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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kaufen. Das war sehr gütig von deiner Mutter. Du sollst dein Essen auch gleich haben, Johnny. Deine Mutter is mit dir zufrieden, mein kleiner Mann, weil du so schön auf deine liebe Schwester aufgepaßt hast.“
    Mrs. Tetterby beendete ohne eine Bemerkung, doch mit einem deutlichen Nachlassen ihrer feindseligen Einstellung gegen den Tisch ihre Vorbereitungen und holte aus dem großen Korb eine ordentliche, heiße und in Papier eingewickelte Portion Erbsbrei und eine mit einer Untertasse zugedeckte Schüssel heraus, die, als sie aufgedeckt wurde, einen solch angenehmen Duft verbreitete, daß sich die drei Augenpaare in den beiden Betten weit öffneten und auf das Festessen richteten. Mr. Tetterby stand da, ohne der stillschweigenden Aufforderung, sich zu setzen, Beachtung zu schenken, und wiederholte langsam: „Ja, ja, dein Essen is gleich fertig, Dolphus. Deine Mutter war bei der Nässe unterwegs, um es in der Garküche zu kaufen …“, bis ihm Mrs. Tetterby, die hinter ihm etliche Beweise für ihre Zerknirschung gezeigt hatte, um den Hals fiel und weinte.
    „O Dolphus!“ sagte Mrs. Tetterby. „Wie konnte ich mich nur so benehmen?“
    Diese Versöhnung rührte Adolphus den Jüngeren und Johnny in solchem Maße, daß sie beide einstimmig ein fürchterliches Geschrei anstimmten, was bewirkte, daß sich die kugelrunden Augen in den Betten sofort schlossen und es die beiden übrigen kleinen Tetterbys, die sich gerade aus der angrenzenden Kammer hereinschlichen, um zu sehen, was da mit dem Essen vor sich ging, vollends vertrieb.
    „Wirklich, Dolphus“, schluchzte Mrs. Tetterby, „als ich nach Hause kam, hatte ich nich mehr Ahnung als ’n ungebornes Kind …“
    Mr. Tetterby schien diese Redewendung nicht zu gefallen und er bemerkte: „Sag: als das Baby, meine Liebe.“
    „Hatte ich nich mehr Ahnung als das Baby“, sagte Mrs. Tetterby. „Johnny, sieh mich nich an, sondern sie, sonst fällt sie dir noch vom Schoß und is tot, und dann stirbst du an gebrochnem Herzen, und das geschieht dir recht. – Ich hatte nich mehr Ahnung davon als dieser Liebling, daß ich gereizt war, als ich nach Hause kam. Aber irgendwie, Dolphus …“ Mrs. Tetterby hielt inne und drehte wieder ihren Ehering am Finger.
    „Aha!“ sagte Mr. Tetterby. „Ich verstehe! Meine kleine Frau war aus der Fassung geraten. Schwere Zeiten und schlechtes Wetter und harte Arbeit machen es manchmal anstrengend. Ach so, du meine Güte! Kein Wunder! Dolph, mein kleiner Mann“, fuhr Mr. Tetterby fort und untersuchte die Schüssel mit seiner Gabel, „da is deine Mutter in der Garküche gewesen und hat außer dem Erbsbrei ’n ganzes Kniestück von ’ner köstlichen gebratenen Schweinskeule mit viel Kruste dran gekauft, mit würziger Soße und Unmengen Senf. Reich deinen Teller, mein Junge, und fang an, solange es heiß is.“
    Master Adolphus, der sich nicht zweimal nötigen ließ, nahm seinen Teller entgegen, wobei ihm das Wasser im Mund zusammenlief, zog sich auf seinen besonderen Schemel zurück und fiel mit Macht über sein Abendessen her. Johnny wurde nicht vergessen, erhielt aber seine Zuteilung auf Brot, damit er das Baby nicht mit Soße bespritzte. Aus ähnlichen Gründen verlangte man von ihm, daß er seinen Erbsbrei, sofern er nicht gerade beim Essen war, in der Hosentasche aufbewahrte.
    Es hätte etwas mehr Schweinefleisch an dem Knochen sein können – bei dem der Tranchierer in der Garküche sicherlich nicht vergessen hatte, einiges für vorherige Kunden abzutrennen –, aber man hatte mit Würze nicht gespart, und diese ist ein Zusatz, der die unklare Vorstellung von Schweinefleisch erweckt und den Geschmacksinn wohltuend täuscht. Wenn der Erbsbrei und die Soße und der Senf – ebenso wie die Pfingstrose im Vergleich mit der Nachtigall – schon kein reines Schweinefleisch waren, so hatten sie sich doch ganz in seiner Nähe befunden, und über dem Ganzen lag der Duft eines mittelgroßen Schweins. Er war unwiderstehlich für die Tetterbys im Bett, die, obwohl sie friedlichen Schlummer vortäuschten, herausgekrabbelt kamen, als ihre Eltern sie nicht sahen, und ihre Brüder schweigend um ein Zeichen brüderlicher Liebe baten. Diese, nicht hartherzig, reichten dafür Speisereste, mit dem Ergebnis, daß ein Kommando leichter Schützen in Nachthemden während des ganzen Abendessens im Wohnzimmer umherjagte, was Mr. Tetterby außerordentlich störte und ihn ein- oder zweimal zu einem Sturmangriff nötigte, vor dem sich diese Bandentrupps

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