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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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mir bitte einen Rat. Helfen Sie mir!“
    „Nein, nein, nein!“ antwortete er.
    „Mr. Redlaw! Lieber Sir! George hat im Schlaf von dem Mann gemurmelt, den Sie dort gesehen haben und der sich, so fürchtet er, umbringen will.“
    „Er sollte es lieber tun als in meine Nähe kommen.“
    „In seinem Fieberwahn sagt er, daß Sie ihn kennen, daß er vor langer Zeit einmal Ihr Freund war, daß er der zugrunde gerichtete Vater eines Studenten hier ist – ich ahne nichts Gutes –, des jungen Herrn, der krank lag. Was ist zu tun? Wie kann man auf ihn achtgeben? Wie kann man ihn schützen? Mr. Redlaw, bitte, o bitte, geben Sie mir einen Rat! Helfen Sie mir!“
    Die ganze Zeit über hielt er den Jungen fest, der wie besessen versuchte, an ihm vorbeizugelangen und sie hereinzulassen.
    „Geister! Bestrafer der gottlosen Gedanken!“ rief Redlaw und starrte gequält um sich. „Seht mich an! Laßt unter der Blindheit meines Geistes den Schimmer der Reue, der dort ist, hervorleuchten und zeigt mein Elend! In der Welt der Materie, so habe ich lange gelehrt, kann nichts entbehrt werden. Kein Schritt oder Atom in dem wunderbaren Gefüge könnte verlorengehen, ohne eine Lücke im großen Universum zu hinterlassen. Jetzt weiß ich, daß es sich mit Gut und Böse, Glück und Leid im Gedächtnis der Menschen ebenso verhält. Habt Mitleid mit mir! Erlöst mich!“
    Außer ihrem: „Helfen Sie mir, helfen Sie mir, lassen Sie mich hinein!“ und dem Ringen des Jungen, zu ihr zu kommen, gab es keine Antwort.
    „Schatten meines Selbst! Geist meiner freudlosen Stunden!“ rief Redlaw, heftig erregt. „Komm zurück und verfolge mich Tag und Nacht, aber nimm diese Gabe von mir weg! Oder wenn sie bei mir bleiben muß, entziehe mir die furchtbare Macht, sie anderen weiterzugeben. Mach rückgängig, was ich getan habe. Laß mich im Dunkeln, aber gib jenen den Tag wieder, die ich verwünscht habe. Da ich diese Frau vor ersterem bewahrt habe und nie wieder Weggehen, sondern hier sterben will, ohne jemand, der sich um mich kümmert! Schütze dieses Geschöpf, das gegen mich gefeit ist – höre mich!“
    Die einzige Antwort war noch immer das Ringen des Jungen, zu ihr zu gelangen, während er ihn festhielt, und der Ruf, der sich verstärkte: „Helfen Sie! Lassen Sie mich hinein. Er war einst Ihr Freund. Wie soll man auf ihn achtgeben, wie soll man ihn schützen? Sie haben sich alle verändert, niemand anders hilft mir; bitte, bitte, lassen Sie mich hinein!“
    Drittes Kapitel
    Die Umkehrung der Gabe
    Die Nacht hing noch schwer in den Wolken. Über freien Ebenen, von Bergspitzen und den Decks einsamerSchiffe auf See war in der Ferne eine tiefliegende Linie am verschwommenen Horizont zu sehen, die sich allmählich in Tageslicht zu verwandeln versprach; doch ihr Versprechen war vage und zweifelhaft, und der Mond kämpfte heftig mit den Wolken der Nacht.
    Die Schatten um Redlaws Geist jagten einander dicht und rasch und verfinsterten sein Licht, wie die Wolken der Nacht zwischen Mond und Erde schwebten und letztere in Dunkel hüllten. Launenhaft und unbeständig wie die Schatten, die die Nachtwolken warfen, verbargen und enthüllten sie sich schwach vor ihm, und ebenso wie die Nachtwolken, falls das Licht für einen Augenblick durchbrach, fegten sie nur hinweg und machten die Dunkelheit noch stärker als zuvor.
    Draußen lag ein tiefes und feierliches Schweigen auf den altehrwürdigen Gebäuden, und die Pfeiler und Ecken bildeten dunkle, geheimnisvolle Umrisse auf dem Boden, die sich einmal in den weichen, weißen Schnee zurückzuziehen und ein anderes Mal hervorzutreten schienen, je nachdem wie die Bahn des Mondes verlief. Im Zimmer des Chemikers war es vom Schein der verlöschenden Lampe dunkel und undurchdringlich; eine geisterhafte Stille war dem Klopfen und der Stimme draußen gefolgt. Nichts war zu hören, nur hin und wieder ein leises Geräusch in der weiß gewordenen Asche des Feuers, als ob es den letzten Atem aushauche. Auf dem Fußboden davor lag der Junge in tiefem Schlaf. Der Chemiker saß in seinem Stuhl, wie er dort gesessen hatte, seit das Rufen an seiner Tür aufgehört hatte: wie ein zu Stein gewordener Mensch.
    Zu diesem Zeitpunkt begann die Weihnachtsmusik, die er vorher gehört hatte, zu spielen. Zuerst hörte er ihr zu, wie er auf dem Friedhof gelauscht hatte, doch bald darauf – sie spielte noch immer und wurde mit leiser, süßer, melancholischer Weise durch die nächtliche Luft zu ihm getragen – erhob er sich, stand da

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