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sagte er.
Es gab eine Zeit, und die liegt nur wenige Minuten zurück, als ein Anblick wie dieser dem Chemiker das Herz zerrissen hätte. Jetzt schaute er kalt herab; aber mit großer Anstrengung, sich an etwas zu erinnern – er wußte nicht, woran –, fragte er den Jungen, was er dort täte und woher er käme.
„Wo ist die Frau?“ antwortete er. „Ich will die Frau finden.“
„Wen?“
„Die Frau. Sie, die mich hergebracht und an dem großen Feuer abgesetzt hat. Sie war so lange weg, daß ich sie suchen ging und mich verlief. Ich will nicht Sie. Ich will die Frau.“ Er sprang so plötzlich auf, um zu entkommen, daß der dumpfe Ton seiner nackten Füße auf dem Fußboden schon nahe am Vorhang war, als Redlaw ihn bei seinen Lumpen zu fassen bekam.
„Bitte! Lassen Sie mich gehen!“ murmelte der Junge, sich wehrend und zähneknirschend. „Ich habe Ihnen nichts getan. Lassen Sie mich zu der Frau gehen!“
„Das ist nicht der Weg. Es gibt einen kürzeren“, sagte Redlaw, wobei er ihn zurückhielt, mit demselben sinnlosen Versuch, sich an Gedankenverbindungen zu erinnern, die sich eigentlich auf diesen gräßlichen Gegenstand beziehen sollten. „Wie ist dein Name?“
„Habe keinen.“
„Wo wohnst du?“
„Wohnen! Was ist das?“
Der Junge schüttelte das Haar von den Augen, um ihn einen Augenblick lang anzusehen, und dann wand er sich um seine Beine, rang mit ihm und stieß wiederholt hervor: „Wollen Sie mich gehen lassen? Ich will die Frau finden.“ Der Chemiker führte ihn zur Tür. „Hier entlang“, sagte er und blickte ihn noch verwirrt, doch widerwillig an und mied ihn, was von seiner Kälte herrührte. „Ich werde dich zu ihr bringen.“
Die scharfen Augen im Kopf des Kindes, die im Zimmer umherwanderten, blieben am Tisch hängen, auf dem die Reste des Abendessens standen.
„Geben Sie mir was davon!“ sagte er gierig.
„Hat sie dir nichts zu essen gegeben?“
„Morgen werd ich wieder hungrig sein, stimmt’s? Bin ich nicht jeden Tag hungrig?“
Als er sich freigelassen fühlte, sprang er wie ein kleines Raubtier auf den Tisch; und während er Brot und Fleisch und seine eigenen Lumpen an die Brust preßte, sagte er:
„So, nun bringen Sie mich zu der Frau!“
Als ihm der Chemiker mit einem neuen Gefühl von Abneigung streng zu verstehen gab, ihm zu folgen, und zur Tür hinausging, zitterte er und blieb stehen.
„Die Gabe, die ich dir verliehen habe, sollst du weitergeben, wohin du auch gehst!“
Die Worte des Geistes ertönten im Wind, und der Wind ließ ihn erschauern.
„Heute abend gehe ich nicht dahin“, murmelte er schwach. „Heute abend gehe ich nirgendwohin. Junge! Immer geradeaus den langen, gewölbten Korridor entlang, an der großen, dunklen Tür vorbei in den Hof – da siehst du das Feuer im Fenster leuchten.“
„Das Feuer der Frau?“ fragte der Junge.
Er nickte, und die nackten Füße waren fortgesprungen. Er kam mit seiner Lampe zurück, verriegelte hastig die Tür, setzte sich in seinen Sessel und bedeckte das Gesicht wie einer, der sich vor sich selbst fürchtete.
Denn nun war er tatsächlich allein. Allein, allein.
Zweites Kapitel
Die verbreitete Gabe
Ein kleiner Mann saß in einem kleinen Wohnzimmer, das durch einen kleinen Wandschirm, der vollkommen mit kleinen Zeitungsausschnitten beklebt war, von einem kleinen Geschäft abgeteilt war. In Gesellschaft des kleinen Mannes befand sich nahezu jede Anzahl kleiner Kinder, die Sie nur nennen mögen – zumindest schien es so; hinsichtlich der Zahl erzielten sie auf diesem sehr begrenzten Betätigungsfeld eine eindrucksvolle Wirkung.
Zwei von diesem kleinen Volk waren durch eine starke Hand ins Bett in einer Ecke befördert worden, wo sie behaglich den Schlaf der Unschuldigen hätten schlafen können, wenn sie nicht von der Veranlagung her den Hang gehabt hätten, wach zu bleiben und aus dem Bett heraus- und wieder hineinzuhopsen. Der unmittelbare Anlaß zu diesen räuberischen Vorstößen auf die wache Welt war eine Mauer aus Austernschalen in einer Ecke, die zwei andere Jungen von zartem Alter errichtet hatten. Über diese Befestigungsanlage fielen die beiden im Bett verwüstend her (wie jene verfluchten Pikten und Skoten, die die frühen historischen Studien der meisten jungen Briten heimsuchen) und zogen sich dann auf ihr Territorium zurück.
Zusätzlich zu dem Durcheinander, das solche Angriffe und die Vergeltungen der Überfallenen begleitete, die jene hart verfolgten und sich auf das
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