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Alle Vögel fliegen hoch

Alle Vögel fliegen hoch

Titel: Alle Vögel fliegen hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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linke Hand krallte sich an der Leiter fest.
    »Ich bin schon total verkratzt«, beschwerte Claudia sich. »Scheißbrombeeren!«
    Flipper verwandelte sich in einen Yorkshire Terrier, und ich fühlte Zuversicht. Noch vier, drei, zwei Sprossen – ich brachte uns sicher auf die Erde.
    Der Kommissar reichte mir meine Schuhe. »Vorsicht Stacheln«, sagte er und schaute mich anerkennend an. Sogar Claudia war beeindruckt. »Sie haben aber Schmalz! Das sieht man Ihnen auf den ersten Blick gar nicht an.«
    Ich überlegte, ob mich das verdächtig machte. Während Flipper durch die Gegend jagte und buddelte, um die Demütigung
zu verarbeiten – er hasst Getragenwerden –, setzten wir uns auf einen Baumstamm.
    »Pfui Teufel«, kommentierte Moppelchen, als Flipper bis zum Bauch in einem Matschloch versank.
    Flipper schüttelte sich einen Meter von ihr entfernt. In Gedanken belobigte ich ihn. Mit einem lauten »Igitt« lehnte Claudia sich zurück. Bildete ich mir das ein, oder grinste der Kommissar?
    »Frau Fischer, warum sind Sie jetzt schon wieder da?«, fragte Claudia mich.
    »Ist das vielleicht verboten?«
    »Sie ist oft in der Gegend. Das hat sie mir schon gesagt«, sprang mir der Kommissar bei.
    »Zum Gassi?«, fragte Claudia.
    Ich nickte.
    »Aber dass Sie ausgerechnet noch mal hierherkommen! Das war doch kein schöner Anblick, was Sie unterm Hochsitz gefunden haben. Ich würde da freiwillig nicht mehr hinwollen. «
    »Sie sind ja auch da.«
    »Beruflich.«
    Ich hätte selbst gern gewusst, warum mich dieser Ort magisch anzog. Meine Kehle fühlte sich an als würde sie zugedrückt. Auf einmal hatte ich das Gefühl, ich hätte Klaus Hase umgebracht.
    »Frau Fischer, warum kommen Sie noch mal hierher?«, wiederholte Claudia.
    »Ich hab nicht drüber nachgedacht«, sagte ich, bevor sie ein drittes Mal fragen konnte.
    »Sie kannten Klaus Hase nicht?«

    »Nein«, sagte ich.
    »Woher wissen Sie, wie der Tote heißt?«, fragte der Kommissar. Claudia starrte ihn an. Tja, Moppelchen , dachte ich. Er ist muskulöser als du. Überall. Du musst noch viel lernen.
    »Von Simon«, sagte ich.
    »Sie meinen den kleinen Jungen?«, fragte Claudia hektisch, als müsste sie etwas wiedergutmachen.
    »Ja.«
    »Der hat den Toten doch gar nicht gesehen? Meine Kollegen haben mir das ausdrücklich versichert. Und Sie selbst haben das doch auch gesagt? Das habe ich den Akten entnommen«, versuchte Claudia ihre Unaufmerksamkeit auszubügeln, dann stockte sie. Wahrscheinlich war ihr eingefallen, dass Simon neben Klaus Hase wohnte.
    »Ja«, stimmte ich zu. »Wir haben aufgepasst, dass der Junge …«
    »Wer ist wir?«, schoss sie dazwischen.
    »Herr und Frau Fischer«, sagte der Kommissar.
    »Hä?«, machte Claudia.
    »Flipper.«
    »Ach so.« Sie fand es nicht lustig.
    Ich schon. Bis ich genauer darüber nachdachte. Dann gefiel es mir nicht mehr. Aber so hatte der Kommissar es bestimmt nicht gemeint.
    »Also haben Sie Simon noch mal gesehen?«, kombinierte Claudia.
    »Ja. Beim Spazierengehen.«
    »Und da hat er Ihnen gesagt, dass der Tote Klaus Hase heißt?«
    »Ja. Sie sind Nachbarn.«

    Der Kommissar wendete sich Claudia zu. »Simon Brettschneider, seine Eltern wohnen gegenüber, jetzt zur Miete, ihr Haus wurde versteigert, sie hatten es selbst vor drei Jahren ersteigert, jetzt ist es wieder im Besitz der ehemaligen Eigentümer, so viel ich mich erinnere, eine Familie Schlatter, Klaus und Bert überprüfen das, gegen den Vater von Simon läuft ein Verfahren wegen Betrug, Unterschlagung et cetera pp.«
    » Elektro Brettschneider in Starnberg, ich hab die Akte vollständig im Kopf«, versuchte Claudia, die Musterschülerin, ihre Ehre zu retten.
    »Was …«, begann ich neugierig. Simons Haus versteigert? Claudia ließ mich nicht zu Wort kommen. »Sie kannten Klaus Hase also nicht persönlich?«, fragte sie und warf ihrem Boss einen fragenden Blick zu. Hatte er zu viel verraten? Oder was wollte sie wissen?
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Absolut sicher«, bestärkte ich und ärgerte mich, weil das absolut sicher mich unsicher machte. Ich räusperte mich. »Ich meine, ich weiß es nicht!«
    »Was wissen Sie nicht?«
    »Also ich würde sagen, dass ich ihn nicht gekannt habe. Wobei man da erst einmal definieren müsste, was Kennen bedeutet. Manchmal sagt man ja auch über irgendjemanden, den kennt man, dabei kennt man ihn nur vom Sehen. Ich würde meinen, dass ich Klaus Hase auch vom Sehen nicht kenne, wenn nicht mitgezählt wird,

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