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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dem Scherz und wischte sich die Augen. Ohne die geringste Neigung, dies zu bestreiten, tat Clemency dasselbe und lachte genauso herzlich wie er.
    „Ich muß dich einfach gern haben“, sagte Mr. Britain. „Du bist ein richtig liebes Geschöpf, so laß uns die Hände schütteln, Clem. Was auch geschieht, ich werde mich immer um dich kümmern und dein Freund sein.“
    „Wirst du?“ erwiderte Clemency. „Nun, das is sehr nett von dir!“
    „Ja, ja“, sagte Mr. Britain und gab ihr seine Pfeife, damit sie die Asche ausklopfe. „Ich werde dir zur Seite stehn. Horch! Das is ein seltsames Geräusch!“
    „Geräusch!“ wiederholte Clemency.
    „Schritte draußen. Es klang, als ob jemand von der Mauer sprang“, sagte Britain. „Sind oben alle zu Bett?“
    „Ja, inzwischen sind alle zu Bett“, antwortete sie.
    „Hast du nichts gehört?“
    „Nein.“
    Beide lauschten, hörten aber nichts.
    „Ich werd dir was sagen“, meinte Britain und nahm eine Laterne herunter. „Sicherheitshalber werd ich mich noch mal umsehn, ehe ich selbst zu Bett gehe. Mach die Tür auf, während ich diese anzünde, Clemmy.“
    Clemency fügte sich schnell, bemerkte aber dabei, daß er seinen Spaziergang umsonst mache, daß alles Einbildung sei und so weiter. Mr. Britain sagte: „Wahrscheinlich“, machte sich trotzdem, mit dem Feuerhaken bewaffnet, auf den Weg und ließ das Laternenlicht nach allen Richtungen nah und fern scheinen.
    „Es is so still wie auf ’m Friedhof“, sagte Clemency, ihm nachblickend, „und auch fast so gespenstisch!“
    Als sie sich zur Küche umdrehte, schrie sie angstvoll auf, da sie plötzlich eine zarte Gestalt bemerkte. „Was is das!“
    „Pst!“ flüsterte Marion aufgeregt. „Du hast mich doch immer liebgehabt, nicht wahr?“
    „Dich liebgehabt, Kind! Da kannst du sicher sein.“
    „Ich bin sicher. Und ich kann dir trauen, nicht wahr? Es gibt zur Zeit keinen anderen, dem ich trauen kann.“
    „Ja“, sagte Clemency von ganzem Herzen.
    „Da draußen ist jemand“, sie wies auf die Tür, „den ich heute abend sehen und sprechen muß. – Michael Warden, gehen Sie um Gottes willen zurück! Jetzt nicht!“
    Clemency fuhr vor Überraschung und Verwirrung zusammen, als sie der Richtung von Marions Blicken folgte und eine dunkle Gestalt im Eingang stehen sah.
    „Sie können im nächsten Augenblick entdeckt werden“, sagte Marion. „Jetzt nicht! Warten Sie, falls Sie können, in einem Versteck. Ich komme sofort.“
    Er winkte ihr zu und verschwand.
    „Geh nicht zu Bett. Warte hier auf mich!“ sagte Marion hastig. „Ich wollte schon seit einer Stunde mit dir reden. Oh, bleib mir treu!“
    Indem sie ungeduldig ihre unruhige Hand ergriff und sie mit ihren beiden Händen an die Brust preßte – eine Geste, die in ihrer leidenschaftlichen Bitte ausdrucksvoller war als die beredtesten Worte –, entfernte sich Marion; als der Schein der zurückkehrenden Laterne im Zimmer aufflammte.
    „Alles still und friedlich. Keiner da. Vermutlich Einbildung“, sagte Mr. Britain, als er die Tür schloß und verriegelte. „Das kommt von lebhafter Phantasie. Hallo, was ist denn los?“
    Clemency, die ihre Bestürzung und Unruhe nicht verbergen konnte, saß blaß und am ganzen Leibe zitternd auf einem Stuhl.
    „Was is los?“ wiederholte sie, rieb sich nervös die Hände und Ellbogen und schaute irgendwohin, nur nicht zu ihm. „Du bist gut, Britain! Versetzt einen mit Lärm und Laternen und was weiß ich alles in Angst und Schrecken. Was los is, ja!“
    „Aber wenn dich eine Laterne in Angst und Schrecken versetzt, Clemmy“, sagte Mr. Britain, blies sie gelassen aus und hängte sie wieder an, „kann man dieses Gespenst schnell loswerden. Aber du bist doch sonst so mutig“, sagte er und blieb stehen, um sie zu betrachten. „Und du warst es auch noch nach dem Krach und der Laterne. Was ist dir in den Kopf gestiegen. Doch nicht ein Gedanke, wie?“
    Aber da ihm Clemency in gewohnter Weise eine gute Nacht wünschte und herumzuhantieren begann, als wollte sie sofort zu Bett gehen, wünschte auch Little Britain ihr gute Nacht, nachdem er die originelle Bemerkung geäußert hatte, daß man aus den Launen der Frauen nicht schlau werde; nahm seine Kerze und trollte sich schlaftrunken zu Bett.
    Als alles still war, kam Marion zurück.
    „Öffne die Tür“, sagte sie, „und stelle dich dicht neben mich, während ich draußen mit ihm spreche.“
    So zaghaft ihr Verhalten war, zeugte es doch von einer Unbeirrbarkeit

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