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Alle Vögel fliegen hoch

Alle Vögel fliegen hoch

Titel: Alle Vögel fliegen hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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Telefon mit Vorsicht genießen«, warnte er mich.
    »Keine Waffen, keine Drogen?«
    »In etwa. Vorausgesetzt, du unterschreibst eine Genehmigung zur Telefonüberwachung.«
    »Ach, da hat man ein Mitspracherecht?«, staunte ich.
    »Du bist ja nicht verdächtig, also brauche ich die Telekommunikationsüberwachung auch nicht mit dem zuständigen Staatsanwalt beziehungsweise Ermittlungsrichter zu klären.«
     
    Um halb zehn klingelte es an meiner Tür. Moppelchen!
    »Hallo, Frau Fischer! Kann ich kurz reinkommen?«
    »Bitte.«

    Moppelchen schaute sich neugierig in meinem Flur um. »Hübsch.« An der Tür zum Schlafzimmer blieb ihr Blick förmlich kleben.
    »Ja?«, fragte ich.
    Waren Sie wegen Ihrer Fingerabdrücke schon bei den Kollegen von der Spurensicherung?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wir führen unter den Nachbarn eine Befragung durch, ob wer was gesehen hat. Irgendwie muss das Kuvert ja in Ihren Kasten gekommen sein, nicht wahr. Bislang leider negativ. Wie geht es Ihnen denn?«
    »Beschissen.«
    »Ja. Schon eine saublöde Sache. So was haben wir noch nie gehabt. Hundekidnapping! Auch die älteren Kollegen können sich nicht erinnern. Also, wenn das stimmt! Mein Chef schwört ja Stein und Bein auf seinen Instinkt. Ich bin mal gespannt.«
    »Worauf?«
    »Ob er Recht hat.« Claudia ging ein paar Schritte Richtung Wohnzimmer. »Er hängt sich weit aus dem Fenster für Sie«, ließ sie mich wissen. »Wenn das eine falsche Spur ist mit dem Hund, dann wird’s eng.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Konzentriert musterte Moppelchen meinen Garderobenständer. »Ach ja, und das sollen Sie unterschreiben. Sie wissen wohl Bescheid.«
    Claudia legte ein Formular auf den Tisch.
    »Sie haben einen sehr rücksichtsvollen Chef«, sagte ich, während ich die von Felix angekündigte Einwilligungserklärung unterschrieb.

    »Ja, das kann er auch sein, hin und wieder an handverlesenen Feiertagen«, grinste Claudia. »Wenn er nicht gerade wieder mal ein paar Herzen bricht.« Sie tippte sich an die nicht vorhandene Mütze, und weg war sie.
     
    Ich drehte mich um zu Flippers Korb und wollte wissen: Was hat die denn mit Herzen brechen gemeint? Doch da war niemand, der mir das hätte beantworten können. Ich schloss die Augen und versuchte, Kontakt mit ihm aufzunehmen. So was ist im Prinzip möglich, ich hatte einige Bücher darüber gelesen. Es gibt einen Wissenschaftler namens Rupert Sheldrake, der über morphische Felder forscht. Von Andrea wusste ich, dass auch die Familienaufsteller mit diesem Netz arbeiten. Nach Sheldrakes Theorie hinterlegen Lebewesen alles, was sie machen und denken in morphischen Feldern. Diese Felder können genutzt werden als Medium, denn durch sie steht alles miteinander in Verbindung.
    Flipper, wo bist du? Viele, viele Bilder fuhren in meinem Kopf Karussell, ehe sich meine Gedanken beruhigten. Auf einmal überkam mich ein Gefühl großer Wärme. Da wusste ich mit einer fast unheimlichen Sicherheit, dass er am Leben war. Ich rollte mich zu einer Flipperkugel zusammen und heulte eine Runde. Dann duschte ich heiß und kalt, zog mir Jeans und ein T-Shirt über und machte mich im Zwölfuhrläuten der Mariahilfkirche auf den Weg nach Starnberg.
    Warum?
    Nur so ein Gefühl.

    Ich parkte dort, wo die aufgespießte Krähe mich erwartet hatte und ich nie mehr hatte parken wollen, und lief den altbekannten Weg entlang. Flippers Leine hing locker über meiner Schulter. Seit seinem Verschwinden trug ich sie ständig mit mir herum. Mit Flipper zusammen hatte ich sie meistens vergessen. Zum ersten Mal, seit ich Klaus Hase vor nun zwei Wochen gefunden hatte, näherte ich mich dem Hochsitz ohne Nervosität, als wäre durch Flippers Verschwinden alles andere nicht mehr wichtig. Ich blieb eine Weile neben dem Hochsitz stehen, rief zweimal: »Flipper! «, ohne Hoffnung, dass er mir antwortete, dennoch tat es gut. Und dann ging ich weiter, so wie ich damals mit Felix gegangen war, und rief immer wieder: »Flipper!« in den Wald und über die Wiesen. »Flipper!« Ich rief es, als würde er irgendwo durchs Unterholz stöbern, die Nase am Boden, das Hinterteil nach oben gereckt und wild wedelnd. Ich rief, so laut ich konnte, und als könnte es gelingen, Zuversicht herbeizubefehlen.
    Den Mann sah ich erst, als er vor mir stand. Ich erschrak fürchterlich. Hatte er hinter einem Baum gelauert, oder hatte ich selbst mich im Wald meiner Gedanken verirrt? Der Mann lächelte mir freundlich zu. Er war kaum älter als ich, groß, schlank,

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