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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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befand sich Mr. Tetterby, als er nach Atem rang, an einem friedlichen Ort.
    „Meine kleine Frau“, sagte Mr. Tetterby und wischte sich das erhitzte Gesicht, „hätte das kaum besser machen können! Ich wünschte nur, meine kleine Frau hätte das machen müssen, also wirklich!“
    Mr. Tetterby suchte auf seinem Wandschirm eine Stelle, die geeignet war, bei dieser Gelegenheit Eindruck auf seine Kinder zu machen, und las folgendes:
    „‚Es ist eine unbestrittene Tatsache, daß alle bemerkenswerten Menschen bemerkenswerte Mütter gehabt und sie wie ihre besten Freunde im Leben geachtet haben.‘ Denkt an eure eigene bemerkenswerte Mutter, meine Jungs“, sagte Mr. Tetterby, „und erkennt ihren Wert, solange sie noch unter euch ist!“
    Er setzte sich auf seinen Stuhl am Feuer, schlug die Beine übereinander und machte es sich mit seiner Zeitung bequem.
    „Soll einer – ich kümmere mich nich, wer – wieder aus dem Bett steigen“, sagte Tetterby als allgemeine Erklärung, die sehr weichherzig abgegeben wurde, „und dieser geschätzte Zeitgenosse wird sich wundern!“ – ein Ausdruck, den Mr. Tetterby aus seinem Wandschirm wählte. „Johnny, mein Kind, paß auf deine einzige Schwester, Sally, auf, denn sie is der strahlendste Edelstein, der je auf deiner jungen Stirn gefunkelt hat.“
    Johnny setzte sich auf einen kleinen Schemel und quetschte sich aufopferungsvoll unter Molochs Gewicht zusammen.
    „Ach, was für’n Geschenk das Baby für dich is, Johnny!“ sagte sein Vater, „und wie dankbar du sein solltest! ‚Es ist nicht allgemein bekannt‘, Johnny“, er bezog sich nun wieder auf seinen Wandschirm, „‚aber es ist eine Tatsache, die auf genauen Berechnungen beruht, daß der folgende hohe Prozentsatz an Babys, die nicht das zweite Lebensjahr vollenden, das heißt …‘“
    „O bitte nicht, Vater!“ rief Johnny. „Ich kann es nicht ertragen, wenn ich an Sally denke.“
    Mr. Tetterby hörte auf, und Johnny wischte sich mit einem tieferen Gefühl für seinen Schützling die Augen und beruhigte seine Schwester.
    „Dein Bruder Dolphus is heute abend spät dran, Johnny“, sagte sein Vater, wobei er im Feuer stocherte, „und wird wie ’n Eisklumpen nach Hause kommen. Was is nur mit deiner lieben Mutter?“
    „Da ist Mutter und Dolphus auch, Vater!“ rief Johnny aus. „Glaube ich!“
    „Du hast recht“, erwiderte der Vater und lauschte. „Ja, das is der Schritt meiner kleinen Frau.“
    Der Denkprozeß, bei dem Mr. Tetterby zu dem Schluß gekommen war, daß seine Ehefrau eine kleine Frau sei, war sein Geheimnis. Sie hätte ohne weiteres zwei Ausgaben von ihm erbringen können. Wenn man sie als Einzelwesen betrachtete, erschien sie ziemlich bemerkenswert, weil sie so robust und stattlich war; doch im Zusammenhang mit ihrem Mann gesehen, wurden ihre Maße großartig. Auch nahmen sie keine weniger imposanten Proportionen an, wenn man sie mit der Größe ihrer sieben Söhne verglich, die nur winzig waren. In Sallys Fall jedoch hatte sich Mrs. Tetterby durchgesetzt, was keiner besser wußte als das Opfer Johnny, der diesen anspruchsvollen Abgott jede Stunde am Tag wog und maß.
    Mrs. Tetterby, die auf dem Markt gewesen war und einen Korb trug, warf Haube und Schal zurück, setzte sich erschöpft hin und befahl Johnny, ihr sofort seine süße Last zu einem Kuß zu bringen. Nachdem Johnny dem entsprochen hatte, zu seinem Schemel zurückgegangen war und sich wieder hingekauert hatte, bat Master Adolphus Tetterby, der inzwischen seinen Rumpf aus einem grellen, schier endlosen Halstuch gewickelt hatte, um dieselbe Gunst. Nachdem Johnny dem wiederum entsprochen hatte und zu seinem Schemel zurückgegangen war und sich wieder zusammengequetscht hatte, erhob Mr. Tetterby, von einem plötzlichen Einfall hingerissen, nun von seiner elterlichen Seite her denselben Anspruch. Die Befriedigung dieses dritten Wunsches erschöpfte das Opfer vollkommen, das kaum genügend Atem schöpfen konnte, um zu seinem Schemel zu gelangen, sich wieder zusammenzuquetschen und seiner Familie etwas vorzujapsen.
    „Was du auch tust, Johnny“, sagte Mrs. Tetterby kopfschüttelnd, „paß auf sie auf, oder du kommst deiner Mutter nie mehr unter die Augen.“
    „Noch deinem Bruder“, sagte Adolphus.
    „Noch deinem Vater, Johnny“, fügte Mr. Tetterby hinzu.
    Johnny, dem diese mögliche Ablehnung sehr naheging, blickte in Molochs Augen herab, um zu sehen, daß sie soweit ganz in Ordnung waren, und streichelte geübt ihren

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