Alle Weihnachtserzählungen

erschreckst!“
    „Es ist nicht richtig, wenn er sie in dieser Art nach oben verdreht“, sagte der erstaunte Fuhrmann, „stimmt’s? Guck mal, wie er mit beiden gleichzeitig blinkert! Und sieh dir seinen Mund an! Na, er schnappt wie ’n Goldfisch nach Luft!“
    „Du verdienst es nicht, Vater zu sein, wirklich nicht“, sagte Pünktchen mit der Würde einer erfahrenen Matrone. „Aber woher solltest du auch wissen, von was für kleinen Beschwerden Kinder geplagt werden, John! Du würdest nicht mal ihre Namen kennen, du dummer Kerl!“ Und als sie das Baby auf dem linken Arm umgedreht und ihm zur Kräftigung auf den Rücken geklopft hatte, zwickte sie lachend ihren Mann ins Ohr.
    „Nein“, sagte John und zog sich den Überrock aus. „Das ist wahr, Pünktchen. Ich weiß nicht viel darüber. Ich weiß nur, daß ich heute abend ziemlich mühsam gegen den Wind angekämpft hab. Er blies aus Nordost und den ganzen Heimweg lang direkt in den Wagen rein.“
    „Armer alter Mann, na so was!“ rief Mrs. Peerybingle und wurde sofort sehr geschäftig. „Hier, nimm den kostbaren Liebling, Tilly, während ich mich nützlich mache. Gerechter Gott, ich könnte ihn wahrhaftig mit Küssen bedecken! Lauf, guter Hund! Lauf, Boxer, Junge! Laß mich nur erst den Tee kochen, John, dann helfe ich dir wie eine emsige Biene bei den Päckchen. ‚Wie die kleine emsige Biene‘ und so weiter, weißt du, John. Hast du eigentlich ‚Wie die kleine emsige Biene‘ gelernt, als du zur Schule gingst, John?”
    „Ich kenne es nicht vollständig“, erwiderte John. „Ich war mal nahe dran. Aber ich hätte es nur verdorben, darf ich wohl behaupten.“
    „Haha!“ lachte Pünktchen. Sie hatte das fröhlichste kleine Lachen, das man je gehört. „Was für ein lieber alter Schatz von einem Dummkopf du bist, John, wirklich!“
    John, der diese Tatsache nicht im geringsten bestritt, ging hinaus, um nachzusehen, ob sich der Bursche mit der Laterne, der wie ein Irrlicht vor der Tür und dem Fenster hin und her getanzt war, hinreichend um das Pferd kümmerte, das dicker war, als Sie glauben würden, falls ich Ihnen seine Maße gäbe, und so alt, daß sich sein Geburtstag in grauer Vorzeit verliert. Boxer, der das Gefühl hatte, daß er seine Aufmerksamkeiten der Familie im allgemeinen schulde und sie gleichmäßig verteilen müsse, stürmte mit beängstigender Unbeständigkeit herein und hinaus: Bald beschrieb er mit kurzem Gekläff einen Kreis um das Pferd, das an der Stalltür gestriegelt wurde; dann täuschte er vor, wütend auf seine Herrin losstürzen zu wollen, brachte sich aber selbst ganz spaßig zum Stehen; bald entlockte er Tilly Slowboy, die auf dem niedrigen Kinderstuhl am Feuer saß, einen Schrei, indem er mit seiner feuchten Nase unerwartet ihr Gesicht berührte; dann zeigte er ein aufdringliches Interesse an dem Baby; bald lief er um den Herd herum und legte sich hin, als hätte er sich für die Nacht eingerichtet; dann stand er wieder auf, hielt seinen Stummelschwanz in die Luft, als erinnerte er sich gerade an eine Verabredung, und verschwand zu seinem Rundgang, um sie einzuhalten.

    „Da! Da auf dem Kamineinsatz steht der fertige Tee!“ sagte Pünktchen und war so flink und geschäftig wie ein Kind, das im Spiel den Haushalt führt. „Und da ist der kalte Schinken und die Butter, und dort liegt das knusprige Brot und alles andere! Hier ist der Wäschekorb für die kleinen Päckchen, John, falls du welche hast. – Wo bist du, John? Laß nicht das liebe Kind unter den Rost fallen, Tilly, was du auch machst!“
    Es muß erwähnt werden, daß Miss Slowboy, obwohl sie die Warnung mit einer gewissen Munterkeit in den Wind schlug, ein seltenes und erstaunliches Talent besaß, das Baby in Schwierigkeiten zu bringen, und schon mehrere Male sein kurzes Leben auf die ihr eigene ruhige Art gefährdet hatte. Diese junge Dame war so mager und gerade gewachsen, daß ihre Kleidungsstücke ständig Gefahr liefen, von den kantigen, kleiderhakenartigen Schultern, an denen sie lose hingen, herunterzurutschen. Ihr Gewand war bemerkenswert: eine Flanellrobe von einzigartigem Schnitt, die zu allen möglichen Gelegenheiten herhalten konnte und außerdem Blicke in die Rückengegend, auf ein in mattem Grün gehaltenes Mieder, gewährte.
    Von Miss Slowboy, die ständig alles mit offenem Mund bewunderte und überdies die Fertigkeiten ihrer Herrin und die des Babys unablässig beobachtete, kann gesagt werden, daß die kleinen Verirrungen ihres Urteils