? Meine Steuererklärung, meine Strafzettelstatistik, damals diese Sache mit dem .Auto … Was wusste er?
    Felix hob abwehrend die Hände. »Ich frage dich das nicht aus persönlichem Interesse oder Neugier. Es geht um Flipper. Ja, es könnte sehr gut sein, dass sein Verschwinden etwas mit dem Tod von Klaus Hase zu tun hat. Es könnte aber genauso gut sein, dass das eine falsche Spur ist und wir die Lösung in deinem Privatleben finden, und …«
    »… für mein Privatleben bist du nicht zuständig.«

    »Genau. Für dein Privatleben bin ich nicht zuständig«, wiederholte er.
    Ich nickte. Das war ganz in meinem Sinn. Reinen Tisch machen.
    »Gibt es denn Verehrer?«, ließ er nicht locker.
    Ich wollte scherzen. Doch mein »Dutzende« hörte sich jämmerlich an.
    »Hast du eigentlich Feinde?«, fragte ich, so freundlich es mir möglich war.
    Felix musterte mich einen Moment irritiert, dann prustete er los und lachte viel lauter, als ich das für angebracht hielt. Er hatte wohl ziemlich Druck aufgebaut. »Die Liste ist, schätze ich, länger als die deiner Verehrer.«
    Ich ignorierte diese Anspielung. »Ich will alle deine Fragen beantworten«, sagte ich und schüttete einen Eimer Honig über meine Stimmbänder. Es kamen nur drei Tropfen an,

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