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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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heran, und während er das Kinn auf die gefalteten Hände und die gefalteten Hände auf die Lehne stützte und mit forschenden Augen, die voller Feuer schienen, in sein Gesicht hinabblickte, fuhr er fort: „Meine einzigen Vorstellungen von einem freundlichen Zuhause sind von ihr ausgegangen. Wie jung sie war, wie schön und wie lieb! Ich nahm sie zu mir in meine erste armselige Bleibe, die ich mein eigen nannte, und machte sie damit reich. Sie trat in die Düsternis meines Lebens und machte es hell. – Sie steht gerade vor mir!“
    „Ich sah sie eben im Feuer. Ich höre sie in der Musik, im Wind, in der tiefen Stille der Nacht“, erwiderte der heimgesuchte Mann.
    „Liebte er sie?“ fragte der Geist und ahmte seinen nachdenklichen Ton nach. „Ich glaube, ja, früher. Dessen bin ich sicher. Besser, sie hätte ihn weniger geliebt – weniger heimlich, weniger herzlich, etwas oberflächlicher aus einem mehr geteilten Herzen!“
    „Laß es mich vergessen!“ sagte der Chemiker mit einer ärgerlichen Handbewegung. „Laß es mich aus der Erinnerung streichen!“
    Das Gespenst fuhr fort, ohne sich zu regen, die starren, grausamen Augen noch immer auf sein Gesicht gerichtet: „Ein Traum wie ihrer stahl sich auch in mein Leben.“
    „Ja“, sagte Redlaw.
    „Eine Liebe wie ihre“, sprach der Geist weiter, „soweit sie meine arme Natur hervorzubringen fähig war, keimte in meinem Herzen auf. Ich war zu arm, als daß ich den Gegenstand meiner Liebe durch irgendein Band des Versprechens oder Flehens mit meinem Schicksal verknüpfen konnte. Ich liebte sie viel zu sehr, als daß ich es versuchte. Doch mehr, als ich mich je im Leben bemüht hatte, kämpfte ich mich nach oben. Schon ein paar gewonnene Zentimeter brachten mich der Höhe näher. Ich plagte mich. Wenn ich zu jener Zeit meine Arbeit spät in der Nacht unterbrach – meine Schwester (liebe Gefährtin!) blieb noch bei mir trotz der verfallenden Glut und des auskühlenden Herdes –, was sah ich für Zukunftsbilder!“
    „Ich sah sie eben jetzt im Feuer“, murmelte er. „Sie kehren in der Musik, im Wind, in der tiefen Stille der Nacht, in den dahinrollenden Jahren wieder.“
    „… Bilder von meinem häuslichen Leben in der Zukunft, mit ihr, die der Ansporn zu meiner Mühe waren. Bilder von meiner Schwester, die unter gleichen Bedingungen die Frau meines lieben Freundes wurde, denn er hatte etwas geerbt, wir nicht. Bilder von unserem gesetzten Alter und reifen Glück, von den goldenen Banden, die so weit zurückreichten, daß sie uns und unsere Kinder zu einer glänzenden Girlande verbinden sollten“, sagte der Geist.
    „Bilder, die eine Täuschung waren“, sprach der heimgesuchte Mann. „Warum ist es mein Schicksal, mich so gut an sie zu erinnern?“
    „Täuschungen“, wiederholte der Geist mit seiner unveränderlichen Stimme und blickte ihn mit seinen unveränderlichen Augen durchdringend an. „Denn mein Freund (in dessen Brust mein Vertrauen ebenso verschlossen war wie in meiner eigenen) trat zwischen mich und den Mittelpunkt meines Systems von Hoffnungen und Kämpfen, gewann sie für sich und zerschlug meine zerbrechliche Welt. Meine Schwester, die doppelt lieb, doppelt aufopferungsvoll und doppelt fröhlich in meinem Heim war, lebte, um zu sehen, wie ich berühmt und mein Ehrgeiz belohnt wurde, als seine Triebfeder gebrochen war, und …“
    „Und starb dann“, fiel er ein. „Starb gütig wie immer und glücklich und mit nichts anderem im Sinn als ihrem Bruder. Friede!“
    Der Geist beobachtete ihn schweigend.
    „In der Erinnerung!“ sagte der heimgesuchte Mann nach einer Weile. „Ja. So stark in der Erinnerung, daß ich selbst jetzt, nachdem Jahre vergangen sind und mir nichts oberflächlicher und schwärmerischer vorkommt als die knabenhafte Liebe, die so lange überdauert hat, voller Mitgefühl daran denke, als wäre sie die eines jüngeren Bruders oder Sohnes. Manchmal frage ich mich sogar, wann ihr Herz zum erstenmal eine Neigung für ihn empfand und wie es an mir Gefallen gefunden hatte. – Einst nicht wenig, glaube ich. – Aber das ist gar nichts. Frühes Elend, eine Wunde von einer Hand geschlagen, die ich liebte und der ich vertraute, und ein Verlust, der durch nichts ersetzt werden kann, überleben solche Einbildungen.“
    „So“, sagte der Geist, „trage ich ein Leid und ein Unrecht mit mir herum. So verzehre ich mich. So ist das Gedächtnis ein Fluch, und wenn ich mein Leid und Unrecht vergessen könnte, würde ich es

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