Alle Weihnachtserzählungen
in alle Richtungen und in großer Verwirrung zurückzogen.
Mrs. Tetterby schmeckte das Abendessen nicht. Ihr schien irgend etwas auf der Seele zu liegen. Einmal lachte sie ohne Grund, ein anderes Mal weinte sie ohne Grund, und schließlich lachte und weinte sie gleichzeitig in einer so unsinnigen Weise, daß ihr Mann bestürzt war.
„Meine kleine Frau“, sagte Mr. Tetterby, „wenn das der Lauf der Welt is, scheint er falsch zu sein und dich umzubringen.“
„Gib mir ’n Schluck Wasser“, sagte Mrs. Tetterby und kämpfte mit sich, „und sprich mich im Moment nich an oder nimm keine Notiz von mir. Bitte nich!“
Als Mr. Tetterby das Wasser gereicht hatte, drehte er sich plötzlich zu dem unglücklichen Johnny um (der voller Mitgefühl war) und fragte gebieterisch, warum er gefräßig und faul herumlungere, anstatt mit dem Baby hervorzutreten, damit dessen Anblick seine Mutter wieder aufleben lasse. Johnny näherte sich, niedergedrückt von dessen Gewicht, unverzüglich, doch da Mrs. Tetterby die Hand ausstreckte, um anzudeuten, daß sie nicht in der Lage war, diesen Appell an ihre Gefühle zu ertragen, wurde ihm untersagt, sich auch nur einen Zoll zu nähern, wenn er sich nicht für ewig den Haß seiner liebsten Verwandten zuziehen wolle; folglich zog er sich wieder auf seinen Schemel zurück und quetschte sich wie zuvor zusammen.
Nach einer Weile sagte Mrs. Tetterby, es gehe ihr besser, und fing an zu lachen.
„Meine kleine Frau“, sagte Mr. Tetterby zögernd, „bist du ganz sicher, daß es dir besser geht? Oder wirst du, Sophia, in anderer Weise ausbrechen?“
„Nein, Dolphus, nein“, antwortete seine Frau. „Ich bin ganz bei mir.“ Dabei ordnete sie ihr Haar, drückte die Handflächen gegen ihre Augen und lachte wieder.
„Was für ein elender Narr ich war, dies für einen Augenblick zu glauben!“ sagte Mrs. Tetterby. „Komm näher, Dolphus, ich will mich erleichtern und dir sagen, was ich meine. Ich will dir alles erzählen.“
Während Mr. Tetterby seinen Stuhl näher heranholte, lachte Mrs. Tetterby wieder, umarmte ihn und wischte sich die Augen.
„Dolphus, mein Lieber“, sagte Mrs. Tetterby, „du weißt, daß ich, als ich noch nicht verheiratet war, mich hätte in etliche Richtungen vergeben können. Einmal waren vier gleichzeitig hinter mir her; zwei davon waren Söhne von Mars.“
„Wir sind alle Söhne von Mas, meine Liebe“, sagte Mr. Tetterby, „gemeinschaftlich mit Pas.“
„Das meine ich nich“, erwiderte seine Frau, „ich meine Soldaten – Feldwebel.“
„Oh!“ sagte Mr. Tetterby.
„Nun, Dolphus, ich denke jetzt bestimmt nich mehr an solche Dinge, um ihnen nachzutrauern, und bin gewiß, daß ich einen ebenso guten Mann habe und daß ich ebensoviel tun würde, um zu beweisen, daß ich ihn liebe, wie …“
„Wie jede kleine Frau auf der Welt“, sagte Mr. Tetterby. „Sehr gut, sehr gut.“
Wenn Mr. Tetterby zehn Fuß groß gewesen wäre, hätte er keine zärtlichere Hochachtung für Mrs. Tetterbys feenhafte Gestalt zum Ausdruck bringen können; und wenn Mrs. Tetterby zwei Fuß groß gewesen wäre, hätte sie kein stärkeres Gefühl haben können, daß ihr dies gebühre.
„Aber siehst du, Dolphus“, sagte Mrs. Tetterby, „da nun Weihnachtszeit is, wo alle Leute, die das können, sich einen freien Tag machen und wo alle Leute, die Geld haben, gern welches ausgeben, wurde mir ’n bißchen komisch, als ich eben durch die Straßen ging. Es gab so viele Dinge zu kaufen, so köstliche Dinge zu essen, so feine Sachen zu betrachten, solch herrliche Dinge zu haben, und es mußte so viel hin und her gerechnet werden, ehe ich es wagte, einen Sixpence für das Einfachste auszugeben; und der Korb war so groß, und es mußte so viel in ihn rein; und meine Barschaft war so gering und würde nich weit reichen; du haßt mich, nich wahr, Dolphus?“
„Nich wirklich“, sagte Mr. Tetterby, „bis jetz.“
„Nun, ich werde dir die ganze Wahrheit sagen“, fuhr seine Frau reuevoll fort, „und dann wirst du es vielleicht. All das fühlte ich so stark, als ich mich mühsam in der Kälte fortschleppte und als ich eine Menge andere rechnende Gesichter und riesige Körbe sah, die sich ebenfalls fortschleppten, daß ich zu überlegen begann, ob ich nich besser daran getan hätte und ob ich nich glücklicher geworden wäre, wenn ich …“; der Ehering ging wieder rundherum, und Mrs. Tetterby schüttelte den gesenkten Kopf, als sie ihn drehte.
„Verstehe“, sagte ihr Mann
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