Alle Vögel fliegen hoch
jemand einen Scherz mit Ihnen!«
»Der Brief ist echt!«
»Ich habe in meinem ganzen Leben keinen solchen Brief gesehen.«
»Und weil Sie noch keinen gesehen haben, gibt es das auch nicht?«
Ich drückte den roten Knopf. Ich hatte verstanden. Flipper war nicht wichtig. Flipper war nur ein Hund. Es dauerte keine Minute, da rief er zurück.
Diesmal rief er ohne Verstärkung an. »Frau Fischer, ich kann in zwei Stunden bei Ihnen sein, dann habe ich Dienstende.
»Sie kommen also erst nach Dienstende. Es ist ja nur ein Hund, oder? Und sagen Sie nicht dauernd Frau Fischer. Was ist das denn, wenn mein Flipper tot ist? Sachbeschädigung?«
»Ich komme, so schnell ich kann«, versprach er und legte auf.
Felix Tixel klingelte um halb neun, begrüßte mich knapp und starrte dann sehr lange auf den Brief, den ich auf den Küchentisch gelegt hatte. Sein Gesicht, das bei der Begrüßung noch nach Feierabend ausgesehen hatte, wurde dienstlich und ernst.
Bleib daheim, Schlambe. Wenn du mir giebst, was mir gehört, kriegst du deinen Kötter wieder. Instruckzionen folgen.
»Erstens«, sagte der Kommissar, »Flipper lebt. Das ist jetzt am wichtigsten, Franza. Er lebt!«
Ich stieß einen Schrei aus, der sich wie ein Jaulen anhörte. Dass er das aussprach. Das, was mir am meisten Angst machte. Dass Flipper nicht mehr da sein könnte. Ich schlug die Hände vors Gesicht und weinte hemmungslos.
Felix zog mich an seine breite Brust, die mir schnurzegal war. Es war mir auch egal, dass er nun Franza und du sagte
und vor seinen Kollegen im Büro Frau Fischer . Mir war alles egal außer Flipper, und ich weinte einen großen Fleck an Felix’ schwarzes T-Shirt. Felix führte mich zum Sofa.
»Er ist mein bester Freund.«
»Ich weiß.«
»Es ist so…leer ohne ihn.«
»Ja.«
»Ich muss ihn wieder finden, ich muss!«
»Ja, Franza. Bestimmt finden wir ihn.« Felix’ Stimme klang zuversichtlich. Und er hatte wir gesagt.
»Soll ich mal Kaffee machen?«, fragte er. »Und dann würde ich gerne mit Ihnen sprechen. Sie haben mir doch gesagt, dass …«
»Können wir uns duzen? Dein Hemd vollheulen und Sie sagen. Das passt irgendwie nicht.«
»Gerne, Franza.«
»Ich habe gestern Abend noch bei der Polizei angerufen und war heute persönlich dort. Das Tierheim hat mir das geraten. Die wissen also Bescheid.«
»Welche Dienststelle?«
»In Schwabing. Die waren sehr nett. Das wird als Diebstahl behandelt, oder?«
»Wenn der Hund aus deinem Auto entwendet wurde«, sagte Felix bedächtig, »ja, das ist Diebstahl.«
»Aber das stimmt nicht! Es ist eine Entführung!«
Felix fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er sah angespannt aus. »Als Entführung werde ich es nicht verfolgen können, nun, man könnte natürlich auch sagen, dass einem ein Hunderteuroschein entführt wurde. Aber zweifellos«, er sprach als gelte es, sein Team zu überzeugen, »gehört diese
Geschichte in die aktuellen Ermittlungen, also gehört sie auch nicht zu den Kollegen vom Diebstahl, sondern zu uns ins K1 …«
»Zu Klaus Hase?«, staunte ich. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.
»Für mich liegt das auf der Hand«, erwiderte Felix, »wenn ich auch noch keinen blassen Schimmer habe, wie das alles zusammenhängt.«
»Aber das würde ja bedeuten, dass sein Mörder… Dass er weiß, dass ich …«
»Dass du was?«
»Dass ich ihn gefunden habe und… nein, dass Flipper ihn gefunden hat und dass ich …«
»… zu oft in der Gegend unterwegs war«, stellte Felix mit einer Spur Genugtuung fest, was ihn mir fast ein wenig unsympathisch machte. Schnell wurde er wieder sachlich:
»Als du die aufgespießte Krähe an deinem Auto gefunden hast, da stand doch auch etwas auf deiner Motorhaube?«
»Ja. Mit Hundescheiße: Hau ab .«
»Rechtschreibfehler?«
»Sind ja nur fünf Buchstaben!«
Felix massierte seine Stirn. »Irgendjemand möchte, dass du dich von dieser Gegend fernhältst… aber warum? Was soll dadurch verhindert werden? Inwiefern kannst du irgendjemandem gefährlich werden?« Er seufzte. »Mir hat nie gefallen, dass du dich ständig dort rumtreibst.«
»Ja, ja!«, rief ich ungeduldig. »Aber damals war Flipper noch bei mir! Jetzt ist es ernst, richtig ernst! Ich habe so Angst um ihn.« Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht erneut loszuheulen.
»Das ist der Sinn dieses Briefes.«
»Ich weiß nicht, was die von mir wollen! Oder der!«
»In deinem Besitz befindet sich nichts, was ihm gehört haben könnte?«
»Ich heiße doch
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